TS 20: Legion der Zeitlosen
noch einige Zeit hinhalten.“
„Das geht jetzt nicht mehr“, warnte Jahr. „Marl ist in größter Furcht, du könntest es irgendwie fertigbringen, nach Lalande eine Nachricht durchzugeben. Und nach deinem Handstreich mit den Wasser ist er nicht sicher, ob es dir nicht doch gelingen würde, ihm vor der Nase weg dein Sternschiff zu entreißen, falls er es überhaupt je finden sollte. Ich weiß bereits seit mehreren Wochen, daß er im Falle einer erneuten Weigerung deinerseits sich deiner zu entledigen beabsichtigt und sich ganz auf einen Doppelgänger von dir verlassen will. Es hat mich einen schweren Kampf gekostet, zu entscheiden, ob ich es dir sagen soll oder aber Marl ergeben sein soll.“
„Ich danke dir für das, was du für mich getan hast, Jahr“, erwiderte Chaan und legte mit herzlicher Geste die Hand auf den Arm des Freundes. „Du meinst also, daß ich nicht nach Regn zurückkehren sollte?“
„Ja. Deshalb habe ich Hildi zu dir gebracht. Marl war sicher, daß du zu ihr zurückkehren würdest, und deshalb hat er dir auch nichts in den Weg gelegt, als du allein in die Berge gehen wolltest.“
Chaan legte einen Arm um Hildis Hüfte.
„Was sollen wir deiner Meinung nach tun, Jahr?“ fragte er.
„Versteckt euch in den Bergen. Geht zu den Wasser zurück. Tut alles, um nicht in Marls Gewalt zu geraten. In meinem Hubschrauber sind Vorräte für ein paar Wochen. Nimm du meinen, während ich deinen Hubschrauber nach Regn zurückfliege.“
„Aber was wird aus dir?“
„Ich werde schon zurechtkommen“, erwiderte Jahr zuversichtlich. „Ich werde nicht mit euch gehen, denn Volksweld ist trotz allem meine Welt, und seine Bewohner sind noch immer mein Volk. Und mache dir keine Sorgen, daß Marl mich etwa bestrafen könnte. Ich bin ein Offizier von weit höherem Rang als du ahnst, Chaan, und ein großer Teil der Streitkräfte in Regn sind mir persönlich ergeben. Marl kann mich ins Exil schicken und mich degradieren, aber er wird es nicht wagen, mir etwas anzutun, aus Angst vor Unruhen, die seine sorgfältig vorbereiteten Pläne stören könnten.“
Chaan nahm seine Hand.
„Ich danke dir nochmals, Jahr“, sagte er. „Ich hoffe, daß wir uns wiedersehen.“
„Auch ich hoffe, daß wir uns wiedersehen, wenn dies alles vorüber ist“, erwiderte Jahr lächelnd und drückte fest Chaans Hand. „Sollten wir uns vorher wiedersehen, so denke daran, daß wir praktisch noch immer Feinde sind.“
Er drehte sich um und ging mit schnellen Schritten auf die beiden Hubschrauber zu. Auf halbem Wege machte er halt und sah zu ihnen zurück.
„Und beeilt euch, verdammt!“ rief er. „Oler, dieser kriecherische Spitzel wird gemeldet haben, daß ich mit Hildi weggegangen bin. Wenn Marl herausfindet, daß ich Einblick in die Radarmeldungen genommen habe und mit einem Hubschrauber davongeflogen bin, dann wird er sich das Ganze schon zusammenreimen.“
Er winkte und lief zu den Hubschraubern. Rasch sprang er in Chaans Hubschrauber und startete schnell. Er flog direkt auf Regn zu, bog jedoch einen Augenblick später scharf nach Süden ab, und der Hubschrauber wurde schnell immer kleiner, stieg immer weiter empor und verschwand schließlich im tiefen Blau des Himmels.
Beinahe im gleichen Augenblick erkannte Chaan den Grund für dieses Manöver. Er und Hildi waren zwei Schritte auf ihren Hubschrauber zugegangen, als plötzlich der Himmel in Richtung Regn von Flugzeugen und Hubschraubern dunkel wurde. Düsenjäger stießen herab und fegten ganz niedrig über sie hinweg, ehe sie wenden konnten. Die übrigen Maschinen näherten sich den Bergen mit erschreckender Geschwindigkeit.
„Großes All!“ rief Chaan. „Wir schaffen es nicht mehr!“
Er ergriff Hildis Hand, drehte sich um und lief auf den Wald zu. Gerade als sie im Unterholz untertauchten, sank der erste Schwarm von Hubschraubern auf die Lichtung herab.
Chaan lief schnurgerade in westlicher Richtung durch den dünnen Wald, und Hildi lief wie ein Reh neben ihm her. Sie versuchten, sich im Schutz der blau-purpurnen Bäume zu halten. Über ihnen dröhnten die Motoren der vielen Flugzeuge.
Zweimal änderten sie die Richtung, um Lichtungen auszuweichen, auf denen Hubschrauber landeten. Marl hatte offenbar eine gewaltige Streitmacht eingesetzt.
Schließlich mußten sie halt machen, um Atem zu schöpfen. Keuchend lehnten sie sich unter einem großen Baum aneinander. Chaan nahm Hildis Hand.
„Wir müssen einen Unterschlupf finden“, stieß er hervor. „Wir
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