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TS 18: Der strahlende Phönix

TS 18: Der strahlende Phönix

Titel: TS 18: Der strahlende Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harold Mead
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sich in einen Sessel fallen, während er mich an seinem Schreibtisch stehen ließ.
    „Sie werden wissen, Waterville, daß wir unter besonderen Umständen arbeiten. Die Kolonisten müssen erfolgreich sein. Alles – alles, sage ich Ihnen, ist auf dieses Ziel hin gerichtet. Verstehen Sie?“
    „Ja. Welche Pflichten haben Sie für mich?“
    Er sprach lange, und ich wurde vom Stehen müde, aber er forderte mich nicht zum Sitzen auf. Ich erwartete es auch kaum. Ich sollte die umfangreiche Liste der Vorräte, die zu transportieren waren, überprüfen und korrigieren. Mit Assistenten zusammen hatte ich die Aufgabe, die Warenmengen aufzuteilen und das Verladen zu überwachen. Ich war dafür vorgesehen, von Arbeitern und Trägern begleitet, zur Insel aufzubrechen, bevor der Hauptzug sich auf den Weg machte. Dort angekommen, sollten sofort Vorbereitungen für die Ansiedlung der Kolonisten getroffen werden, bevor sie selbst ankamen. Wenn die Siedlung errichtet war, sollte es meine Aufgabe sein, die Insel weiter zu erforschen und Informationen zu sammeln, die für die Ausbreitung der Kolonisten von Wert sein würden.
    Der Beginn der Ansiedlung sollte mit fünfhundert Kolonisten durchgeführt werden. Ich schaute auf Listen und Karten und wurde von Schultz nach dem Platz gefragt, der für die Ansiedlung ausgesucht worden war. Ich war zum Schluß müde geworden, doch als die Besprechung zu Ende war, hatte ich großen Respekt vor seinem Talent, sich mit allen Einzelheiten zu befassen. Und ich denke, daß auch er mit mir zufrieden war, denn als er mich verabschiedete, begleitete er mich bis zur Tür seines Hauses.
    Bevor ich ging, legte er noch seine Hand auf meinen Arm und sagte: „Sie wissen, Waterville, Sie sind ein Querkopf, und es gibt viele Leute, die Sie zu einer gründlichen Untersuchung schicken würden.“
    Ich sagte nichts, obgleich ich fühlte, wie mein Herz bis zum Halse schlug.
    „Aber Sie dienen dem Staat. Sie haben eine Menge geleistet. Ich denke mir, daß Sie von Nutzen sind, auch so, wie Sie sind. Aber Sie sind sehr sprunghaft, trotz der Behandlung Blacklers.“
    Ich sagte nichts.
    Schultz drehte sich um, machte ein paar Schritte, dann kam er wieder zurück und schaute mir ins Gesicht. „Was ist mit Ihnen? Warum nehmen Sie sich nicht eine Frau? Das würde guttun. Ich kann eine für Sie besorgen, wenn Sie wollen, ein schönes Geschöpf. Oder Sie suchen sich selbst eine – Blackler wird Ihnen sagen, wie man das macht.“
    „Ich bin in Ordnung, danke.“
    „Noch immer mit jener ,A’-Lizenz, die Sie hinter sich ließen, beschäftigt?“
    Ich nahm meine Chance wahr. „Nun, nicht gerade. Es war ja eben nur eine ,A’-Lizenz. Doch ich würde sie gern noch einmal sehen wollen, bevor wir hier weggehen. Ich möchte die Angelegenheit bereinigen. Ich hasse ungeklärte Dinge.“
    Er studierte mein Gesicht, und ich seines.
    „Soll ich Ihnen ein paar Tage Urlaub geben?“ fragte er schließlich.
    Ich wußte, daß ich ein Narr war, Jenny wiedersehen zu wollen. Es würden dadurch wieder ihre Wunden und auch die meinen aufgerissen werden. Aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen. „Ja“, antwortete ich.
    „Nun“, sagte er, „ich werde das für Sie ordnen. Ich verstehe zwar Ihre Sorge nicht, und ich denke auch nicht, daß solch eineSorge besonders gesund ist. Aber wenn es dies ist, das Ihnen helfen wird, wieder ruhiger zu werden, nun, so mögen Sie gehen. Aber ich tue es nur deshalb, weil ich hoffe, daß es Ihnen helfen wird, den Kolonisten besser zu dienen. Denken Sie daran!“

 
IX
     
    Über zwei Monate vergingen, ohne daß von einem Urlaub die Rede war. Während dieser Zeit war ich so beschäftigt, daß ich gar keine Muße zum Unglücklichsein hatte. Ich faßte meine Assistenten hart an – vielleicht ein bißchen zu hart – aber ich tat dies bewußt und betrachtete sie nur als Instrumente für die zu verrichtende Arbeit. Ich hatte zur Unterstützung zwei Stabsassistenten unter mir. Sie trugen die richtige Begeisterung in sich, aber als ich sie eine Woche lang ständig zur Arbeit angetrieben hatte, begannen sie, schlappzumachen. Der Rest waren Kolonisten und Rekonditionierte. Die letzteren arbeiteten wie Maschinen, obgleich es auch einmal vorkam, daß eine weibliche Rekonditionierte ausbrach und davonlief. Man fand sie tot am elektrisch geladenen Zaun. Armes Ding, aber sie würde auf jeden Fall gestorben sein, denn der Winter kam dieses Jahr früh.
    In der großen Kälte arbeiteten die Kolonisten

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