Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
Vom Netzwerk:
fett und kursiv:
    „Du schwarzes Bleichgesicht kannst deine Kinder nicht schützen. Wir wissen alles.“
    Mein Herz setzte einen Schlag aus. Hatte Michael das gelesen? War er es, der die Zettel zerknüllt hatte? Szenen seines Alltag kamen mir in den Sinn. Er ließ die Kinder nie unbeaufsichtigt. Er ging immer mit ihnen zusammen oder ließ sie in der Obhut mehrerer Personen und seinem Sicherheitspersonal. In der Öffentlichkeit trugen sie Masken. Sie wurden privat unterrichtet. Geschenke wurden genauestens untersucht, bevor sie ausgepackt werden durften. Er wusste von den Briefen. Mir brach der Schweiß aus. Unter welchen Bedingungen lebte er wirklich?
    Dritte, vierte, fünfte Notiz, gleiche Schrift, gleiches Muster:
    „Es gibt viele Möglichkeiten zu sterben. Und viele Ebenen. Merkst du, wie du stirbst?“
    „Weißt du, was sie dir im Krankenhaus geben? Alles ist infiltriert. Es ist unser Netz, in dem du hängst. Gib auf.”
    „Wir machen dich fertig. Wir machen dir das Leben zur Hölle. Du wirst dir den Tod eher als das Leben wünschen.”
    Entsetzt schloss ich die Augen. Was waren das für kranke Typen da draußen? Wie gelangten diese Zettel überhaupt hierher? Und vor allem: In welcher Angst musste Michael leben? Sätze aus unserer letzten Unterhaltung kamen mir in den Sinn: „Ich habe große Probleme, Chirelle, wirklich... du kannst dir nicht vorstellen, wie groß sie sind...“
    Und ich hatte gemeint, das alles mit ein paar oberschlauen Sprüchen abtun zu können? Wie konnte ich nur? Für wie naiv musste er mich halten! Kein Wunder, dass er sich zurückgezogen hatte! Was hatte ich überhaupt darauf geantwortet? Dass die Probleme immer von einem selbst kommen? Ächzend schlug ich die Hände vor das Gesicht. Die Macht und Weisheit indischer Philosophien erschien mir plötzlich angesichts dieser Drohungen verschwindend gering.
    Völlig benommen ging ich den Weg zurück, die Zettel in der Hand. Eine dumpfe Leere hatte sich in meinem Kopf breitgemacht - die mich unfähig machte, überhaupt etwas zu tun. Endlich stieg ich unter die Dusche, ließ das heiße Wasser lange, lange laufen, als ob es in der Lage wäre, all diese Geschehnisse mit in den Abfluss zu spülen. Aber zumindest konnte es meine Anspannung ein bisschen lösen und ich überlegte, was ich tun sollte. Ich musste die Zettel der Security geben...ja, genau! Hastig holte ich den Kuchen aus dem Ofen, steckte die Zettel in meine Hosentasche und lief zur Wachzentrale. Doch Jason saß mit dem gesamten Wachpersonal in seinem kleinen Raum zusammen, um die Schichteinteilung zu besprechen. Verdrossen biss ich mir auf die Lippen. Jason sah mich durchs Fenster. Er kam kurz raus.
    „He, Chirelle, geht grade nicht – wir haben Besprechung – heute ist ungünstig... vielleicht in zwei bis drei Stunden, oder besser morgen?“
    „Ja... “, sagte ich, „okay, ich komm noch mal vorbei.”
    Ich brachte ein schiefes Lächeln zustande und ging langsam wieder zurück.
    Mein Handy brummte. Froh, etwas zu tun zu haben, sah ich auf das Display:
    „Hi Chi, Lust auf downtown die nächsten Tage?.”
    Die SMS war von Tom und nach kurzem Nachdenken verabredete ich mich erneut mit ihm. Tom kannte sich in der Celebrity-Szene besser aus als ich. Vielleicht war es möglich, ihn dahingehend unauffällig auszuquetschen. Vielleicht war es ja üblich, dass Stars solche krankhaften Ansagen bekamen? Aber irgendetwas sagte mir, dass Michael tatsächlich in einer Gefahr schwebte, deren Ausmaß ich mit meiner Heile-Welt-Vergangenheit noch nicht einmal im Ansatz erahnen konnte.
    Zurück in der Küche, sah ich auf die Uhr. Die Köche hatten frei - es war ja kaum einer da, den sie bekochen mussten und anders als ich konnten sie nach Hause gehen, wenn sich solch unvermuteten Freizeiten ergaben. Ich schmiss die Kaffeemaschine an, legte mein Handy auf den Tisch – Tom wollte sich noch mal melden – und ging in mein Zimmer, um mir ein Buch zu holen, zwischen dessen Seiten ich die unseligen Pamphlete klemmte. Als ich in die Küche zurückkam, stand da Grace und fingerte an meinem Funktelefon herum.
    „Hey!“, rief ich scharf. „Was soll das?“
    „Das Ding macht ja noch nicht mal Fotos“, sagte Grace ungerührt und tippte weiter die Menütasten durch. „Noch nicht mal Tonaufnahme ist möglich? Aus welchem Jahrhundert stammt das denn?“
    Sprachlos von ihrer Unverschämtheit starrte ich sie an. „Meinst du nicht, du gehst etwas zu weit?“, sagte ich eisig und riss es ihr aus der

Weitere Kostenlose Bücher