TS 13: Slan

anderen arbeiten kann. Auch sind die beiden zusammen nicht viel größer als das ursprüngliche Einzelherz. Es sind einfach feinere, bessere Pumpen.
    Schließlich sind die Fühler, die Gedanken zu senden und zu empfangen vermögen, nichts anderes als Auswüchse von noch wenig erforschten Formationen im Oberteil der Gehirnrinde, die offenbar die Ursache all jener Telepathiephänomene sind.
    Sie sehen also, daß das, was Samuel Lann vor über sechshundert Jahren mit seiner Mutationsmaschine bei seiner Frau erreicht hat, die ihm die ersten drei Slanbabys gebar, dem normalen menschlichen Körper nichts Neues hinzufügte, sondern einfach das bereits Vorhandene veränderte oder mutierte.“
    Es schien Kathleen, daß er nur sprach, um Zeit zu gewinnen. In jenem einen kurzen Gedankenblitz von ihm an sie hatten Obertöne mitgeschwungen, die ein völliges Verständnis der Situation ahnen ließen. Er mußte wissen, daß er auch mit den vernünftigsten Argumenten einen Mann wie Jem Lorry nicht von seinen Leidenschaften abbringen konnte. Sie hörte, wie John Petty weitersprach.
    Seine Stimme war gepreßt und rauh: „Was Sie da sagen, ist mir völlig bekannt und stellt den Hauptgrund dafür dar, daß wir nicht im Traum an eine Aufnahme von Friedensverhandlungen mit diesen verdammten künstlichen Wesen denken können. Abgesehen von einem winzigen Bruchteil ist die ganze Menschheit unfähig, im Vergleich zu den Slans jemals etwas anderes als Sklaven zu sein. Wir können es nicht riskieren, einen der Pläne durchzuführen, von denen die Rede war, weil die Gefahr, daß etwas schiefgeht, zu groß ist. Meine Herren, es kann keinen Frieden geben, statt dessen müssen wir die Ausrottungsmethoden verbessern.“
    Ein Ratsmitglied sagte: „Er hat recht!“
    Mehrere Stimmen echoten die Überzeugung, und es bestand plötzlich kein Zweifel mehr, welche Richtung die Besprechung einschlagen würde.
    Kathleen sah Kier Gray forschend von Gesicht zu Gesicht blicken. Er sagte:
    „Wenn das unser Entschluß sein soll, dann halte ich es für einen ernsten Fehler, wenn einer von uns im jetzigen Zeitpunkt diesen Slan zur Geliebten nimmt. Es könnte einen falschen Eindruck erwecken.“
    Das folgende Schweigen war das Schweigen der Zustimmung, und Kathleens Blick sprang zu Jem Lorrys Gesicht. Er begegnete ihren Augen kühl, erhob sich lässig, als sie aufstand und schloß sich ihr an, als sie der Tür zustrebte.
    Er öffnete die Tür für sie und sagte mit leiser Stimme: „Es wird nicht lange dauern, gnädiges Fräulein. Mache dir keine falschen Hoffnungen.“

 
9. Kapitel
     
    Jommy Cross blickte nachdenklich auf das menschliche Wrack hinunter, das sich Oma nannte.
    Sie saß heiter in einem Sessel, einen extravagant reich verzierten und gefärbten Schlafrock um ihre hagere Gestalt geschlungen. Sie kicherte zu ihm herauf. „Oma weiß etwas. Ja, Oma weiß …“ Ihre Worte verklangen in unverständlichem Gemurmel.
    Noch immer stand Jommy Cross unschlüssig, aber seine Muskeln spannten sich langsam, als der erste schwache Druck fremder Gedanken von draußen auf sein Gehirn niederzusinken begann. Männer, Dutzende von Männern, die sich von allen Seiten heranpirschten, die Hütte umringten und die dunklen Mündungen ihrer Maschinenpistolen vor sich hielten.
    Er packte ihre Schultern und sagte rauh:
    „Es bedeutet den Tod für dich, wenn du hierbleibst. Kennst du das Gesetz nicht?“
    „Huh?“ Sie setzte sich auf, als sie ein rascher Schreck durchfuhr, glitt dann aber abrupt wieder in die Apathie zurück. „‘s in Ordnung“, murmelte sie. „Oma hat viel Geld. Reiche Leute werden nicht aufgeknüpft. Ist logisch.“
    Logisch war es, sie zurückzulassen! Er wandte sich ab, und dann kam der Gedanke an Oma unter dem Galgen mit all seinem Schrecken. Welche Fehler sie auch immer besaß, ihre Existenz allein hatte es ihm ermöglicht, am Leben zu bleiben. Dies war eine Schuld, die es zurückzuzahlen galt. Mit einer einzigen raschen Bewegung riß er Omas schwarzen Geldsack unter ihrem Schlafrock hervor, wo sie ihn immer versteckt hielt. Sie schnaubte trunken.
    „Schau“, sagte er eindringlich, „all dein Geld, deine ganze Zukunft. Du wirst verhungern. Sie werden dich zwingen, im Armenhaus Fußböden zu scheuern. Sie werden dich auspeitschen.“
    Innerhalb von wenigen Augenblicken war sie nüchtern.
    „Oma wird hängen!“ sagte sie erschrocken.
    „Jetzt werden wir langsam vernünftig“, meinte Jommy Cross. „Hier, nimm dein Geld.“ Er lächelte