Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
der Limousine, als gut war. Es brodelte.
Die Bodyguards wurden per Funk gewarnt – es gab keine Möglichkeit, die Absperrung wieder aufzubauen und die Massen zurück zu drängen.
„Es muss schnell gehen“, informierten die Sicherheitsleute. „Sagt den Kids, sie müssen rennen, so schnell sie können.”
Michael war müde an dem Tag. Er hatte nicht weggewollt. Er hatte zuhause bleiben wollen, bei seiner Mama. Sich ins Bett verkriechen und vor sich hin tagträumen. Manchmal, so dachte er, ist das Träumen viel schöner als die Realität. Auch, wenn man sich in seinen Träumen so oft wünscht, es möge doch wahr werden, aber die Realität fühlt sich immer anders an, weniger gut. Der Traum selber ist schön, dachte er. Wie oft hatte er davon geträumt, berühmt zu werden! Und nun waren sie berühmt und er fand es zum Teil anstrengend und ermüdend.
„Mike! Hast du gehört? Du musst rennen!“, schrie Jermaine, als sich die Tür des Flugzeugs öffnete. Ohrenbetäubendes Gekreische blies ihnen entgegen. Die Brüder – bis auf Michael – sahen sich mit leuchtenden Augen an. Wow! Welch ein Empfang! Es wurde von Auftritt zu Auftritt immer doller! Die Bodyguards sahen sich ebenfalls an – mit weniger leuchtenden Augen.
„Okay, Jungs, wenn ich ‚los’ sage, rennt ihr wie die Besenkten zu dieser Limo da drüben“, erklärte der Leiter des Sicherheitsdienstes. „Sie steht jetzt noch innerhalb der Absperrung, aber wir befürchten, die hält nicht lang - und bis sie niedergetrampelt ist, müsst ihr im Auto sein, verstanden? Verstanden?“
Er schaute jeden einzelnen an und wartete auf das Nicken. Die Fans draußen kreischten noch frenetischer, als sie Bewegungen an der Tür wahrnahmen und die Gangway runter gelassen wurde. Nervös schauten die Leibwächter nach draußen. Für Michael hörten sich die hereindringenden Laute an wie eine infernalische Kakophonie wild schreiender Hyänen. War er sonst immer unerschrocken und begierig auf ein Abenteuer: Heute plumpste ihm sein Herz irgendwohin und anders als sonst wünschte er sich diesmal möglichst bald in die Sicherheit des Hotelzimmers.
„Wir müssen los – die Fans hier spielen total verrückt!“, rief Brother Michael, der Chef der Security. „Haltet euch an den Händen und... los!“
Der Startschuss war gefallen. Die Brüder rannten. Jackie hatte Jermaine an der Hand, Tito lief mit Marlon und Michael. Titos Hand fühlte sich gut an.
Michael fasste sie so fest er konnte und rannte mit. Die Gangway runter, fast gestolpert, Tito riss ihn hoch, der Arm schmerzte, aber Michael gab keinen Laut von sich. In seine Ohren drang ein unglaubliches, nicht enden wollendes Gebrüll. Er hörte die Stimme eines Mädchens, das schrie, als ob man ihr ein Messer in den Leib rammte, immer und immer wieder der gleiche Schrei, als ob sie wahnsinnig wäre. Michael hörte sie aus all den anderen Stimmen deutlich heraus. Daneben eine weitere Sirene, hysterisch heulend, vollkommen verzerrt seinen Namen kreischend. In einer Tonlage, die Michael nicht begriff...wie konnte man nur so schreien? Als ob ein Ungeheuer sie verschlänge! Als ob sie in einem Horrorfilm sei! Er klammerte sich an Titos Hand, konzentrierte sich auf die Limo, auf das Erreichen des sicheren Hafens.
Michael wollte sich die Ohren zuhalten. Es wurde alles noch viel hektischer. Er bemerkte, wie die Bodyguards sich gegenseitig etwas zubrüllten, trotz der Mikros, die sie im Ohr hatten. Irgendwie war ihm schlecht, er konnte das nicht hören, es löste etwas in ihm aus... diese Schreie, so nah bei ihm...so nah am Ohr... sie schrien direkt in sein Ohr! Spucketröpfchen sprühten ihn an... und als ihn das wunderte, schaute er zum ersten Mal auf...und sah sich umringt von Menschen, die die Absperrung niedergetrampelt und ihn in einem Wimpernschlag umzingelt hatten. Völlig geschockt schaute Michael in den Rachen eines Mädchens, das in voller Lautstärke brüllte und ihre Ellbogen rücksichtslos in jeden Magen hieb, der sie von ihrer Position zu vertreiben versuchte. Ein anderes übergab sich, ein Ellbogen traf ihn im Gesicht und er duckte sich automatisch unter Schmerzen. Die Menge drängte sich zwischen Tito und ihn und er spürte panisch, wie seine Hand ein paar Zentimeter aus Titos Hand glitt. Die Masse der Leiber drückte auf ihre beiden Arme... der Druck war so groß, so groß.... Michaels Finger rutschten aus Titos Hand und er schrie auf wie ein Besessener. Er war allein inmitten dieses wildgewordenen Mobs, der
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