TS 20: Legion der Zeitlosen
Überraschung. Der Mann hielt ihn für seinen Doppelgänger.
„Ich bin heute abend hungrig“, antwortete er und trat an die Theke. Wenn sein Doppelgänger für ihn gehalten werden konnte, dann konnte er ebensogut ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen für seinen Doppelgänger gelten. „Was gibt es heute abend Gutes?“
„Alles ist gut“, erwiderte der Kahlköpfige lächelnd. „Wollen Sie zuerst eine heiße Suppe essen?“
„Weshalb nicht“, antwortete Chaan. „Es ist heute kalt.“
Er nahm einen Teller dampfender Suppe und ging damit zu einem der Tische hinüber.
Es war eine gute Suppe. Chaan löffelte sie nachdenklich. Dabei hielt er Augen und Ohren offen. Einer der Kunden an einem andern Tisch ging an die Theke, um sich nochmals eine Speise zu holen. Dabei redete er den Mann hinter der Theke mit „Norvad“ an.
Offensichtlich aß „Angang“ hier regelmäßig, und Chaan war gerade zufällig etwas früher hierhergekommen, als Angang normalerweise kam. Wenn das zutraf, dann brauchte er nur zu warten, bis sein Doppelgänger durch die Tür eintreten und ihm direkt in die Hände laufen würde.
Die Gäste an einem der Tische erhoben sich, zahlten und verließen das Lokal. Neue Gäste traten ein, wählten ihre Mahlzeiten aus und besetzten zwei Tische.
Chaan blickte auf die Uhr an der Wand über dem Essenschalter. Er war jetzt fünfzehn Minuten in dem Restaurant. Die Suppe und die Wärme in dem Lokal hatten die Kälte aus seinem Körper getrieben, und er fühlte sich jetzt wieder richtig behaglich.
Er trug seinen Teller zur Theke hinüber, sah sich die verschiedenen Gerichte an und fragte dann:
„Was empfehlen Sie heute, Norvad?“
„Stew ist heute besonders gut.“
„Wer weiß schon, was in dem Stew alles ist?“ parierte Chaan und fügte bei Norvads Grinsen hinzu: „Besonders bei Ihrem Stew. Wie steht es mit diesen anderen Fleischarten?“
„Gebratener Gumbel? In Ordnung.“
Norvad reichte ihm eine Platte mit dem Fleisch, während Chaan sich verschiedene Gemüse auswählte.
„Wo ist Ihre Freundin heute abend?“ fragte Norvad.
„Sie wird nachkommen“, antwortete Chaan vorsichtig.
Diese Bemerkung erinnerte ihn an Hildi.
Er trug das Essen an seinen Tisch und aß nachdenklich. Er wollte sich in etwa einer halben Stunde mit Hildi im Restaurant zum Roten Stern in der Nähe des Stadtzentrums treffen.
Chaan hoffte, daß bis dahin Angang das Lokal betreten würde. Er konnte die Angelegenheit schnell erledigen und sich dann mit Hildi in Verbindung setzen. Langsam aß er die verschiedenen Gerichte, die er ausgewählt hatte.
„Ich dachte, Sie wären hungrig“, sagte Norvad, als Chaan sich sein Bierglas nachfüllen ließ.
„Das bin ich auch“, antwortete Chaan und setzte mit einem Blinzeln hinzu: „Ich warte auf Gesellschaft.“
„Habe noch nie eine Frau gesehen, die pünktlich sein konnte“, stimmte Norvad zu.
Chaan ging zu seinem Tisch zurück. Die Zeiger der Uhr wanderten beunruhigend schnell weiter, und noch immer trat Angang nicht durch die Eingangstür.
Die Stunde kam schließlich heran, zu der er sich mit Hildi verabredet hatte. Chaan aß schnell zu Ende und erhob sich vom Tisch.
„Wo ist Ihre Sprechverbindung?“ fragte er Norvad.
„Machen Sie Witze? Sie wissen doch, daß ich keine habe.“
„Richtig. Das hatte ich ganz vergessen“, sagte Chaan hastig. „Wo ist denn die nächste? Ich glaube, ich muß doch einmal nachfragen, wenn ich den Abend nicht allein verbringen will.“
Norvad sah ihn sonderbar an.
„Wenn es eine gibt, die näher als die in Ihrer eigenen Wohnung ist, dann ist es die im Polizeirevier in der Untergrundstation“, erwiderte er.
„Ja, ich werde es dort versuchen oder einfach nach Hause gehen“, sagte Chaan, der nicht wagte, zu fragen, wo sich die Untergrundstation befinde. Offensichtlich wohnte Angang ganz in der Nähe und kannte die Gegend genau. Es war anzunehmen, daß die Frau, auf die Norvad anspielte, mit Angang zusammen lebte, und Norvad wunderte sich, weshalb er sie aus solch kurzer Entfernung anrufen wollte.
Chaan zahlte und verließ das Restaurant. Vor der Tür blieb er stehen. Er war von links gekommen und hatte die Untergrundstation nicht gesehen. Also lag sie wahrscheinlich nicht weit entfernt nach rechts.
Er fand sie schließlich am Ende der Häuserblocks an einer Kreuzung von zwei Rollbandstraßen. Einer der drei Polizisten im Revier deutete auf die Sprechzelle in einer Ecke. Chaan trat hinein und wählte die Rufnummer des Roten
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