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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Mead
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ausgezeichnet. Sie trugen zum Schutz ihre wollene Kleidung, aber weder Kälte noch übermäßig lange, schwere Arbeit machte ihnen etwas aus. Um die Wahrheit zu sagen – ihre unmenschliche Kraft und Ausdauer waren mir ein wenig unheimlich. Sie arbeiteten wie Ameisen, mit der gleichen Sturheit und Emsigkeit, die Ameisen an den Tag legen, wenn sie das Endziel erreichen wollen. Eines Tages fiel einer Frau eine schwere Kiste auf den Kopf. Sie schrie auf, als sie zusammenbrach. Ihre Arbeitskollegen zerrten sie zur Seite, und als die Sanitäter kamen, um die Frau abzuholen, arbeiteten sie schon wieder, und keiner schenkte der Verunglückten einen Blick, als sie weggetragen wurde. Ein anderes Mal ereignete sich der gleiche Unfall, trotz der Vorsichtsmaßnahmen, die ich getroffen hatte. Dieses Mal jedoch handelte es sich bei dem Opfer um eine Rekonditionierte. Hätte ich nicht selbst wütend eingegriffen und den Frauen befohlen, der Unglücklichen zu helfen, würden sie es nicht getan haben. Sie arbeiteten weiter und ignorierten die Arme.
    Es wurde mir bald klar, daß sich die Überheblichkeit der Kolonisten nicht nur gegen die Rekonditionierten richtete, sondern auch sogar gegen den Lagerstab. Die Kolonisten glaubten, die Beherrscher der Erde zu sein. Der Gedanke, daß noch anderes menschliches Leben existieren könnte, schien ihnen unmöglich. Diese Tatsache und die Arroganz, die sie sogar dem Staat gegenüber zeigten, ließen mich eine große Gefahr erkennen, wenn ich Zeit hatte, mich eingehend mit der Zukunft zu befassen. Blackler sah es auch, das wußte ich, und ich glaube, daß auch die intelligenteren Mitglieder des Stabes begannen, die Entwicklung vorauszuahnen.
    Das bemerkte ich besonders bei Jacobson. Ich hatte viel mit ihm dienstlich zu tun, und ich fand, daß er ein nichtssagendes Geschöpf war, das fest an das Kolonisierungsprojekt glaubte, aber Angst vor Schultz und Hero hatte. Eines Tages mußte ich wieder zu ihm. Er hatte gerade eine Unterredung mit Hero, und ich hatte Gelegenheit, beide zu beobachten. Ich stand und lauschte den Befehlen Heros, die er seinem Gleichrangigen mit der für ihn besonders charakteristischen Arroganz erteilte. Als Hero aus dem Raum gestelzt war, wandte sich Jacobson mit flatternden Händen an mich: „Nun, Waterville, haben Sie ihn gehört?“
    „Ja“, antwortete ich.
    „Waterville, so mit mir, einem Stellvertreter, wie auch er einer ist, zu sprechen! Und ich bin außerdem noch der Dienstältere! Sie wissen – der Dienstältere! Ich bin ein Beamter des Ministeriums, und er ist nur ein Kolonist. Wir haben den Kolonisten das Leben gegeben, Waterville! Und jetzt – o, sie sind alle so wie er. Haben Sie es nicht gespürt?“ flüsterte er, während er mein Gesicht beobachtete. „Was wird aus uns werden? Wie können wir so dem Menschengeist dienen?“
    „Wer weiß das?“ entgegnete ich brutal. „Und, gepriesen sei der Menschengeist, ich bin jetzt zu beschäftigt, um mir darüber Gedanken zu machen. Bitte, geben Sie jetzt Ihre Anweisung für diese Vorräte.“
    Als ich bekommen hatte, was ich wollte, verließ ich Jacobson. Aber als ich davonging, glaubte ich, unfreundlich gewesen zu sein, indem ich ihn ohne ein gutes Wort allein zurückließ. Soweit ich beurteilen konnte, hatte er recht, sich über diese Dinge Gedanken zu machen, und ich wußte, daß Jacobsons Furcht nicht unbegründet war.
    Als mein Urlaub durchkam, wurde es so eingerichtet, daß ich mich Blackler anschließen sollte, der auf dem Gesundheitsministerium dienstlich zu tun hatte. „Es wird das letzte Mal sein“, sagte er. „Meine Geschäfte sind jetzt erledigt. Und wie steht es mit Ihren?“
    „Es gibt noch eine Menge zu tun, aber das Ende ist abzusehen. Warum sagt uns Schultz nicht, wann die Kolonisten aufbrechen?“
    „Er liebt Geheimniskrämereien. Aber es wird nicht mehr lange dauern. Ich vermute, daß es im Frühjahr losgeht. Morgen werden die letzten Rekonditionierten abgeholt. Ich muß dann noch einen anderen Doktor und einen Moralbeamten mit ins Lager zurücknehmen. Wir werden im Lastwagen fahren. In aller Frühe brechen wir auf, und am Abend fahren wir wieder zurück. Das wird Ihnen passen, denke ich?“
    Ich hatte also einen Tag Urlaub, das war alles. Wenn ich Jenny wiedertraf, was konnten wir da mit nur einem Tag anfangen? Und doch mußte ich sie wiedersehen, bevor wir uns für immer voneinander trennten.
    Blackler sprach in meine Gedanken hinein. „Es wird morgen kalt sein. Sie sind ein Narr,

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