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TS 06: Das andere Universum

TS 06: Das andere Universum

Titel: TS 06: Das andere Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredric Brown
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sich in Nullzeit durch den Raum zu bewegen, ohne ein Transportmittel zu benötigen. Das machte ihn als Boten unentbehrlich, und Dopelle konnte auf diese Weise stets mit der Erdregierung und den verschiedenen Raumflotten in Kontakt bleiben.
    Es war bereits ein Uhr, als Keith das Buch beiseite legte und sich entkleidete. Er rief unten im Hotel an und bat, ihn um sechs Uhr zu wecken, morgen würde er viel zu tun haben.
    Natürlich träumte er von Betty. Mehr oder minder so bekleidet, wie er sie am Fenster ihrer Wohnung gesehen hatte, wurde sie von einer scheußlichen Monstrosität, die mehr als zehn Meter groß war, grüne Tentakeln von Meterdicke und neun Beine auf jeder Seite besaß, über die wilde, unheimliche Oberfläche einer fremden Welt gejagt.
    Und plötzlich war er, Keith, das grüne Monster, das Betty verfolgte; doch als er sie fast erreicht hatte, warf sich ein hochgewachsener, kühner junger Mann mit stählernen Muskeln dazwischen, der Dopelle sein mußte.
    Dopelle hob das grüne Ungeheuer, das Keith Winton war, in die Höhe, rief „Zurück, zum Arkturus, Spion!“ und schleuderte ihn in den Weltenraum. Dort drehte er sich Hals über Kopf in die Leere hinaus, erst zwischen den Planeten hindurch, dann zwischen den Sternen. Er raste so schnell dahin, daß ihm die Ohren klangen. Das Geräusch wurde lauter und lauter, bis er sein Arkturierdasein aufgab und merkte, daß das Telefon läutete. Er nahm den Hörer ab, und eine Stimme sagte: „Es ist sechs Uhr, Sir.“
    Keith wagte nicht, sich wieder hinzulegen, sonst wäre er sofort eingeschlafen. Er setzte sich auf die Bettkannte und versuchte, sich an die Einzelheiten seines Traumes zu erinnern.
    Konnte dies ein phantastischer Roman oder Film sein, eine bloße Halbrealität? Warum nicht? Dopelle verkörperte in seiner Perfektion einen zu phantastischen Charakter, umreal zu sein. Kein Editor hätte eine Geschichte gekauft, die sich mit einem so unmöglichen Helden befaßte. War dieses Universum aber zu überdreht, um auch nur als Fiktion gelten zu können, wie sollte er es dann als Wirklichkeit akzeptieren?
    Andererseits hatte Mekky, das mechanische Gehirn, diesem Gedanken scharf widersprochen –
    „… lassen Sie sich nicht zu einem verhängnisvollen Irrtum verleiten. Dies ist real; es ist kein Produkt Ihrer Phantasie. Die Gefahren hier sind real, und die Welt ist real …“
    Er zog sich an und ging hinunter, um zu frühstücken.
    Das erste, was er danach tat, war, daß er sich nach dem nächsten Schreibmaschinengeschäft erkundigte und dort eine Maschine lieh. Er riskierte es, seinen echten Namen anzugeben, für den er immer noch den Personalausweis bei sich trug, und hatte das Glück, daß man ihm daraufhin die Maschine aushändigte, ohne daß er eine Geldsumme hinterlassen mußte.
    So hart wie an diesem Tag hatte er noch nie in seinem Leben gearbeitet. Um sieben Uhr – er war todmüde und mußte aufhören – hatte er siebentausend Worte fertig. Eine Kurzgeschichte von viertausend und eine solche von dreitausend Worten. Beides waren Neufassungen von Erzählungen, die er vor langer Zeit bereits einmal geschrieben hatte. Eine spielte während eines Bürgerkrieges, die andere vor dem Hintergrund der frühen Pioniertage in Kansas.
    Er fiel ins Bett, bereits zu schläfrig, um noch zum Telefonhörer zu greifen und zu bitten, ihn am nächsten Morgen zu wecken. Er wußte, daß er in keinem Fall länger als zwölf Stunden schlafen würde, und sieben Uhr würde früh genug sein.
    Aber er erwachte bereits um fünf Uhr, rechtzeitig genug, um fasziniert zu beobachten, wie das Sonnenlicht die Schwärze der Vernebelung verdrängte. Um sechs frühstückte er und überlas danach nochmals die beiden Geschichten. Er war sehr zufrieden mit ihnen – sie waren gut. Er entschied sich, noch eine dritte Story zu schreiben und dann Borden aufzusuchen.
    Diesmal wählte er ein Science Fiction-Thema – eine Zeitreisegeschichte über einen Mann, der sich in prähistorische Epochen zurückbegab, erzählt vom Standpunkt eines Höhlenmenschen, der den Zeitreisenden traf. Auch an dieser Story hatte er sich bereits einmal versucht, und der Verlauf der Handlung haftete ihm klar im Gedächtnis. Er stürzte sich auf die Maschine und war um neun Uhr fertig. Jetzt besaß die Fassung wesentlich mehr Atmosphäre. Sie las sich packender und lebendiger, und Keith war verdammt stolz auf sich selbst.
    Eine halbe Stunde später stand er in Bordens Büro und grinste Marion Blake an. Sie lächelte

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