TS 20: Legion der Zeitlosen
machtgieriger Imperialisten geschützt hatte. Sein Name würde als Schandfleck in die Geschichte der Galaxis eingehen.
Aber was konnte er tun? Er hätte hier sein Leben geopfert, wenn das einen Sinn gehabt hätte. Aber welchen Wert konnte sein Tod für die Galaxis haben, wenn er nur auf der geringen Chance beruhte, daß Marl mit den Doppelgängern von ihm irgendeinen Fehler machte?
Das Kennzeichen auf seiner Brust? Er wußte, daß dies von den Chirurgen auf Volksweld nicht nachgeahmt werden konnte. Sie konnten es jedoch aus seinem Körper schneiden und es auf einen seiner Doppelgänger transplantieren. Er hatte auch noch einige andere Geheimnisse, die man ihm nicht entrissen hatte, wie zum Beispiel seine Kenntnis von dem Geheimfach in der Luftschleuse des Sternenschiffes. Dieser Geheimnisse wegen suchte Marl seine Mitarbeit zu gewinnen. Aber Chaan wußte, daß ein Raumscout, der auf Lalande ankam, nur dann nach derartigen Einzelheiten ausgefragt würde, wenn man gegen ihn Verdacht geschöpft hatte.
Nein, Marl konnte sehr gut ohne ihn auskommen, und dennoch bot ihm Marl ein Bündnis an.
Und hatte Marl letzten Endes nicht recht? Könnte Chaan so stark von Volksweld und seiner Bevölkerung angezogen werden, wenn Marls diktatorische Regierung so verabscheuungswürdig gewesen wäre? Es würde Krieg bedeuten, wenn Marl erfolgreich war. Aber Chaan selbst hatte ja auch oftmals im Namen des Sonnenrates getötet. Lag nicht einige Berechtigung in Marls Forderung nach einem autonomen Sirius-Sektor, der von der Überwachung der fernen Erde befreit war?
Chaan streckte sich auf dem Boden aus und schlief nach einer Weile über diesen Gedanken ein.
Er erwachte plötzlich und hatte das starke Gefühl einer unmittelbar drohenden Gefahr. Mit einer einzigen Bewegung stand er auf den Beinen, und seine Hand lag auf dem Schaft einer Strahlpistole. Es war spät am Vormittag. Am Rande der kleinen Lichtung raschelte es, und die Büsche bewegten sich. Dieses Geräusch hatte ihn aufgeweckt.
Chaan stand still, duckte sich leicht und wartete ab. Plötzlich entstand eine heftige Bewegung, und ein großes Tier sprang durch eine große Lücke im Unterholz und verschwand wieder. Chaan hob schnell die Pistole, aber es war bereits zu spät, um noch zu schießen.
Obwohl er das Tier nur flüchtig gesehen hatte, hatte er es doch erkannt. Es war ein Bethom, das sich normalerweise viel weiter nördlich auf Raubzüge begab. Offensichtlich war es durch das kalte Wetter so weit nach Süden getrieben worden.
Das Bethom war ein unheimlich aussehendes Tier mit dichtem Fell, das von blauen und schwarzen Streifen durchzogen war. Zu beiden Seiten des Kopfes hatte es jeweils drei Paar Fangarme, mit denen es die lebendige Beute festhielt, während es sie auffraß. Es konnte leicht großen Schaden anrichten, wenn es die Farmen um Regn heimsuchte. Chaan hatte das Jagdfieber gepackt. Mit entsicherter Strahlpistole drang er vorsichtig in die Büsche ein.
Die Spur des Raubtiers war nicht schwer zu verfolgen, denn sein massiger Körper hatte Äste und Zweige abgerissen und geknickt.
Schnell schritt Chaan durch den mit Unterholz bestandenen Wald und stand plötzlich am Rande einer Schlucht. Vorsichtig teilte er die Zweige und sah hinaus.
Das Bethom lief schneller als er geglaubt hatte. Es hatte bereits die Schlucht durchquert und verschwand im Unterholz auf der anderen Seite. Es hatte sich zum Sprung niedergekauert, und die Spitzen seiner Fangarme pendelten hin und her.
Und zwischen Chaan und dem Bethom stand eine kleine Gestalt. Es war ein Junge in einem enganliegenden schwarzen Anzug und mit einem durchsichtigen Helm. In den Händen hielt er zwei nutzlose Kinderpistolen.
Als das Bethom sprang, schoß Chaan. Das Tier stürzte, sich im Todeskampf windend, direkt vor den Füßen des Jungen nieder.
Chaan trat hinter den Jungen, der gerade die Spielzeugpistolen in die Halfter zurücksteckte, und legte die Hände auf dessen Schultern. Der Junge drehte sich um.
„Das ist gerade noch einmal gut gegangen“, sagte Chaan.
„Jawohl, Sir“, erwiderte der Junge. „Ich fürchte, meine Pistolen waren für ein solches Tier nicht stark genug. Es war ein Glück, daß Sie vorbeigekommen sind.“
Chaan blickte auf ihn nieder, und eine Erinnerung dämmerte in ihm auf.
„Du bist doch Chaan, nicht wahr?“ fragte er, und seine Stimme zitterte leicht, als er sich wieder an ein lange vergangenes Erlebnis erinnerte.
„Jawohl, Sir“, antwortete der Junge. „Captain Chaan
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