Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
Lachkrampf.
Beruhigende weibliche Laute und leises Gelächter war zu vernehmen. Aus dem darauf folgenden grellen Gekreische schlossen sie, dass die Frauen auf Michael zugegangen waren und ihn wohl anfassten.
„Stopp! Stopp!“, hörten sie ihn mit schriller Stimme rufen. „Wie seid ihr hier reingekommen? Ihr wollt bestimmt woanders hin! Ihr habt euch im Zimmer geirrt!“
Die Brüder lachten sich einen ab. Wieder waren gurrende, einlullende Laute zu hören. Die Damen waren entsprechend präpariert, sie hatten ihnen gesagt, dass Michael verschreckt reagieren würde. Und sie schienen ihre Sache gut zu machen. Es wurde leise im Zimmer.
Mit Ohren groß wie Salatblätter lauschten sie an der Tür. Vereinzelt waren Stimmen zu hören, etwas wie „Ja, setz dich hierhin...ja, das ist gut...hierhin? Willst du das so? ...genau so...komm her...du auch...uh, was hast du vor...?“
Dann war es weitgehend still. Die Brüder warteten.
„Was machen sie?“, fragte Jermaine. „Wie weit sind sie?“
„Keine Ahnung, Mann“, antwortete Jackie, „seid doch mal leise...stöhnt da nicht jemand?“
Angestrengt lauschten sie mit dem Ohr an der Tür. Das hörte sich tatsächlich so an! Und da! Ein lautes Aufstöhnen, etwas wie Keuchen, wieder leise Stimmen, etwas wie Aufschluchzen, ein Seufzen.
„Hört sich gut an...“, sagte Tito zufrieden, „unser Kleiner wird erwachsen! Passt auf, dass er euch demnächst nicht die attraktivsten Groupies wegschnappt!“
Sie lachten verhalten und harrten vor Michaels Zimmer aus. Sie hatten für eine Stunde bezahlt.
Zehn Minuten nach Ablauf der Zeit öffnete sich die Tür. Die beiden Mädchen standen im Rahmen, vollständig bekleidet. Genau wie Michael. Die Mädels nickten mehrmals und nachdenklich und berührten Michael mit keinem Finger.
„War n’ tolles Gespräch“, sagten sie, „hat wirklich gut getan...wir werden drüber nachdenken...danke, Bruder...“
Dann sahen sie die Brüder entgeistert auf der Treppe sitzen und eine sagte: „Euer Bruder ist total nett.”
Verdattert sahen die sich an. Nett? Michael umarmte die beiden und entließ sie nach unten. Dann warf er seinen Brüdern, die ihn mit offenem Mund anstarrten, einen undefinierbaren Blick zu und verschwand in seinem Zimmer.
W enn auch die Entjungferung ihres Leadsängers nicht ihren Erwartungen entsprach, ihre Karriere tat es: Der Erfolg der Jackson Five stieg in schwindelerregende Höhen. Sie waren die erste schwarze Band, die einen so großen internationalen Erfolg feierte und das Zugpferd war Michaels göttliche Stimme, seine Ausstrahlung, seine Choreographien, seine Ideen. Aber immer öfter fühlte er sich gegängelt. Joe bestimmte, was er zu tun und zu lassen hatte, motown gab die Lieder vor, die er zu singen hatte...alles, alles war reglementiert – von den Interviews bis hin zur Kostümauswahl und ihren Frisuren.
„Ich war glücklich auf der Bühne“, erzählte er mir. „Ich war glücklich, weil mir in dieser Tätigkeit nichts fehlte…in den ersten Jahren. Aber in mir war noch soviel, was ich ausleben wollte, so viele Visionen, die ich hatte... und ich wurde unzufrieden bei motown. Berry Gordy hat viel für uns getan, speziell für mich... aber ich durfte nur das singen, was er vorgab. Und das wollte ich irgendwann nicht mehr. “
Genau in dieser Zeit brachen die Verkaufszahlen der Jackson Five vehement ein. Sie landeten kaum mehr einen nennenswerten Hit. Zwar hielt die Jackson-Mania noch an, doch war es eine Frage der Zeit, wann der Kreisel des Erfolges ausgedreht sein würde. Michael war verzweifelt. Er wollte etwas bewegen in der Welt! Er hatte soviel in sich! Es musste raus! Er war so voll! Er und Joe baten Motown, eigene Songs schreiben zu dürfen, aber das wurde ihnen verwehrt. Sie wechselten zu CBS, und als sie das taten, wurde ihnen erst klar, wieviel Gewinn Gordy mit ihnen gemacht hatte und wie schlecht er sie alle bezahlt hatte. Aber Michael fand, Gordy hatte sie groß gemacht und das war eben der Preis dafür gewesen. Dies war die erste Erkenntnis aus dem Wechsel. Die zweite war: Nichts ist für ewig: Jermaine hatte Hazel, die Tochter von Berry Gordy geheiratet, saß nun zwischen zwei Stühlen und unterlag einem gewaltigen Interessenskonflikt – aber er blieb bei Motown und verließ somit als erster die Jackson Five.
„Wie war das für ihn?“, fragte ich. „Hat er euch nicht vermisst?“
„Und wie!“, sagte Michael. „Und wir ihn. Er war unglücklich bis zum Anschlag. Zwar hat er bei
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