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TS 09: Kinder des Weltalls

TS 09: Kinder des Weltalls

Titel: TS 09: Kinder des Weltalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.C. Tubb
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unbewußt streifte er mit seinem Blick die fünf roten Punkte auf der Innenseite seines linken Armes. Merrill schien keineswegs beeindruckt.
    „Mit bloßen Händen oder mit Waffen?“
    „Zwei mit Messern, die anderen drei mit bloßen Händen.“ Sam schien sich entschuldigen zu wollen. „Zwei von den Kämpfen mit der bloßen Hand gingen gegen Erstlinge, und der Schiedsrichter brach den Kampf ab, bevor ich ihn beenden konnte. Aber warum all diese Fragen? Ich habe das Gesetz nicht gebrochen.“
    „Habe ich das gesagt?“ Merrill sah sich in dem bevölkerten Übungsraum um. „Wie ich höre, willst du gern zur H.P.“
    „Das stimmt.“ Sam blickte voller Hoffnung auf den Offizier. „Kannst du mich hineinnehmen? Ich bin ein guter Mann, und ich würde einen guten Offizier abgeben. Ich …“
    „Du bist zu alt“, erklärte Merrill entschieden und lächelte über den Gesichtsausdruck des anderen. „Vor zehn Jahren hättest du vielleicht eine Chance gehabt, aber jetzt nicht. Du mußt doch wenigstens dreißig sein.“
    „Siebenundzwanzig.“
    „Das habe ich ja gesagt, du kommst zehn Jahre zu spät. Du warst verheiratet und hattest Kinder; jetzt kannst du einem netten, ruhigen Alter in den Junggesellenquartieren entgegensehen, deine Pflanzen pflegen und dein Ausbildungssoll erfüllen.“ Merrill lächelte wieder, als er den verächtlichen Gesichtsausdruck von Aldway beobachtete. „Oder du kannst Männer zum Zweikampf herausfordern, bis du eines Tages einen findest, der etwas besser ist als du, und dann brauchst du dir keine Gedanken mehr um dein Alter zu machen – du wirst keines haben.“
    „Wäre das schlecht? Das ist doch hier eine Hölle von einem Leben.“
    „Vielleicht können wir etwas dagegen tun?“ schlug Merrill leise vor. „Zunächst aber wollen wir mal essen gehen. Ich bin hungrig.“
    Als Offizier war Merrill ermächtigt, in jeder beliebigen Messe zu essen. Sam aber mußte in den Speisesaal seines Sektors gehen und seine Erkennungsmarke vorzeigen. Das Essen bestand wie gewöhnlich aus hydroponischem Gemüse mit Hefe als Grundlange, war gut zubereitet und bot die Möglichkeit einer Auswahl unter drei Hauptgerichten. Merrill wählte Zitronenpastete, Aldway ein Filetsteak; die Grundstoffe waren an sich dieselben, die Speisen unterschieden sich nur durch Aussehen und Geschmack, denn die Diätetiker hatten seit langem erkannt, daß Abwechslung für gute Gesundheit und Appetit von entscheidender Bedeutung waren. Beide Männer aßen, wie Männer essen sollten, mit hungrigem Behagen und konzentrierter Aufmerksamkeit. Schließlich hatte Merrill den letzten Rest seiner Süßspeise, einer synthetischen Eiskrem – klein nach der Menge, aber reich an Protein und Kohlehydraten – verzehrt, setzte sich zurück und wartete darauf, daß sein Begleiter das Mahl beendete.
    Merrill nippte an seinem Wasser, seine Augen beobachteten aufmerksam über den Rand des Bechers hinweg sein Gegenüber. „Du willst also mit aller Gewalt aus den Gleisen brechen?“
    „Mit aller Gewalt“, sagte Sam heftig. „Wenn ich nicht bald was unternehmen kann, dann werde ich verrückt und man schleppt mich zur Bestrafung fort.“ Er sah Merrill eindringlich an. „Sieh mal, es kümmert mich nicht, was ich machen soll. Ich will alles tun, was du willst, wenn du mich nur von dieser verdammten Farm wegnimmst. Ich will in der Schwerelosigkeit arbeiten, ich will dir meine halben Rationen geben – alles. Du nennst es, und ich werde es tun. Ich meine das wörtlich, Merrill. Alles.“
    „Ich glaube dir das“, sagte Merrill ruhig, und seine bleichen Augen wurden nachdenklich, als er den Mann an seiner Seite prüfend betrachtete. Obwohl Sam es nicht wußte, so hatte er doch eben sein eigenes Todesurteil unterzeichnet. Das Schiff konnte auf keinen Fall irgendein unausgeglichenes Individuum tolerieren. Wenn Merrill die Unterhaltung meldete, wie er es eigentlich hätte tun müssen, dann würde Sam ausgelöscht werden. Solch ein Mensch war durchaus imstande, auf mancherlei Art gegen ein System zu kämpfen, das ihm nach seiner Meinung Unrecht getan hatte. Er konnte absichtlich wesentliches Material verschwenden, konnte eine ganze Ernte vernichten, konnte alarmierende Gerüchte in die Welt setzen oder, wie er es schon tat, durch seine Anmaßung Unruhe und Furcht verbreiten.
    Sam mußte sterben.
    Aber wann und wie er starb, war etwas anderes.
    Merrill trank sein Wasser aus, warf den Becher in den Korb und stand auf. Sam erhob sich ebenfalls, und

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