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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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wäre?“
    „Indem du ihn ins Meer fallen lässt.“
    Tom guckte einigermaßen leer. Aber auch das machte mir nichts aus. Auch das war ich gewohnt.
    XX / 1985/86
    „Menschen“, sagte er und paffte dicke Ringe aus seinem philosophierendem Mund: „...haben keine Ahnung, wo die wirkliche Gefahr liegt. Sie haben Angst vor Atomkriegen, vor Krankheit, vor Schmerz, vor Armut...aber das wirklich Gefährliche sind ihre Wünsche.”
    Er blickte in die Luft, dem Rauch hinterher, der sich träge in der Luft hielt.
    „Weißt du, warum die Musik - und Filmindustrie die mächtigste überhaupt ist?“
    Er wollte keine Antwort. Das war bekannt. Man ließ ihn reden.
    „Ruhm“, erläuterte er. „Wegen dem Ruhm. Damit hast du die Massen im Griff... die, die ihn wollen und die, die diejenigen anbeten, die ihn haben. Ruhm ... ist wie Milzbrand. Heimtückisch. Die Leute glauben, wenn sie bewundert werden, werden sie geliebt. Das ist so lächerlich...aber jeder fällt drauf rein. Und wenn der Ruhm schwindet, werden sie unglücklich. Ruhm ist für sie wie die Luft zum Atmen. Aber die Macht hat der, der am Hahn dreht. Die Macht gehört dem, der das erkennt. Die Macht gehört dem, der keine Liebe braucht. Verstehst du? Alle hetzen der Liebe hinterher und meinen, Erfolg wäre ein Synonym. Wenn du jemanden abhängig machen willst, mach’ ihn berühmt. Dann hängt er für immer am Zwickel. Menschen tun alles dafür, um angegafft zu werden. Wissenschaftliche Berichte bezeugen, dass Angaffen süchtig macht. Den Menschen fehlt etwas, sie fühlen sich nicht in Ordnung, wenn keiner mehr sie anglotzt. Sie tun alles dafür, um zu verhindern, dass ihr Erfolg schwindet. Das ist der Knackpunkt. So kriegst du die meisten. Ruhm ist die wirksamste, unsichtbarste und tödlichste Droge in dieser Welt. Und manchmal...manchmal führt sie zum Tod...ein Tod, der jeden treffen kann... und keine Spuren hinterlässt – niemand, außer der betreffenden Person selbst, ist schuld.
    Und kaum einer verzichtet. Wer in einem Palast gelebt hat, will in keine Hütte ziehen. Den Großmut haben die Wenigsten. 99% der Bevölkerung sind daher manipulierbar. Die Masse – die Masse gehört uns.”

Schmierereien
    Grace war zurück ohne die Kinder, ohne Michael. Ich vermisste seine Präsenz. Und machte mir Sorgen. Unschlüssig stand ich in der Küche, es war später Vormittag. Um wenigstens etwas zu tun, holte ich Zutaten für einen Kuchen aus dem Kühlschrank, als Grace herein kam.
    „Hey, Grace“, sagte ich leichthin, bevor die Erinnerung an ihren letzten Blick und die Durchsuchung mich verklemmte.
    „Hey“, antwortete sie und maß mich von oben bis unten.
    „Soll ich euch etwas zubereiten?“, fragte ich.
    „Nein, danke, so viele Kalorien braucht kein Mensch“, erklärte sie kühl.
    Verletzt starrte ich auf die Eierschachtel, hörte, wie Grace den Kühlschrank öffnete und wieder zuschlug. Sollte sie mir doch sagen, was sie dachte! Und zwar ins Gesicht! Mit einer impulsiven Ansage auf der Zunge wirbelte ich entschlossen herum und sah nur noch, wie sie aus der Tür rauschte und auch diese hinter sich lautstark schloss.
    Um mich abzulenken und Grace zum Trotz buk ich den Kuchen. Der Backvorgang brauchte eine Stunde und ich wollte mir meinen Frust in dem riesigen Park von der Seele laufen. Kaum konnte ich es erwarten, nach draußen zu kommen und es tat von der ersten Sekunde an gut. Die Luft war klar, das Grün leuchtete intensiv und ich lief mir den Kopf frei, auf einem Weg, der mich zu einer größeren Laubbaumgruppe führte. Die Sonne schien auf diese großen, majestätischen Bäume herab und auf der Suche nach einem Weg zwischen sie hindurch, kam ich auf eine kleine Lichtung, wo der Pfad endete. Ich wollte gerade zurück, als meine Aufmerksamkeit auf etwas Ungewöhnliches fiel. Auf der Erde, in Gras, Moos und Laub, lagen verstreut zerknüllte Zettel. Vier oder fünf.
    Neugierig trat ich näher, blickte mich um. Hatten die Kinder hier gespielt? Ich ging in die Knie und sammelte die Knäuel auf. Es waren fünf Stück. Das Papier des ersten Zettels glättend, setzte ich mich in das trockene Laub und lehnte ich mich an den Stamm des Baumes.
    Serifenlose Schrift, Punktgröße 14, fett. Die Worte:
    „Du weißt, um was es geht. Wir haben dich schon längst. Du bist schon tot.“
    Mir wurde schwummrig. Die Hoffnung, dass es sich um ein Detektivspiel der Kinder handelte, wurde durch den Text des zweiten Zettels zunichte gemacht.
    Serifenlose Schrift, Punktgröße 14,

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