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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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wollte.
    Mit fiebernden Händen holte er den Flugwagen aus der Garage. Sein Ziel war das Prismoidwerk. Als er noch im Krankenhaus war, hatte ihn sein Vater nach einem bestimmten Vorgang gefragt. Der Faktor Zeit, der mit dieser Frage verknüpft war, würde die Ungewißheit beseitigen können, die Carl brennend auf der Seele lag.
    Er parkte den Wagen irgendwo auf dem großen Parkplatz vor dem Werk, rannte zum Tor und wedelte seinen Ausweis dem Portier kurz vor der Nase herum. Bixby grinste und ließ ihn durch. Er schrie Carl noch etwas nach, was dieser schon nicht mehr verstand.
    Er war erleichtert, daß ihn keiner unterwegs aufhielt. Jeder sah’ augenscheinlich, daß er in Eile war.
    In seinem Privatbüro angelangt, ließ sich Carl schwer atmend in den Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen. Seine Hand lag zögernd auf dem Knopf des Haustelefons, während er sich zur Rune zwang.
    Dann drückte er den Knopf.
    »Miss Green.« Es war die Stimme eines Mädchens aus dem Archiv.
    »Hier ist Carl Kempton, Miss Green. Bitte sehen Sie doch einmal nach, wann wir den Auftrag für die abgeänderten Radarskope für Kopernikus hereinbekommen haben.«
    »Ja, Mr. Kempton.«
    Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf der Tischplatte. Endlich ertönte die Stimme des Mädchens aus dem Lautsprecher.
    »Mr. Kempton.«
    »Ja.«
    »Der letzte Auftrag für Radarskope, Modell St-7, für Mondstation acht im Kopernikuskrater …«
    »Lassen Sie das. Das Datum, mich interessiert nur das Datum.«
    »Fünfter Januar, Mr. Kempton.« Die Stimme des Mädchens klang verletzt.
    Er kümmerte sich nicht weiter darum und schaltete ab.
    Der Auftrag für Kopernikus war vor sechs Monaten hereingekommen. Er erinnerte sich gut an diesen Auftrag. Die Kopernikusstation war eine der größten ihrer Art, und außerdem waren bei diesem Auftrag besondere Schwierigkeiten zu überwinden gewesen.
    Zwei Monate vorher war von seinem Vater die jährliche Aufnahme gemacht worden.
    Carl saß zusammengesunken da. Dicke Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn. Das Entsetzliche seiner Entdeckung jagte einen Schauer nach dem anderen über seinen Rücken.
    Obwohl also der Mann, den er aus der Restaurierung hatte erwachen sehen, den Körper seines Vaters besaß, hatte er nicht die gleichen Erinnerungen. Es waren die Erinnerungen eines Mannes, der sich vor weniger als sechs Monaten hatte aufnehmen lassen – eines Mannes, der über den Kopernikusauftrag Bescheid wußte, der Carl und Bradley Kempton kannte, und der mit dem Prismoidwerk vertraut war.
    Welche Erinnerungen konnten das sein?
    Es gab nur eine Antwort.
    Die Erinnerungen von John Hardesty.
    Es war ja so einfach, so offensichtlich. So unglaublich das Ganze erschien, es ließ sich nicht leugnen. Jetzt, wo er den Mann, der vorgab, sein Vater zu sein, unter diesem Blickwinkel kritisch betrachtete – seine unbewußten Gesten, seine Ansichten und Meinungen, alle die Kleinigkeiten, die das Typische eines Menschen ausmachen – war die Lösung des Problems sonnenklar. Es war John Hardesty im Körper seines Vaters.
    Auf irgendeine Weise hatte es Hardesty fertiggebracht, vor seinem Tode eine Gehirnaufnahme anfertigen zu lassen und diese Aufnahme mit der Bradley Kemptens zu vertauschen. Sein Vater war jetzt ein Unstabiler, weil Hardesty einer gewesen war. Daher also die Stimmungen und Launen.
    Aber der Mord? Wenn Hardesty einen Monat vorher gestorben war, wer hatte dann seinen Vater ermordet? Wer hatte dafür gesorgt, daß Hardesty in dessen Körper aufwachen konnte, in einem Körper mit einem gesunden Herzen?
    Carl wurde blaß. Die Größe dieser verbrecherischen Verschwörung entsetzte ihn. Mord und vertauschte Gehirne – alles mit dem einen Ziel – Hardestys Leben zu verlängern. Hier war der Beweis, daß das Restaurierungsprogramm, trotz aller Vorkehrungen und Sicherheitsmaßnahmen, seine Schwächen hatte.
    Carl fühlte, wie ein unbändiger Zorn ihn zu übermannen drohte. Er verlangte danach, es Hardesty mit gleicher Münze heimzuzahlen. Eine große Dosis Acheron aus nächster Nähe.
    Aber er wußte auch, daß er gerade das nicht tun konnte, selbst wenn er es gewollt hätte. Er war ein Stabi. Er konnte nicht töten. Der psychologische Block, der sich in seinem Gehirn befand, verhütete das. Und außerdem – ein zweiter Mord würde das Problem nicht lösen. Um Hardesty zu töten, mußte er den Körper töten, den Hardesty zur Zeit bewohnte – den Körper seines Vaters. Und wer garantierte, daß dann dieser Körper

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