TS 18: Der strahlende Phönix
freundlich an mich. „Und werden Sie Ihre Gruppe rechtzeitig fertig haben, Mr. Waterville? Sonst weiter keine Schwierigkeiten?“
„Wir werden fertig sein“, sagte ich.
Dann kamen die anderen, und die Konferenz begann. Wir gingen alle Einzelheiten durch, diskutierten viele Dinge und entschieden so, wie Schultz schon längst allein entschieden hatte.
„Es gibt da noch etwas zum Schluß, wovon gesprochen werden muß“, sagte Schultz ernst. „Und ich möchte Sie daran erinnern, daß wir unter besonderen Umständen operieren.“ Er hielt inne und schaute in die Runde. „Der Präsident hat mir die Angelegenheit überlassen – zu unserer Entscheidung. Wir sind diejenigen – so meint er –, die den möglichen Gefahren ins Auge zu sehen haben.“
„Was für Gefahren?“ fragte irgendeiner.
„Im Staat“, betonte Schultz ruhig, „sind Gewalttätigkeiten undenkbar – ja, dank dem Menschengeist unnötig. Aber dort, auf der Insel, könnte es Tiere geben oder auch Menschen, die nicht die Segnungen unserer Zivilisation genossen haben. Unter Gewalttätigkeit versteht man, wenn einer den anderen angreift. Selbstverteidigung, besonders bei einer nicht gewalttätigen Zivilisation wie wir, kann niemals Gewalttätigkeit sein. Sie ist lediglich eine notwendige Vorsichtsmaßnahme.“
Im Raum herrschte vollkommene Stille.
„Nun“, fuhr Schultz fort, „der Präsident hält es für richtig, Selbstverteidigung anzuwenden, um damit dem Menschengeist zu dienen. Es lagern in den Kellern des Moralministeriums einige Waffen, Überbleibsel aus der alten Ära. Sie sind sorgfältig aufbewahrt worden. Wenn wir wollen, können wir sie mitnehmen.“
Es herrschte Schweigen. Dann setzte ein Stimmengewirr ein. Erst, als sich alle wieder beruhigt hatten, sprach Schultz weiter. „Bei einer Sache wie dieser müssen wir abstimmen. Diejenigen, die denken, daß die Waffen mitgenommen werden sollen, stehen auf.“
Ich schlug meine Augen nieder. Als die allgemeine Erregung sich gelegt hatte, blickte ich auf. Alle Kolonisten standen. Der Rest von uns saß. Die Zahl war genau gleich – ohne Schultz.
Schultz stand auf. Und damit war die Sache entschieden.
XI
An jenem kalten Januarmorgen stand ich vor den Hubschraubern und beobachtete die letzten Ladungen, die an Bord gebracht wurden. Ich fühlte mich völlig erschöpft. Wir hatten die ganze Nacht durch gearbeitet. Aber wir waren fertig. Bis zum Start waren noch zwei Stunden Zeit, und jeder hatte Gelegenheit, noch eine Mahlzeit zu sich zu nehmen und sein eigenes Gepäck in Ordnung zu bringen.
Ich war wütend über den Irrsinn, das Abenteuer mit völlig erschöpften Menschen zu beginnen. Die späte Ankunft von gewissen Gütern hatte bedeutet, daß die Nachtruhe, die ich für unbedingt notwendig hielt, unmöglich war, es sei denn, wir hätten unseren Start um einen Tag verschoben. So ging ich, um Schultz zu suchen. Was machte schon ein Tag bei einer Expedition wie der unseren aus? Aber Schultz war nicht erreichbar, und so mußte ich mich an Hero wenden. Er, natürlich, wollte davon nichts wissen. „Ich dachte“, spöttelte er, „daß Sie rechtzeitig fertig sind?“
„Wir sind fertig“, antwortete ich wütend. „Wir können noch heute morgen aufbrechen, wenn es sein muß. Aber sollen wir den Start mit völlig erschöpften Rekonditionierten beginnen? Wir alle haben eine schwere Zeit vor uns, wenn wir zur Insel kommen. Auf einen Tag kommt es doch wirklich nicht an.“
„Es gibt keinen Platz für Schwäche –“
„Es gibt auch keinen Platz für blutige Dummheit. Ja, ich weiß, daß sie während der Fahrt etwas ruhen können. Aber es geht hierbei um einen guten Anfang. Das macht den Unterschied aus.“
Ich wußte, daß es närrisch war, so etwas zu sagen, aber ich hatte mir geschworen, niemals vor Hero zu kriechen. Jetzt sah ich sein Gesicht vor Zorn dunkel werden. Wutentbrannt starrte er mich an. „Ich möchte Sie daran erinnern, Waterville, daß die Arbeit, für die Sie privilegiert sind, für die Kolonisten getan wird! Sie und Ihresgleichen glauben, daß Sie uns geschaffen haben, und im gewissen Sinne stimmt das. Aber wir sind wir, vergessen Sie das nicht, und wir sind das perfekte Volk, das auszieht, um die Erde zu beherrschen. Bei uns gibt es keine Schwäche: wohin uns der Menschengeist führt, dorthin gehen wir; was wir uns vorgenommen haben zu tun, das werden wir tun. Wer seid ihr, ihr haarigen halben Portionen, Überbleibsel der Vergangenheit, daß ihr mit uns
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