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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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übel allmählich an dieses unregelmäßige Leben gewöhnen müssen, aber ganz hatte sie sich immer noch nicht damit abgefunden.
    »Vielleicht will er dich so nach und nach aus dem Betrieb verdrängen und selbst die ganze Leitung übernehmen«, sagte Marilla.
    »Ich weiß es nicht. Augenblicklich treffe ich mehr Entscheidungen als früher, und Hardesty scheint es auch nicht zu kümmern, welcher Art sie sind. Er kommt nur selten ins Werk, und auch abends sehe ich ihn nicht allzu häufig. Er ist meistens unterwegs.«
    »Was macht er denn die ganze Zeit? Wo geht er hin?«
    Carl zuckte die Achseln. »Ich habe schon versucht, es herauszubringen. Aber wenn ich ihm nicht einmal tatsächlich nachgehe, werde ich es wohl nicht herausfinden.«
    »Und das hast du noch nicht versucht?«
    »Bis jetzt noch nicht.«
    »Was ist mit diesem Agenten, Mr. Severn? Könntest du dich nicht an den wenden?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber was soll ich ihm sagen, wenn er Beweise verlangt? Er würde mir antworten, daß mein Vater eben seine Gewohnheiten geändert hat und daß das Sicherheitssystem der Föderation unfehlbar sei. Möglicherweise wäre er nur beleidigt und verschnupft.«
    »Aber du hast doch Beweise?«
    Carl schüttelte den Kopf. »Alles rein persönliche Beobachtungen, verstehst du. Alle aus nächster Nähe gemacht – aus einer so intimen Perspektive, wie sonst niemand meinen Vater erlebt hat. Jeder ist anscheinend zufrieden, daß Bradley Kempton die Restaurierung gesund durchgestanden hat und kümmert sich nicht weiter darum. Außer mir.«
    Eine leichte Brise streichelte Marillas Haar. Er mußte sich zwingen, sie nicht in seine Arme zu nehmen und bei ihr wie ein kleiner Junge Schutz und Trost zu suchen.
    Sie sagte: »Und wenn du alles auf eine Karte setzt und es ihm einfach ins Gesicht sagst?«
    Er seufzte. »Auch daran habe ich schon gedacht. E: würde mir einfach ins Gesicht lachen, alles zugeben und mich vielleicht fragen, was ich denn dagegen zu tun gedächte.«
    »Und was könntest du tun?«
    »Nichts, aber auch gar nichts. Möglicherweise würde ich im Irrenhaus landen. Nein, der beste Weg ist, Hardesty in Sicherheit zu wiegen. Er soll ruhig denken, daß alles in bester Ordnung ist und daß ich überzeugt bin, seine Eigenheiten wären einfach das Resultat der Restaurierung.«
    »Das scheint mir aber auch ein rein negativer Weg zu sein, Carl. Können wir denn nicht etwas Positives unternehmen?« Sie sah ihn besorgt an. Er hatte sie noch nie so ernst gesehen.
    »Ja, etwas können wir vielleicht tun«, sagte er langsam. »Und dazu brauche ich dich.«
    »Und was wäre das?«
    »Merke dir alles gut, was ich dir eben erzählt habe. Wenn mir etwas zustoßen sollte, dann unterrichte Severn. Das ist alles. Erzähle ihm alle Einzelheiten unseres Gespräches.«
    »Aber warum sollte dir etwas zustoßen?« Der Druck ihrer Hand auf seinem Arm wurde fester.
    »Ich weiß es nicht. Aber wenn du deine Nase in Dinge hineinsteckst, die dich nichts angehen sollten und die gefährlich sind, kann es leicht passieren, daß du eine draufkriegst.«
    Sie schwiegen eine Weile und lauschten dem fernen Dröhnen der Brandung.
    »Wie – wie gut kanntest du diesen Hardesty vorher?«
    Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Hardesty war ein ausgesprochener Lebemann, der Leiter unserer Produktionsabteilung. Mein Vater hielt nicht viel von ihm, aber ich nehme schon an, daß er ein guter Arbeiter war. Ich bin nur selten mit ihm zusammengetroffen. – In gewisser Hinsicht hat er mich immer amüsiert.«
    »Wieso?«
    »Hardesty war ein dicker, fetter Kerl. Und er war nervös. Hast du jemals einen dicken und gleichzeitig nervösen Mann gesehen? Hardesty gehörte zu dieser Sorte. Seine Hände zitterten wie bei einem alten Mann, und wenn er überrascht wurde, quiekste er wie ein Schweinchen. Sein Gesicht war immer leichenblaß. Was mich allerdings nicht wundert, wenn ich bedenke, was für ein Leben er geführt hat. Kein Wunder, daß sein Herz nicht mehr mitmachte. Es muß für ihn großartig sein, den jetzigen Körper zu haben.
    Das einzige, was ich sonst noch von ihm weiß, ist, daß er Junggeselle war und am anderen Ende der Stadt wohnte.«
    »Wenn er so ein Leben geführt hat, müßte er doch eigentlich eine Menge Bekannte gehabt haben. Besucht ihn denn nie jemand? Bekommt er keine Anrufe?«
    Seine Stimme klang müde. »Ich habe gewartet und gewartet. Aber Hardesty hat weder jemand angerufen, noch ist er angerufen worden. Und Besucher waren auch

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