TS 09: Kinder des Weltalls
könntest ihn finden?“
„Ich glaube, ja.“
„Finde ihn, West!“ befahl Gregson. „Finde und beseitige ihn. Wenn du es getan hast, dann benachrichtige mich selbst, damit ich mir den Toten ansehen kann. Tu das, und ich will vergessen, dein Versagen PSYCHO zu melden.“ Er lächelte ohne Humor, und als Jay ihn so betrachtete, wurde er mehr denn je an eine schleichende Katze erinnert.
„Finde und töte den Mann, West – oder stirb!“
Er lächelte noch immer, als Jay das Büro schon verlassen hatte.
Kapitel 13
Das Schiff war eine murmelnde Woge flüsternder Laute.
George Curtway hatte diese Laute sein Leben lang gehört, war mit ihnen geboren worden, hatte mit ihnen gelebt und hatte sie als einen Teil von sich selbst empfunden. Jetzt, wo er in der dicken, fast greifbaren Dunkelheit des Schwerelosen lag, hatte er sich an diesen Laut als das einzig Vertraute in einer Welt der Schrecken geklammert.
Er fürchtete sich.
Er fürchtete die Dunkelheit, die Leere, die unsichtbare Unermeßlichkeit des Raumes rings um die Zentralachse.
Er bekam Platzangst und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit hinein.
In diesem Augenblick kam ein leises Geräusch aus der Dunkelheit vor ihm, ein weiches, fast unhörbares Kratzen, ein Laut, als Luft eingeatmet würde. Es war nicht das erste Mal, daß er solche Laute hörte, aber er neigte nicht zu abergläubischer Furcht. Wenn dort ein Geräusch aus der Dunkelheit kam, dann mußte es von einer lebenden Person hervorgerufen worden sein. Und George wollte wissen, wer das war.
„Wer ist da?“
Schweigen. Der gedämpfte Ton eines Lachens. Wieder dieses Kratzen, als ob jemand an Metall stieß und sich durch den Raum bewegte. Vorsichtig veränderte George seine Stellung und strengte seine Ohren an, um weitere verräterische Laute zu erhaschen.
Der Klang von Metall zerriß seine Konzentration, und Licht, das plötzlich durch eine offene Luke hereinströmte, fesselte seine Aufmerksamkeit. Eine dunkle Gestalt drängte sich durch die Öffnung, als George sich auf sie zustieß.
„Jay?“
„Bist du das, George?“ Der junge Offizier zog sich ganz durch die Luke hindurch und schloß die Tür hinter sich. „Gehen wir von hier weg.“
„Was ist geschehen?“ George packte den Arm des Offiziers und ließ sich von der Luke wegführen.
„Gregson weiß, daß du noch am Leben bist.“ In kürzen Worten erzählte ihm Jay von der Anklage, der Gerichtsverhandlung aus dem Stegreif und von Gregsons Ultimatum. „Er ist mir natürlich gefolgt. Aber ich habe das erwartet, und es gelang mir, ihn so lange irrezuführen, wie ich brauchte, um durch die Luke zu schlüpfen.“ Jay schimpfte, als er mit seinem Kopf gegen Metall stieß. „Verdammt! Warum gibt es hier kein Licht?“
Im selben Augenblick wurde es taghell, ein Lichtstrahl schoß durch die von neuem geöffnete Luke, und Kopf und Schultern eines Mannes wurden sichtbar, als er in den Raum hineinstierte. Blitzschnell klemmte sich Jay hinter einen Pfeiler.
„Gregson! Wenn er uns findet, dann tötet er uns bei de.“
„Wenn er kann“, sagte George bitter und warf einen Blick auf das schwachbeleuchtete Netzwerk aus Gittern und Balken. „Selbst bei Licht wird es ihm schwerfallen, uns hier zu finden.“
„Er weiß das.“ Jay brummte, als die Luke wieder zu schlug und die Dunkelheit zurückkehrte. „Er wird uns hier einschließen. Hoffen wir, daß er damit zufrieden ist.“
„Glaubst du, daß er das tun wird?“ George schien nicht zu hoffnungsvoll.
„Nein“, gab Jay zu. „Er wünscht uns tot. Dich, weil er dich aus irgendeinem Grund fürchtet, und mich, weil ich dich leben ließ.“ In der Dunkelheit suchte und fand er den Arm des anderen. „Worum dreht sich das Ganze, George? Warum sollte Gregson dich fürchten?“
„Ich habe es dir erzählt, Jay. Ich habe herausgefunden, daß er an PSYCHO einen Betrug begangen und seinen eigenen Tod vermieden hat.“
„Das hast du mir gesagt, aber was hast du für einen Beweis? Selbst wenn du zum Kapitän gelangen und deine Beschuldigungen vorbringen würdest, könntest du sie hieb- und stichfest beweisen?“
„Wenn wir erst beim Kapitän sind“, erwiderte Gregson, „dann kann ich beweisen, was ich sage.“ Er zögerte. „Verstehst du etwas von Elektronik, Jay? Oder von der Arbeitsweise der Maschine?“
„Ein wenig, nicht viel.“
„PSYCHO ist eine Art Elektrosieb. Jeder hat eine Karte – ein kleinen Metallblättchen, das in verschiedenen Stärken
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