TS 12: Unternehmen Schwerkraft
abzusägen versuchten.“
Als erstes wurde der Kanal fertiggestellt, da fast die gesamte Mannschaft der Bree daran arbeiten konnte. An dem Aufzug lösten sich inzwischen die Matrosen alle paar Minuten beim Ziehen ab, und langsam, unendlich langsam hoben sich die Speere aus dem harten Grund. Zu Barlennans Befriedigung waren die Spitzen unversehrt geblieben, und als die Arbeiten beendet waren, hatte er acht sehr eindrucksvoll wirkende Speere. Sein Volk verstand sich nur wenig auf Steinarbeiten; seiner Schätzung nach stellten die Quarzspitzen einen beträchtlichen Wert dar.
Nachdem sie einmal die Barriere hinter sich hatten, war es nicht mehr weit bis zum See. Dort setzten sie die Bree zu ihrer ursprünglichen Form zusammen, und gleich darauf schwamm sie in verhältnismäßig tiefem „Wasser“. Die Erdenmenschen vor ihren Bildschirmen atmeten auf. Zu früh, wie sich bald herausstellen sollte.
Während der ganzen Zeit kreisten weiterhin die Gleiter über ihnen. Wenn sie über die Art, wie die Speere entfernt wurden, erstaunt waren, gaben sie davon kein merkbares Zeichen. Barlennan hoffte jedoch, daß sie zugesehen hatten und einmal mehr von der technischen Überlegenheit seines Volkes überzeugt waren. Er war nicht allzu überrascht, als er ein Dutzend Gleiter am Ufer der Einmündung des Fjords liegen sah, und befahl dem Rudergänger, auf sie zuzuhalten. Er wollte den Besatzungen der Gleiter zeigen, daß er die Speere unbeschädigt herausgezogen hatte.
Reejaaren war der erste, der sie begrüßte, als die Bree einige Meter vom Ufer entfernt ankerte. „Dein Schiff schwimmt also wieder, eh? An deiner Stelle würde ich versuchen, das offene Meer zu erreichen, ehe weitere Stürme einsetzen.“
„Nur weiß man auf einem unbekannten Meer niemals, wie weit man von dem nächsten Land entfernt ist“, entgegnete Barlennan. „Kannst du mir sagen, in welcher Richtung sonst noch Land liegt? Vielleicht hast du sogar Karten bei dir, die du uns überlassen könntest. Ich hatte dich schon früher danach fragen wollen.“
„Unsere Karten von diesen Inseln sind selbstverständlich geheim“, erwiderte der Dolmetscher. „In vierzig bis fünfzig Tagen müßtest du jedoch aus der Inselgruppe hinausgelangen. Dahinter liegt für einige tausend Segeltage weiter nichts als offenes Meer. Dann triffst du erneut auf Land, dem zahlreiche Inseln vorgelagert sind. Ich könnte dir viel von den Völkern erzählen, die dort wohnen, doch würde es allzuviel Zeit in Anspruch nehmen. Mit den meisten von ihnen wirst du friedlich Handel treiben können. Doch sind einige darunter, die versuchen werden, dir deine Waren abzunehmen, ohne dir etwas dafür zu geben.“
„Wird man uns dort vielleicht für Spione halten?“
„Diese Gefahr ist natürlich gegeben, obwohl sie kaum Geheimnisse haben, die zu stehlen sich lohnen würde. Im Gegenteil, sie werden versuchen, euch selber auszuhorchen. Ich möchte dir raten, dort nichts über das Fliegen verlauten zu lassen.“
„Wir haben auch nicht die Absicht“, bemerkte Barlennan innerlich belustigt. „Vielen Dank für deinen Rat und deine Warnung.“ Er gab Befehl, die Anker zu lichten, und zum ersten Mal bemerkte Reejaaren das mit Proviant beladene Kanu, das an einem Seil hinter der Bree herschwamm.
„Das hätte ich schon früher bemerken sollen“, sagte der Dolmetscher. „Dann hätte ich deine Geschichte, daß ihr über die Landenge gekommen seid, niemals bezweifelt. Wie ist es dir gelungen, das Kanu den Eingeborenen abzunehmen?“
Bei der Beantwortung dieser Frage machte Barlennan in seinen Verhandlungen mit dem Inselbewohner den ersten schweren Fehler.
„Ach so. Das Kanu haben wir von zu Hause mitgebracht. Wir verwenden es meistens, um darin unseren Extraproviant zu verladen. Wie du siehst, ist es infolge seiner Bauart leicht zu ziehen.“
„Du sagst, das Fahrzeug ist in deinem Land gebaut worden?“ fragte der Dolmetscher neugierig. „Das ist äußerst interessant. Ich habe im Süden sonst noch niemals eines gesehen. Darf ich es einmal näher anschauen, oder hast du keine Zeit mehr? Wir haben uns um die Entwicklung solcher Boote bisher noch nicht gekümmert.“
Durch das Anschauen konnte der Dolmetscher auch nicht mehr erfahren, als er bereits vom Ufer aus sah, dachte sich Barlennan. Er ließ Schiff und Kanu näher herantreiben, und Reejaaren sprang ins Meer und schwamm ihm entgegen. Er kroch ins Kanu, befühlte mit seinen Klauen die dünnen biegsamen Holzwände und stieß unvermittelt
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