Try hard to love me / Versuch doch, mich zu lieben (German Edition)
müsse ein guter Mensch sein.
Michael sah sich höchsten Ansprüchen gegenüber – und hatte zeitlebens nie den Eindruck, diesen gerecht zu werden.
„I’m a perfectionist“, sagte er über sich selbst, „Ich bin nie zufrieden mit dem, was ich tue. Es könnte immer besser sein.”
Er versuchte, das Gefühl des Getrenntseins loszuwerden, suchte die Liebe und Freude, die er in seinen Kindertagen gespürt hatte, als er der Musik der Sterne gelauscht hatte. Und wie so viele vor und nach ihm suchte er sie im Erfolg und in Gefühlen, die ihm andere entgegen brachten.
***
„Das klingt alles so...traurig“, stellte Michael fest, als wir an dieser Stelle waren. „Das klingt jetzt so, weil wir es hier bündeln...aber so war es nicht durchgängig. Vor allem nicht in dieser Zeit. Um ehrlich zu sein, war das eine herrliche Zeit mit meinen Brüdern...wir standen zusammen, wir wollten zusammen etwas erreichen, waren ein wunderbares Team und als es soweit war, als wir unseren ersten Nummer-Eins-Hit hatten, als wir das erste Mal im Radio gespielt wurden, fühlten wir uns monatelang wie im siebten Himmel.”
Joe tat alles, um seine Söhne auf ihrem Karriereweg voranzutreiben. Sie traten im berühmten Apollo-Theatre in New York auf. Dort performen zu dürfen, war ein Ritterschlag. Die Jackson Five aber rissen mit ihrer Professionalität und ihrem Sound selbst dieses als sehr launisch und schwierig bekannte Publikum dermaßen vom Hocker, dass dieser Abend für die Family-Band ein Riesenerfolg wurde. Sie waren einfach verdammt gut.
Sie bekamen einen Vertrag mit Motown und waren die glücklichsten Kinder der Welt. Los Angeles rief, die Welt Hollywoods, und sie zogen raus aus dem kalten, grauen Gary direkt in die Sonne. Michael fühlte sich wie auf Wolken. Der einzige Wehmutstropfen für ihn war, dass er nun komplett von seiner Mutter getrennt war, die mit den Mädchen und dem kleinen Randy noch zu Hause geblieben war, bis ihre Zukunft in L.A. gesichert war.
Berry Gordy, der Chef von Motown, lud sie in sein Haus ein und den Kindern fielen die Augen aus dem Kopf, als sie mit dieser Größe und dem Reichtum konfrontiert wurden. Und nicht nur das: Mr. Gordy spielte mit ihnen und seinen Kindern. Er nahm sich Zeit, war wie ein zweiter Vater für sie, unterhielt sich mit ihnen und für alle Brüder war das eine völlig neue Erfahrung.
Da Michael der Kleinste war, bekam er von Berry Gordy eine Ersatzmama zugeteilt, die attraktivste, die sich Mike nur vorstellen konnte: Diana Ross. Er fiel fast in Ohnmacht, als er sie zum ersten Mal sah und verliebte sich auf der Stelle in sie. Diana war schön, selbstbewusst und talentiert und sie hatte unendlich Stil. Mit der ihr eigenen Eleganz bewegte sie sich in der Welt der Großen und Reichen mit einer Nonchalance, die ihresgleichen suchte.
Michael bewunderte sie vom ersten Moment an. Er war so oft mit ihr zusammen wie es nur ging und unter ihren Fittichen entwickelte er noch mehr Sinn für Schönheit und Kunst – nicht nur im Bereich Musik. Diana brachte ihm die Arbeit mit Stift, Farben und Leinwand nahe und er verlor sich im Malen wie in seinen Noten.
Michael liebte charismatische Frauen und Diana war eine Frau, die Aufmerksamkeit auf sich zog, sobald sie einen Raum betrat. Sie hatte diese Art von subtiler, eleganter Sexualität an sich, die Michael auch an jener Künstlerin im Club erkannt hatte: Eine „Nur gucken, nicht anfassen“- Sexualität. Eine sinnliche Würde, oder würdevolle Sinnlichkeit, die ihn faszinierte und die Menschen eher als ein Kunstwerk denn als menschliche Wesen präsentierte. Und er registrierte unterbewusst, wie stark Menschen auf Schönheit reagierten, wie mühelos sie ihnen Tür und Tor öffnete. Alles schien einfacher, wenn man schön war.
Als der scharfe Beobachter, der er war, notierte sein auf Erfolg getrimmter Verstand, wie wichtig äußerliche Formen waren. Schönheit rief immer ein Lächeln hervor, ihm schien, schöne Menschen wurden viel eher geliebt.
Diana wiederum war extrem berührt vom kleinen Michael, nicht nur, weil er so traumhaft sang und so höflich war. Sie spürte seine Feinsinnigkeit, die Fähigkeit, Subtiles, Unsichtbares wahrzunehmen, was ein feines Band zwischen ihnen beiden spann.
Michael war bis an die Grenzen seiner treuen kleinen Seele dankbar für die Liebe, die sie ihm gab. Tiefe Gefühle ließen ihn nicht so einfach los und Diana blieb von da an immer in seinem Herzen, sein Leben lang. Sie war sein Stern, als er sich nach
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