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TS 10: Das vertauschte Ich

TS 10: Das vertauschte Ich

Titel: TS 10: Das vertauschte Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Sohl
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sahen sie jedenfalls aus.«
    »Du willst doch nicht sagen, daß du ihm bis dahin nachgegangen bist?«
    »Nein, natürlich nicht. Nachdem ich herausgefunden hatte, wo er hingegangen war, blieb ich nicht einmal in dem Gebäude. Ich befürchtete, daß mich jemand anhalten würde, wenn ich weiter vor dem Zimmer herumlungerte. Ich ging also wieder nach oben, setzte mich in meinen Wagen und wartete.«
    »Und dann?«
    »Gegen drei dachte ich, jetzt müßte er mit der Konferenz fertig sein. Ich ging also wieder hinunter.« Eine leichte Röte stieg in ihr Gesicht. »Er war weg. Alle Leute hatten das Zimmer verlassen, und die Tür stand offen. Er mußte das Haus durch den Straßenausgang verlassen haben. Bin ich nicht ein schreckliches Frauenzimmer, daß ich ihn entkommen ließ?«
    Carl lachte. »Na, für den ersten Tag hast du deine Sache nicht so schlecht gemacht. Ich glaube jedenfalls nicht, daß er noch irgend etwas Außergewöhnliches unternommen hat. Ich denke, ich kann dir sagen, was er in der Bank gemacht hat.«
    Er erzählte ihr von seinem Gespräch mit Hardestys Nachbarn, seinem Besuch in der öffentlichen Informationszentrale und seiner Unterhaltung mit Dr. Fredericks.
    »Carl«, sagte sie, »du bist einfach wundervoll.« Sie rückte näher an ihn heran und hakte sich bei ihm ein. »Ich hätte wohl nie daran gedacht, alles das zu tun. Und dieser Hardesty! Denk nur, wie er profitiert hat. Jetzt besitzt er sein eigenes Geld und das Geld deines Vaters, einen gesunden Körper und eine riesige Fabrik. Wir müssen unbedingt etwas dagegen unternehmen, Carl. Wir müssen deinen Vater zurückholen.«
    »Wenn wir ihn überhaupt noch zurückholen können.«
    »Was meinst du damit?«
    »Woher weiß ich, daß seine Gehirnaufnahme noch da ist.«
    »Oh.« Mitfühlend drückte sie seinen Arm. »Ich bin sicher, daß sie noch vorhanden ist. Wir werden sie schon finden.«
    »Du hast mir noch nicht gesagt, ob Hardesty seinen Wagen wieder abgeholt hatte«, sagte Carl.
    »Er kam kurz vor fünf zurück und ich folgte ihm nach Hause. Das ist alles. Zurück um 5.32.« Sie blickte in ihre Notizen. »Das ist meine letzte Eintragung. Wie spät ist es denn jetzt?«
    »Fast halb neun Uhr.«
    »Dann dürften wir eigentlich nicht mehr hier draußen sein. Du hast mir gesagt, Hardesty sei ein Nachtvogel. Ich müßte jetzt auf der Klippe sein und auf ihn warten.«
    »Aber du kannst doch nicht den ganzen Tag auf der Lauer liegen. Du machst dich kaputt.«
    »Ich bin viel jünger als dein Vater, oder besser Hardesty. Wenn er es aushält, werde ich es auch können.«
    »Aber für dich ist der Tag viel anstrengender als für ihn. Vergiß nicht, Marilla, daß er sich schließlich zwischendurch ausruhen kann, während du immer auf dem Sprung sein mußt, angespannt und nervös, und dich fragen mußt, was er wohl als Nächstes tun wird.«
    »Möglich«, sagte sie mit fester Stimme, »aber einer muß ihn ja schließlich im Auge behalten.«
     
    *
     
    Carl saß im Wohnzimmer und spielte mit dem Gedanken, Marilla auf der Klippe Gesellschaft zu leisten, als die Türglocke erklang. Jemand war im Vorraum.
    Carl schaltete den Bildschirm an, um sich den Besucher anzusehen. Ein kleiner, magerer Mann stand mit dem Rücken zur Photolinse und trat unruhig von einem Bein aufs andere. Es irritierte Carl, daß der Mann sich abgewendet hatte, aber er machte trotzdem auf.
    Der Mann drehte sich schnell um und schaute Carl mit blutunterlaufenen und etwas hervorstehenden Augen an. Er erinnerte Carl an einen Vogel. Die zappelige Art, wie er sich herumgedreht hatte, die schnabelförmige Nase, das fliehende Kinn, all das vermittelte Carl den Eindruck, als könnte er jederzeit ängstlich davonfliegen.
    »Mr. Kempton, bitte.« Die Stimme klang schrill. Die Augen flitzten von einer Seite auf die andere und wichen Carls forschendem Blick aus.
    »Ja, was kann ich für Sie tun?«
    Der Mann war von dieser Antwort überrascht. Er schien unentschlossen, ob er nochmals fragen oder lieber weglaufen sollte. Dann sagte er: »Sie sind aber nicht Bradley Kempton.«
    »Ich bin sein Sohn.«
    »Ich möchte Ihren Vater sprechen.«
    »Und wer sind Sie?«
    »Bitte führen Sie mich zu ihm.« Der Mann schluckte und leckte sich nervös über die Lippen.
    »In welcher Angelegenheit wollen Sie ihn sprechen?« Carl trat einen Schritt zurück und ließ die Tür bis auf einen kleinen Spalt zufallen.
    »Hören Sie…« Mit zitternden Händen griff der Mann in eine Jackentasche und holte einen Acheronrevolver

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