TS 02: 220 Tage im Weltraumschiff
wiederkommt, fliegen Sie pünktlich, wie vorgesehen, zur Erde zurück.«
»Wird gemacht, Sergej Alexandrowitsch! Gute Fahrt!«
»Bei Einbruch der Dunkelheit stellen Sie den Scheinwerfer an«, fügte Kamow hinzu. »Wir können möglicherweise aufgehalten werden. Beim Scheinwerferlicht werden wir das Schiff leichter finden. Also dann: auf Wiedersehen!«
Er drückte Melnikow die Hand und begab sich zum Wagen. Paitschadse saß bereits am Steuer. Kamow bestieg den Geländewagen, schlug die hermetisch schließende Tür zu und öffnete den Hahn der Sauerstoff-Flasche. Als Luftdruck und -Zusammensetzung im Wageninnern normal geworden waren, nahm er die Maske ab. Paitschadse tat das gleiche.
Dann warf er einen Hebel herum. Ein kaum merkliches Zittern des Geländewagens zeigte an, daß der starke Motor seine lautlose Arbeit aufgenommen hatte.
Der Wagen steuerte langsam auf den Pflanzenwall zu, der das Raumschiff umgab. Paitschadse konnte sich nicht entschließen, die Sträucher zu zerknicken. »Schade drum, Sergej Alexandrowitsch!«
»Halten Sie mehr nach links!« sagte Kamow. »Ich glaube, dort ist eine Lichtung.«
Der Geländewagen schwenkte ein, gewann an Tempo und jagte nach Westen.
Melnikow, der seine Aufnahme beendet hatte, schaute ihm nach. Kamows Worte: »Und wenn er überhaupt nicht wiederkommt, fliegen Sie pünktlich, wie vorgesehen, zur Erde zurück«, klangen ihm noch immer in den Ohren.
Wenn er nicht wiederkommt … Nein, das kann nicht sein! Er kommt wieder … Er muß wiederkommen!
Er seufzte und ging langsam zum Schiff. Als er die Ausstiegkammer betreten hatte, zog er die Leiter hinter sich ein und drückte auf einen Knopf. Die Außentür schloß sich. Zehn Sekunden später öffnete sich automatisch die Innentür, ließ Melnikow durch und schloß sich wieder. Melnikow nahm die Maske ab und ging ins Observatorium.
Belopolski hatte seinen Platz am Fenster nicht verlassen.
»Sie sind noch zu sehen«, sagte er.
In der Ferne leuchtete über den Spitzen der Sträucher das schnell kleiner werdende weiße Verdeck des Geländewagens. Dann blitzte für einen kurzen Augenblick die Karosserie noch einmal auf und verschwand.
»Nun heißt es warten«, sagte Belopolski. »Morgen ist die Reihe an uns.«
,Morgen? Wenn es nur erst soweit wäre!’ dachte Melnikow und begab sich zur Funkstation.
Das leichte Knistern des Überspannungsableiters und das rote Lichtpünktchen der Kontrollampe gaben die beruhigende Gewißheit, daß die Funkstelle des Geländewagens in Betrieb war. Kamow hatte versprochen, die erste Meldung nach einer halben Stunde durchzugeben.
Melnikow setzte sich an den Apparat. Belopolski wanderte eine Weile ziellos im Observatorium auf und ab, dann nahm er neben ihm Platz.
Endlich waren die dreißig Minuten um. Im Lautsprecher knackte es.
»Hier spricht Kamow«, erklang die bekannte Stimme. »Wie bin ich zu verstehen?«
»Wir hören gut«, antwortete Belopolski.
»Ich höre Sie auch gut. Neues gibt es bisher nicht zu berichten. Wir fahren durch Gelände, das sich von der Umgebung des Raumschiffes in nichts unterscheidet. Haben auch einige Hasen gesehen. Einen hätten wir beinahe überfahren. Er sprang uns genau vor die Gleisketten, aber Arsen Georgijewitsch konnte noch ausweichen. Offenbar gibt es hier sehr viel davon, aber andere Tiere sind nicht zu sehen. Wir werden ständig geraden Kurs halten. Was gibt es bei Ihnen Neues?«
»Nichts. Alles beim alten.«
»Beobachten Sie das benachbarte Gelände. Das nächste Gespräch werden wir genau in einer Stunde führen.« Die Stimme verstummte. Das ausgeschaltete Mikrofon knackte.
»Bleiben Sie hier, Konstantin Jewgenjewitsch?« fragte Melnikow.
»Ich gehe ins Labor. Sergej Alexandrowitsch bat mich, den Film von heute zu entwickeln. Ich bin bald wieder zurück.«
»Gehen Sie nur.«Belopolski sah seinen jungen Gefährten prüfend an. »Gehen Sie nur«, wiederholte er, »und seien Sie unbesorgt! Die beiden werden pünktlich zurückkommen. Es besteht keinerlei Anlaß zur Beunruhigung. Und sollte es auf dem Mars größere Tiere geben, so werden sie es nicht riskieren, den Geländewagen anzugreifen.«
»Das beunruhigt mich ja auch am allerwenigsten«, erwiderte Melnikow. »Aber stellen Sie sich einmal vor, die Sauerstoff-Flasche wird undicht, und die Atemluft geht ihnen aus. Oder sie haben eine Panne am Motor oder am Wagen. Eine Kette kann reißen – sie werden sie nicht reparieren können. Wenn ihnen das in großer Entfernung vom Raumschiff
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