TS 20: Legion der Zeitlosen
sind Zwillingsbrüder und sehen genau gleich aus. Mein Name ist Hann Dittow, und der Name meines Bruders ist Mann, aber er hat jetzt einen andern Namen angenommen. Haben Sie ihn gesehen?“
Viele der Menschen, die er fragte, hätten ihm gerne geholfen, konnten ihm aber keinen Hinweis geben. Jenen, die weitere Fragen stellten, erklärte er, ihr Vater wäre gestorben, und er suche seinen Bruder zur Regelung das Nachlasses.
Natürlich erzählte er Jahr, Oler oder Ingra nichts von seinen Unternehmungen. Jahr war ziemlich verärgert, daß er von Chaan bei seinen Ausgängen in die Stadt ausgeschaltet wurde, und oftmals war Chaan geradezu gezwungen, ihn mitzunehmen. Bei solchen Gelegenheiten stellte er jedoch keinerlei Nachforschungen an.
Hildi begleitete ihn häufig. Chaan verbrachte den größten Teil der Tage und auch einen beträchtlichen Teil der Nächte mit seinen Nachforschungen, und er war nicht gewillt, dauernd von ihr getrennt sein zu müssen. Manchmal arbeiteten sie getrennt, wobei Hildi ein Bild von Chaan mit sich nahm, um in anderen Gegenden nachzuforschen. Jeden Abend kehrten sie todmüde in das Hotel zurück.
Es war eine entmutigende Suche. Tag um Tag gingen sie in dem immer ungastlicheren Klima Volkswelds durch die Straßen und Gassen Regns, in Geschäfte, Lokale und Wohnhäuser, stets ohne Erfolg. Chaan gelangte schließlich zu der Überzeugung, daß man seinen Doppelgänger zu einem andern Teil des Planeten geschickt hatte.
„Ich stelle fest, daß ich über die geheimnisvollen Wege eines Raumscouts nicht unterrichtet sein soll“, sagte Jahr eines Tages, als er mit ihnen ging. „Aber deine ganzen Wanderungen in den vergangenen Wochen scheinen mir ziemlich ziellos zu sein. Wenn du versuchen solltest, Regn zu Fuß bis in den letzten Winkel kennenzulernen, so hast du das bestimmt bereits erreicht.“
„Wir wollen doch einfach sagen, daß ich zur Übung diese Ausgänge unternehme“, erwiderte Chaan lächelnd.
„In Ordnung. Aber wenn du mich je ins Vertrauen ziehen wolltest, dann werde ich mich freuen, dir zu helfen.“
Chaan erhielt durch Victad Berichte von den Wasser, aber alle waren negativ.
Der erste Hoffnungsschimmer tauchte nach etwa sechs Wochen auf.
Es war an einem späten Nachmittag. Er befand sich allein in einem Teil von Regn, in dem alle Häuser alt und verwittert waren. Es hatte heftig zu schneien angefangen, und dicke Flocken taumelten langsam zur Erde herab. Auf den Straßen und Bürgersteigen bildete sich eine dicke weiße Schneedecke.
Die Straßenlichter brannten bereits, und aus den Fenstern der Wohnhäuser und Geschäfte drang das Licht in den verschneiten Abend hinaus. Fröstelnd und das rauhe Klima Volkswelds verfluchend, stampfte Chaan dahin. Die Uniform, die er trug, war zu dünn, als daß sie ihn gegen die beißende Kälte hätte schützen können. Er war froh, daß er nicht die Zivilkleidung ohne Hemd gewählt hatte.
Hildi suchte in einer anderen Gegend der Stadt. In einer Stunde wollte er sich mit ihr zum Abendessen treffen und anschließend gemeinsam mit ihr weitersuchen.
Mit eingezogenen Schultern und tief in die Taschen des Uniformrockes versenkten Händen kam Chaan schließlich an einer geschlossenen Tür vorbei, über der ein Schild mit der Aufschrift: NORVAD’S RESTAURANT hing. Aus kleinen Fenstern zu beiden Seiten der Tür strömte Licht in die Nacht hinaus. Sie öffnete sich, und einen Augenblick fiel helles Licht in den Schnee. Ein Gast in Zivilkleidern trat aus der Tür und stocherte sich mit einem Holzstäbchen die Essenreste aus den Zähnen. Er warf einen Blick auf Chaan, drehte sich dann um und ging die Straße hinab davon.
Restaurants waren für Chaans Suche sehr gut geeignet. Ein Doppelgänger, der ein Sternenschiff fliegen sollte, würde wohl kaum ein häuslicher Typ sein. Chaan stieß die Tür auf und trat ein.
Drinnen machte er an der Tür halt, stampfte den Schnee von den Stiefeln und wischte ihn von den Schultern. Das Lokal war hell erleuchtet. Es enthielt ein Dutzend Tische, von denen vier besetzt waren. Auf einer niedrigen Theke, die sich an der einen Wand entlang hinzog, standen zugedeckte Schüsseln mit Speisen. Hinter der Theke war eine Tür, die offensichtlich in die Küche führte.
Ein großer, kahlköpfiger Mann stand hinter der Theke. Bei Chaans Eintritt blickte er auf, grüßte lächelnd und hob eine Hand.
„Hallo, Angang“, sagte er. „Sie sind heute abend früh dran.“
Nur mit Mühe unterdrückte Chaan einen Ausruf der
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