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Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)

Titel: Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Subina Giuletti
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nicht mehr wusste, was er tat, der völlig außer Kontrolle war, der nach ihm griff mit gierigen Händen, an seinen Haaren riss, an seiner Kleidung, seine Arme und Beine festhielt. Gekreische, Gegröle, Hysterie - er versank im Inferno, fühlte eine gierige Hand an seinem Kopf, einen Ruck, einen feurigen Schmerz, - jemand hatte ihm einen Büschel Haare vom Kopf gerissen, er spürte, wie es brannte, wie seine Beine nachließen und er nach unten sank... er sah Beine, viele Beine... viele Füße, die ihn gleich zertrampeln würden und keine Hand, die ihn hochriss... er hatte keine Verbindung... die Verbindung war gekappt... er war allein... allein ... allein ... offene Münder, fanatische Augen...Leiber... Knüffe, Stöße, Fußtritte, Hände...überall... überall... Michael bekam keine Luft mehr, er fiel in eine Starre, er hatte Todesangst.
    „Wo ist der Kleine?“, schrie Malcolm. „Tito, wo ist der Kleine? Wo ist Michael?“
    Tito schüttelte kurz mit dem Kopf, er konnte nicht zurück, die Masse war zwischen ihm und Mike. Er deutete mit dem Finger ungefähr auf die Stelle, an der er Mike verloren hatte und Malcolm wurde bleich. Rücksichtslos boxte er sich wie ein Bulldozer durch, hieb seine Ellbogen in Leiber, die ihm im Weg standen, fand Michael, der halb ohnmächtig mit blutendem Kopf von Fans hin- und hergezerrt wurde, hackte mit seinen muskelbepackten Armen auf die Meute ein und riss ihn an sich. So schnell er konnte, walzte er sich einen Weg durch die Menge, warf den Jungen geradezu ins Auto und mit heulendem Motor und quietschenden Reifen startete die Limousine durch.
    „Das war ne Gaudi, was?“
    „Hast du so was schon erlebt?“
    „Guck mal hier, ich hab sogar blaue Flecken!“
    Die Brüder lachten angeregt, als sie sicher im Auto saßen und sie Richtung Hotel fuhren. Nur Michael saß im Fonds und tat keinen Muckser. Er stand unter Schock, aber das bekam keiner mit. Ihm war furchtbar schlecht und das bekamen sie mit, weil er sich im Auto übergab.
    Seine Brüder stöhnten angewidert auf und beschwerten sich über den Gestank. Keiner merkte, dass er blutete. Keiner sah, wie ungesund blass er war. Keiner, dass Michael gerade ein weiteres für ihn traumatisches Ereignis erlebt hatte.
    Im Hotelzimmer machten sich seine Brüder auf die Suche nach Groupies. Michael legte sich ins Bett und zog die Decke über den Kopf. Er fror. Er zitterte. Er hatte Angst.
    Sehnsucht nach Wärme überfiel ihn, Sehnsucht nach seiner Mom, Sehnsucht nach jemandem, der ihn liebte, einfach nur liebte und es ihm uneingeschränkt zeigte, der ihn einfach, einfach nur liebte, auch ohne, dass er schön sang, ohne auf der Bühne zu stehen, auch ohne sein Talent. Er sehnte sich so unglaublich danach, dass er meinte, sein Herz bräche in dieser Nacht. Aber es war keiner da – außer seinem treuesten Begleiter, der Angst.
    Es war bemerkenswert, dass Michael trotz all der Schwermut, die er entwickelte, seine Kindlichkeit nie verlor. Er ahnte, dass dies seine Rettung war. Und zudem lag seinem Charakter eine gehörige Portion Humor zugrunde – sie war seine Brücke zu der hellen Seite des Lebens und er war immer für Scherze und einen Witz zu haben.
    Michael liebte humorvolle Menschen, liebte Menschen, die ihn zum Lachen brachten und er liebte Streiche. Das Austüfteln, die Spannung...das Gesicht des Opfers – das war göttlich! Er liebte die guten alten Spiele wie hide and seek, Wasserbombenschlachten, Tortenschlachten... er liebte es zu lachen und er lachte oft. Kaum jemand konnte sich im Spielen so verlieren wie er. Es war erstaunlich, wie tief er Menschen in seinen Raum hineinziehen konnte, wenn er spielte. Er war so sehr Teil seiner Phantasiewelt, so vollständig in diesem gedachten Geschehen, dass man sich unvermittelt fragte, was denn nun „Realität“ sei. Diese Hingabe war ein großer Teil von Michaels Persönlichkeit – im Beruf wie im Spiel – was für ihn das gleiche war: Er verschrieb sich mit allen Sinnen dem, was er tat.
    Und diese Fähigkeit, die so vielen Erwachsenen abhanden gekommen war, bewahrte er sich er trotz der so übergreifenden Dramatik sein Leben lang. Michael war ein Kind, und mehr noch... er war ein Kind, das gern ein Kind sein wollte. Es ging nicht nur darum, etwas nachzuholen, was er nie gehabt hatte. Es ging darum, das Kindsein nicht aufzugeben, weil dies der Zugang zu seiner Quelle war. Er wusste, dass darin ein ganz besonderer Zauber lag.
    Er war „cute little Michael“, zwölf Jahre alt, Jermaine

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