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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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Forschend schaute er Carl an.
    »Nicht direkt«, sagte Carl und ging auf den Mann zu. »Aber vielleicht können Sie mir ein paar Fragen beantworten.«
    »Na ja, schießen Sie los.«
    »Ich möchte gern etwas über dieses Anwesen erfahren.« Eine breite Handbewegung umschloß den Garten, das Ellipsenhaus und das Schwimmbassin.
    »Ach, das ist John Hardestys Grundstück.«
    »Wer ist John Hardesty?«
    »War. Er ist tot. Darum ist der Platz zu verkaufen.«
    »Ist er kürzlich gestorben?«
    »Ja, Herzschlag. Kein Wunder bei seinem Leben. Wein, Weib und Gesang, das war seine Devise.«
    Der Mann setzte seinen Eimer nieder. »Sehen Sie da drüben den Garten und das Schwimmbad? Manchmal wimmelten da mehr als hundert Leute herum. Mr. Hardesty gab eine Menge Gesellschaften. Mindestens eine in der Woche. Aber nie am Tage, oh nein, immer nachts. Und oft die ganze Nacht hindurch bis zum frühen Morgen. Und oft badeten dann die Gäste in dem großen Bassin. Manchmal vergaßen sie ihre Badeanzüge anzuziehen. Ja, Wein, Weib und Gesang. Und immer hübsche Frauen, anspruchsvolle Frauen. Ich weiß es. Ich habe manchmal zugesehen.« Er stieß Carl mit dem Ellbogen an. »Ich bin zwar schon ein alter Krauter, aber ich habe immer noch ein Auge für nette Kurven«, sagte er glucksend.
    »Von was hat Hardesty gelebt?«
    »Er war Präsident der Prismoidgesellschaft, glaube ich. Sie haben bestimmt schon von ihr gehört. Die Firma, die das ganze optische Zeug für unsere Raumschiffe und die Raumstationen herstellt. Jedenfalls hatte Hardesty immer Geld. Aber Sie sehen ja selbst, was ihm sein ganzes Geld genützt hat. Jetzt ist er tot.«
     
    *
     
    Carl drückte den Knopf nieder.
    »Klassifikation, bitte«, sagte der Lautsprecher in der Decke der Kabine. »Bitte sprechen Sie in das Mikrofon vor Ihnen und sprechen Sie laut und deutlich. Bitte fragen Sie nach Archiv, Beschwerdeabteilung oder Informationsabteilung.«
    »Archiv«, sagte Carl nach einem Augenblick des Zögerns.
    Ein Licht auf der rechten Seite der Schalttafel blinkte auf.
    »Zivilrecht oder Strafrecht?«
    »Zivilrecht.«
    Carl beantwortete die Routinefragen der riesigen Informationszentrale, bis er seine Frage so weit eingeengt hatte, daß die Maschine endlich sagte: »Die gewünschte Information wird auf den Bildschirm projiziert werden. Drücken Sie den Löschknopf, wenn Sie sie nicht mehr benötigen. Einen Augenblick, bitte.«
    Ein Klicken im Lautsprecher, dann erschien auf dem Bildschirm das Testament John Hardestys, des toten John Hardestys.
    Carl las erstaunt, daß Hardesty seinen ganzen Besitz – Grundstücke, Aktien, Bargeld, einfach alles – einem einzigen Mann hinterlassen hatte.
    Dieser Mann war Bradley Kempton.
    Carl saß wie erschlagen da. Daran hatte er nicht gedacht. Er las es noch einmal.
    »… hinterlasse ich Bradley Kempton, meinem vertrauten alten Freund.«
    Der Besitz bestand aus Hardestys Haus einschließlich der gesamten Einrichtung, Flugwagen und Düsenflugzeug, einer Uranmine in Kanada, einem Landstrich im San Fernando Valley. Föderationsanleihen im Wert von 335.000 Dollar, Staatsanleihen für 239.000 Dollar, Industrieaktien für 110.000 Dollar.
    Als Carl den Löschknopf drückte, tat er das mit besonderem Nachdruck.
    Seine nächste Frage war nach dem Totenschein Hardestys. Er zeigte ihm, daß Hardesty am 9. Mai durch Herzschlag gestorben war als Resultat einer akuten Myokarditis, und daß die sekundäre Todesursache eine chronische Herzmuskelentzündung gewesen war. Unterschrieben war der Schein von einem Dr. Norman Fredericks.
     
    *
     
    »Sind Sie bestellt?« wollte die junge Dame hinter dem Empfangstisch wissen.
    »Nein«, sagte Carl. »Ich komme in einer rein persönlichen Angelegenheit, die einen Freund von mir, Mr. John Hardesty, betrifft. Ich würde gern den Herrn Doktor so bald wie möglich sprechen.«
    Die Sekretärin war nicht sehr beeindruckt. Vielleicht wollte sie ihn auch einfach entmutigen. Jedenfalls mußte er zwei Stunden warten, bis sie ihn bat, näherzutreten.
    Dr. Fredericks, ein mittelgroßer Mann mit schütterem Haar, rundlichem Gesicht und lebhaftem Wesen, saß hinter seinem Tisch und trommelte nervös mit den Fingern.
    »Ich kann Ihnen leider keine Auskünfte geben, die einen meiner Patienten betreffen, Mr. Kempton. Sie müßten das doch eigentlich wissen.«
    »Ja, ich weiß das. Ich werde auch nicht auf einer Frage bestehen, die Sie mir nicht beantworten können oder dürfen. Ich möchte von Ihnen nur ein paar rein persönliche

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