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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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hervor. »Los, bringen Sie mich zu ihm«, sagte er mit sich überschlagender Stimme. »Ich habe nicht viel Zeit.«
    Carl verzichtete angesichts des Revolvers auf weitere Fragen und ließ den Mann eintreten.
    »Steck deine verdammte Knarre ein, Howie.«
    Hardesty stand oben auf dem Treppenpodest und knüpfte sich gerade Bradley Kemptons besten Morgenrock zu. »Ich habe die Klingel gehört. Los, komm rauf.«
    Howie steckte den Revolver weg und stieg die Treppe hinauf. Carl sah, wie beide in Hardestys Zimmer verschwanden. Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter ihnen ins Schloß.
    Carl ging langsam ins Wohnzimmer zurück und zerbrach sich dabei den Kopf über diesen Howie. Er wußte bestimmt, daß dieser Mann kein Bekannter seines Vaters war. Aber Hardesty kannte ihn. Und das war das erste Mal, daß sich einer von Hardestys Freunden und Bekannten hier gezeigt hatte. Endlich hatte Carl die Chance, auf die er so lange gewartet hatte. Er durfte diesen Howie nicht weglassen, bevor er ihn nicht gesprochen hatte.
    Er lauschte angestrengt, um vielleicht etwas von dem mitzubekommen, was sich da oben abspielen mußte. Zuerst war nur ein leises Murmeln zu hören, eine tiefe Stimme und eine hohe, die antwortete. Dann wurden die Stimmen lauter. Das Falsett wurde immer höher und aufgeregter. Dann hörte er wieder Bradley Kemptons dröhnende Stimme, aber noch immer konnte er kein Wort verstehen. Die hohe Stimme schrie irgend etwas. Carl hörte einen scharfen Knall und ein dumpfes Plumpsen auf den Fußboden. Dann dröhnendes Lachen von Hardesty. Das wiederum wurde abgelöst von ein paar schrillen Rufen des Besuchers. Carl hörte, wie Hardesty den fremden Mann aufforderte, sich zum Teufel zu scheren.
    Howie würde jetzt gehen. Carl mußte handeln.
    Er schlüpfte aus der Tür und rannte den Gartenweg entlang bis zu dem dichten Gebüsch am Eingangstor. Er hoffte dabei, daß ihn Marilla nicht mit Hardesty verwechseln würde.
    Vorsichtig blickte Carl die Straße auf und ab. Er hatte eigentlich erwartet, irgendwo Howies Flugwagen zu sehen. Aber die Straße war leer. Nicht einmal ein Auto stand da. Carl beschloß, sich in den Büschen zu verstecken und hier auf den Mann zu warten.
    Wenige Augenblicke später sah er, wie sich die Vorraumtür öffnete und für einen Moment ein rechteckiger Lichtfleck auf den gemauerten Weg fiel. Dann verschwand das Licht, und er hörte eilige Schritte. Carl zog sich tiefer in das Gebüsch zurück. Er war sich noch nicht schlüssig, ob er den Mann schon hier ansprechen oder ihm bis auf die Straße nachgehen sollte.
    Er beschloß, noch etwas abzuwarten und den Mann erst ein paar Schritte zu verfolgen.
    Wußte Howie, daß ihm jemand folgte? Oder waren diese Abkürzungen durch Nebenstraßen und Hinterhöfe der Weg, den er sowieso eingeschlagen hätte? Im Augenblick ging er durch einen der alten Stadtteile, offensichtlich mit der Innenstadt als Ziel, als er plötzlich in einen Hausgang trat. Im Parterre des Hauses befand sich eine Spelunke übelster Art. Überhaupt war das Haus sehr alt und heruntergekommen.
    Carl beschleunigte seine Schritte und drückte sich ebenfalls in den Hausgang. Vorsichtig blickte er die Treppe hinauf. Howie umrundete gerade den ersten Treppenabsatz. Als er nicht mehr zu sehen war, stieg ihm Carl nach, so schnell und leise er konnte. Er erreichte den oberen Flur gerade noch zur rechten Zeit, um zu sehen, wie Howie am Ende des Korridors eine Tür aufschloß und in das Zimmer treten wollte.
    Mit einem Tigersprung stürzte sich Carl vorwärts, packte den Mann und schob den völlig Verdutzten vor sich her in das Zimmer.
    Doch Howie hatte sich schnell gefaßt. Er riß sich los und ließ sich auf den Boden fallen. Gleichzeitig fischte er nach seinem Revolver. Carl duckte sich und gab Howie einen wilden Tritt. Howie verzog schmerzhaft sein Gesicht, und der Revolver flog in hohem Bogen durch das Zimmer. Carl stürzte sich darauf und hielt die Waffe dem anderen entgegen. Beide Männer schnappten nach Luft.
    Langsam stand Howie auf. Carl bedeutete ihm, sich auf dem alten Bett niederzusetzen. Dann ging er zur Tür und gab ihr einen Tritt, daß sie krachend zuflog.
    Howie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen abschätzend an. »Wenn Sie wie Ihr alter Herr sind, dann sind Sie ein Stabi. Dann können Sie gar nicht schießen, auch wenn Sie wollten.«
    »Ich würde mich aber lieber nicht auf eine derartige Annahme verlassen, was meinen Sie?« antwortete Carl spöttisch.
    Howie seufzte resigniert und

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