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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Mead
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– wen konnte sie aber fragen? Ein Ersatz war am selben Tage eingetroffen. Sie war traurig, so unsagbar traurig. – Ob ich etwas zu essen haben wollte? Zu trinken? Oder sonst irgend etwas? Sie war so besorgt. Aber ich dankte ihr, mit einem Gesicht, das erstarrt zu sein schien, und ging hinaus auf den Platz. Leute traten zur Seite, um mich vorbeigehen zu lassen. Ich stand außerhalb der Straße. Ich dachte an jenen Moralbeamten, vielleicht hatte er sich Jenny genommen. Wenn er in diesem Augenblick vor mir gestanden hätte, würde ich ihn niedergeschlagen haben. Aber ich mußte etwas unternehmen, und so ging ich zu der Herberge, wo wir zusammen gewohnt hatten.
    Die Wärterin war immer noch dort und saß hinter ihrem Pult. „Sie wieder?“ fragte sie. „Noch immer dieselbe?“
    „Halten Sie den Mund“, herrschte ich sie an. Dann fragte ich sie nach Jenny. Ich mußte sie hier finden!
    Nein, sie wußte nichts. Ihre Augen wanderten vom Schlüsselbrett an der Wand zu der Liste, die vor ihr lag. Dann schaute sie mich von der Seite an. „Was erwarten Sie denn von mir, das ich wissen soll? Hunderte kommen Tag und Nacht, die Tür steht nie still.“
    „Verdammt sei die Tür und Sie! Was wissen Sie?“
    „Ich, ich weiß nichts. Mich interessiert das nicht. Nun, dieser Ort hier wird ab und zu inspiziert. Wenn Leute verschwinden – hielten Sie sich an alle Bestimmungen?“ Sie blickte mich immer noch aus ihren Augenwinkeln an.
    Ich stand da und dachte nach. Dann erinnerte ich mich an das Buch mit den Bestimmungen, das ich unter das Bett geworfen hatte und das plötzlich verschwunden war. Das war alles.
    Ich blickte die Wärterin fest an, denn es war mir, als fürchtete sie sich ein wenig.
    Sie knipste an ihren Nägeln, die voller Schmutz waren. „Es war eine ,A’-Lizenz, nicht wahr?“ fragte sie.
    Ich nickte.
    „Sie sind einer von den Kolonisten? Die Nachrichten sind voll von ihnen.“
    „Ja. Ich habe einen Tag Urlaub. Dies war meine letzte Gelegenheit, sie zu sehen. Zum letzten Mal, verstehen Sie? Zum allerletzten Mal! Und Sie zeigten sie an!“
    „Nein, ich tat es niemals! Ich sagte Ihnen schon, daß hier ab und an kontrolliert wird. Sie gehen durch die Zimmer. Ich kann das nicht verhindern. Ich muß die Liste mit den Leuten vorlegen, die diesen Ort benutzen.“
    Ich war verzweifelt. Meine Gedanken kreisten nur um Jenny.
    „Es ist schwer für Sie“, sagte sie. „Und Sie haben nur einen Tag! .Vielleicht ist sie irgendwohin gegangen – vielleicht aber nahm sie sich einen anderen Mann. Frauen – sie können nicht ohne einen Mann sein. Wohin wollen Sie jetzt gehen?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Es ist schwer für Sie“, wiederholte sie. „Und nur einen Tag! Ich will Ihnen sagen, was ich tun werde. Wenn Sie das Mädchen nicht finden können, dann kommen Sie wieder zurück. Die Lizenz spielt keine Rolle; Sie sind ein Kolonist, keiner wird sich irgendwelche Gedanken machen. Und ich kann Ihnen ein oder zwei junge Mädchen besorgen. – Nun, wissen Sie, Inspektoren und Moralbeamte sind beschäftigte Männer. Sie haben nicht immer Zeit, sich eine Lizenz zu beschaffen, aber sie wollen auch ein bißchen Spaß haben, genau wie die anderen Bürger. Warten Sie einen Augenblick.“
    Ich hörte kaum zu. Das einzige, was ich noch tun konnte, war, zum Moralbüro und zum Gesundheitsministerium zu gehen, um zu versuchen, dort etwas in Erfahrung zu bringen. Sie könnten Jenny auch aufgerufen haben – nein, sie war dafür noch zu jung.
    „Hier ist sie“, hörte ich die Wärterin sagen. „Ist sie nicht ein reizendes kleines Frauenzimmer? Ihr Name ist Maggie.“ Ich blickte auf. Das Mädchen war hübsch. Die Wärterin hielt sie beim Arm. „Sie ist bei allen sehr beliebt.“
    Es war riskant, Informationen über Menschen einzuholen, die verschwunden waren, aber ich kümmerte mich nicht darum. „Ich werde es beim Gesundheitsministerium versuchen“, sagte ich laut. Dann drehte ich mich um und verließ die Herberge.
    Ich versuchte es dort. Aufrufe wurden vertraulich behandelt. Die Beamtinnen sagten, daß es ihnen leid täte, sie wüßten nichts, und ich fühlte, wie jede mir nachstarrte, als ich den Raum verließ. Beim Moralbüro rettete mich wahrscheinlich nur mein Kolonistenumhang vor Schwierigkeiten. Dort erhielt ich harte Blicke und eine Zurechtweisung, daß Fragen in solchen Angelegenheiten nicht gestattet sind.
    Ich wanderte ziellos durch die Straßen und wußte, daß ich nichts mehr tun konnte. Schließlich fand ich mich

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