TS 13: Slan
gestanden hat. Zu ihrem Glück hat sie jedoch gelogen. Es waren keine Slans an Bord. Das Schiff wurde ferngesteuert.“
Ein Mann meinte: „Ich dachte, ferngesteuerte Schiffe könnten durch gewisse Strahlen eingefangen werden.“
„So ist es“, entgegnete Kier Gray. „Wir zwangen das Schiff herunter, in die Sumpfgegend hundert Meilen südlich von hier. Den Berichten nach wurde es ziemlich beschädigt, und man konnte es vorläufig noch nicht bergen. Zweifellos wird es in den nächsten Tagen nach den großenMaschinenfabriken von Cugden gebracht werden, wo man seinen Mechanismus untersuchen wird.“
„All dies ist unwichtig“, sagte John Petty ungeduldig. „Was zählt, ist allein die Tatsache, daß ein Slan hier im Raum war, unsere Pläne bezüglich der Ausrottung seines Volkes gehört hat und uns insofern gefährlich werden kann, daß er sein Möglichstes tun wird, die anderen Slans von unserem Vorhaben zu verständigen. Kathleen muß getötet werden.“
Kier Gray erhob sich langsam, und das Gesicht, das er John Petty Zuwandte, war finster und grimmig. „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich an diesem Slan eine soziologische Studie betreibe; und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie in Zukunft von weiteren Versuchen, sie hinrichten zu lassen, absehen würden. Sie haben gesagt, hundert Slans würden jeden Monat gefangen und exekutiert, und die Slans behaupten, daß noch etwa elf Millionen andere existieren. Ich hoffe“ – und seine Stimme war voller Sarkasmus – „das Privileg ist mir gestattet, einen einzigen Slan für wissenschaftliche Zwecke am Leben zu erhalten, einen Slan, den Sie anscheinend mehr hassen als alle anderen zusammen …“
John Petty unterbrach ihn scharf: „Das ist alles schön und gut, Kier. Was ich wissen möchte, ist, warum Kathleen Layton gelogen hat, als sie von ihrer Gedankenverbindung mit den Slans berichtete.“
Kathleen zog scharf den Atem ein. Sie sagte bebend: „Weil ich wußte, daß Jem Lorry versuchen würde, mich zu seiner Geliebten zu machen, und weil ich Sie wissen lassen wollte, daß ich damit nicht einverstanden bin.“
Sie fühlte das Vibrieren der Gedanken, die den Männern entströmten, und sah ihre Gesichtsausdrücke: Verständnis, dann Ungeduld.
„Um Himmels willen, Jem“, rief einer aus, „können Sie Ihre Liebesaffären nicht außerhalb unserer Ratsversammlungen erledigen?“
Ein anderer meinte: „Mit allem gebührenden Respekt für Kier Gray muß ich sagen, daß es nicht zu dulden ist, wenn sich ein Slan gegen irgend etwas auflehnt, was ein Mensch mit Autorität von ihm verlangt. Ich möchte gern erfahren, was für ein Resultat solch eine Verbindung zwischen einem Menschen und einem Slan erbringt. Alle Einwände sind damit überstimmt, und jetzt, Jem, lassen Sie sie von Ihrer Wache in Ihre Wohnung bringen. Ich hoffe, daß die Diskussion damit beendet ist!“
Zum ersten Male in ihren siebzehn Jahren erkannte Kathleen, daß es auch für einen Slan in bezug auf die nervliche Belastung, die er zu ertragen vermochte, eine Grenze gab. Sie saß bewegungslos im Sessel und umklammerte die plastiküberzogenen Armstützen mit schmerzhaftem Griff. Abrupt hörte sie einen Gedanken in ihrem Gehirn, einen scharfen, peitschenden Gedanken von Kier Gray.
„Du dummes Ding! Wie bist du nur in diesen Schlamassel geraten?“
Da blickte sie niedergeschlagen und jämmerlich zu ihm hinüber und sah zum ersten Male, daß er sich scheinbar entspannt gegen den Sesselrücken lehnte, die Augen halb geschlossen und die Lippen straffgezogen. Er sagte schließlich:
„All dies wäre sehr schön und gut, wenn eine solche Verbindung noch eines Tests bedürfte. Dem ist nicht so. Es liegen Berichte von mehr als hundert Versuchen vor, aus Verbindungen zwischen Slan und Mensch Kinder zu erhalten. Sie können sie selbst in der Aktenbibliothek unter der Klassifikation ‚Anomale Heiraten’ einsehen.
Die Gründe für die Sterilität sind schwer zu erklären, da Menschen und Slans sich im Grunde nicht sehr voneinander zu unterscheiden scheinen. Die erstaunlich harte, zähe Muskulatur des Slans begründet sich auf einer Beschleunigung der Nervenreaktionen, die die Muskeln in Gang setzen. Es ist ferner eine beträchtliche zahlenmäßige Zunahme der Nerven in jedem Körperteil festzustellen, die seine Empfindlichkeit um einen ungeheuren Betrag heraufsetzen.
Die beiden Herzen sind in Wirklichkeit nicht zwei Herzen, sondern eine Kombination, von der jeder Abschnitt unabhängig vom
Weitere Kostenlose Bücher