TS 12: Unternehmen Schwerkraft
einen grellen Schrei aus, der die Mannschaften am Ufer alarmierte und die in der Luft schwebenden Gleiter auf die Bree zudrehen ließ.
„Spione!“ schrie er. „Bring dein Schiff sofort an Land, Barlennan – wenn das überhaupt dein richtiger Name ist. Du magst ein geschickter Lügner sein, aber diesmal hast du dich ins Gefängnis gelogen.“
14. Kapitel
Man hatte Barlennan schon bei verschiedenen Gelegenheiten gesagt, er würde sich einmal in etwas hineinreden, aus dem er sich später nicht mehr würde herausreden können. Diese Voraussage war im Laufe seiner Karriere bereits mehrmals um ein Haar eingetroffen. Das gleiche Gefühl hatte Barlennan auch in diesem Fall. Dabei wußte er nicht einmal, wodurch er seine Lügenhaftigkeit gegenüber den Inselbewohnern verraten hatte.
Wie so oft in derartigen Situationen wurde Barlennan die Entscheidung von seinem Maat abgenommen. Dondragmer ergriff die Armbrust, die Reejaaren ihnen überlassen hatte, legte einen Bolzen ein und spannte sie mit einer Fertigkeit, die darauf schließen ließ, daß er sich nicht ausschließlich mit der Konstruktion seiner Hebemaschine beschäftigt hatte. Er legte die Waffe auf die Stützgabel und richtete sie auf den Dolmetscher.
„Halt, Reejaaren! Das ist die falsche Richtung!“
Der Dolmetscher wandte sich um und gewahrte die auf ihn gerichtete Armbrust. Er sah sie deutlich genug und wußte nicht, wie er sich verhalten sollte.
„Falls du wissen willst, ob ich auch zielen kann, schwimm nur ruhig weiter. Ich möchte es selber gern wissen. Wenn du nicht sofort hierher zurückschwimmst, ist das für mich das gleiche, als ob du zu entkommen versuchst. Also los!“ Die letzten Worte hatte der Maat herausgeschrien, und Reejaaren ließ sich bluffen. Offenbar überschätzte er die Treffsicherheit des Maates, ließ sich erneut ins Meer gleiten und schwamm zur Bree hinüber.
Bebend vor Zorn und Angst zugleich kletterte er an Bord.
„Meinst du vielleicht, daß euch das rettet?“ fragte er. „Es macht die Sache nur noch schlimmer. Falls ihr zu fliehen versucht, werden die Gleiter ihre Speere abwerfen, ganz gleich ob ich an Bord bin oder nicht.“
„Du wirst ihnen befehlen, es nicht zu tun.“
„Sie werden meine Befehle nicht befolgen, wenn sie sehen, daß ich in eurer Hand bin. Du müßtest das wissen, wenn ihr eigene Kampftruppen habt.“
„Ich habe mit Soldaten noch niemals etwas zu tun gehabt“, entgegnete Barlennan. „Ich will dir jedoch zunächst einmal glauben. Wir müssen dich hierbehalten, bis wir uns über den Unsinn, daß wir erneut an Land gehen sollen, geeinigt haben – es sei denn, daß wir mit euren Gleitern auf andere Art und Weise fertig werden. Schade. Leider haben wir keine unserer modernen Waffen in diese rückständigen Gebiete mitgebracht.“
„Du kannst dir das Gerede sparen“, entgegnete der Gefangene. „Ihr habt keine besseren Waffen als die anderen Wilden aus dem Süden. Ich gebe zu, du hast mich für kurze Zeit täuschen können. Vor einem Augenblick hast du dich jedoch selbst verraten.“
„Und woraus schließt du, daß ich gelogen habe?“
„Ich habe keinen Grund, es dir zu sagen. Daß du es nicht selber weist, bestätigt nur meine Annahme. Vielleicht wäre es für euch sogar besser gewesen, wenn ihr uns nicht derart hättet täuschen können. Dann hätten wir euch keinerlei Informationen gegeben, die es jetzt erforderlich machen, euch für immer verschwinden zu lassen.“
„Und wenn du nicht die letzte Bemerkung gemacht hättest, wären wirmöglicherweise bereit gewesen, uns zu ergeben“, schaltete sich Dondragmer ein. „Was dich verraten hat, Kapitän, ist übrigens das, wovor ich dich mehrfach gewarnt hatte. Doch es ist nun einmal geschehen. Die Frage ist, wie wir diese lästigen Gleiter loswerden.“
„Wir könnten es mit der Armbrust versuchen“, meinte Barlennan, Reejaaren schnaubte nur verächtlich.
Da drängte sich Krendoranic, der Munitionsoffizier der Bree, an Barlennan heran. Wie der Rest der Besatzung hatte er die Vorgänge aufmerksam verfolgt und war Zeuge des Gesprächs gewesen.
„Das machen wir, Kapitän“, sagte er eifrig. „Schon immer habe ich etwas ausprobieren wollen, seitdem wir in dem Dorf der Paddler waren.“
„Und was?“
„Ich glaube, es ist nicht ratsam, darüber zu sprechen, während unser Freund zuhört. Wenn Ihr einverstanden seid, Kapitän, werden wir es ihm statt dessen vorführen.“ Barlennan überlegte einen Moment und gab dann seine
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