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TS 20: Legion der Zeitlosen

TS 20: Legion der Zeitlosen

Titel: TS 20: Legion der Zeitlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L. Fontenay
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brauche noch einen Tag, um diese Sache mit meinem Gewissen ins Reine zu bringen.“
    „Ist das wirklich dein fester Entschluß?“ fragte Jahr. Als Chaan ihn überrascht anblickte, grinste er verwirrt und fügte hinzu: „Ich weiß, daß wir alle hier darauf hingearbeitet haben, aber irgendwie hatte ich nie erwartet, daß du aufgeben würdest.“
    „Es sieht so aus, als ob mir nichts anderes übrigbliebe“, erwiderte Chaan, und es gelang ihm mit einiger Schwierigkeit, zu lächeln. „Aber sage Marl, daß ich die Stadt verlassen werde, um in der Einsamkeit nachzudenken, und daß ich diesmal nicht verfolgt werden möchte.“

 
18. Kapitel
     
    Chaan erwachte bei Morgengrauen.
    Hildi lag auf der andern Seite des Bettes, das Gesicht abgewandt und in die Arme geschmiegt. Die schwere Decke war etwas auf die Seite geglitten und ließ die Rundungen ihres schönen Körpers ahnen.
    Chaan zog die Decke hinauf und küßte Hildi sanft auf das Ohrläppchen. Dann schlug er auf seiner Seite die Bettdecke zurück und stand auf. Die kühle Morgenluft ließ ihn frösteln.
    Hildi rührte sich. Sie drehte sich um und schlug die Augen auf. Dann stand sie ebenfalls auf und kleidete sich an.
    „Ich werde dir das Frühstück machen“, sagte sie. „Es ist nicht nötig, daß wir die andern wecken.“
    „Gut“, antwortete er, „aber ich werde Jahr dennoch aufwecken. Ich möchte, daß er Marl meine Nachricht überbringt.“
    Die drei Menschen schwiegen beim Frühstück. Schließlich sagte Jahr:
    „Chaan, ich möchte dir gerne etwas sagen.“
    „Was ist es, Jahr?“
    Jahr zögerte.
    „Nichts“, antwortete er dann schließlich düster. „Wenn man das Ganze realistisch ansieht, dann sind wir doch Feinde, nicht wahr?“
    „Ja“, erwiderte Chaan lächelnd. „Aber das ändert sich vielleicht noch vor Sonnenuntergang.“
    „Chaan, ich möchte nicht gerne, daß du dich wieder hypnotisieren läßt“, sagte Hildi besorgt. „Es war eine solche Qual für dich.“
    „Diesmal wird es anders sein, Hildi“, antwortete er. „Ich werde aus freiem Willen mitarbeiten, und es wird keine Konflikte zwischen mir und Ramitz geben. Ich werde frisch und munter aus der Hypnose aufwachen.“
    Chaan ließ Hildi im Hotel zurück. Während Jahr sich zum Volksheimgebäude begab, ging Chaan zum nächsten Hubschrauberflugplatz und besorgte sich einen Helicopter. Er stieg damit auf und nahm westlichen Kurs.
    In dieser Richtung kamen die bewaldeten Berge ziemlich nahe bis an Regn heran. Nach kurzer Zeit lagen die Farmen, die die Stadt in einem Umkreis von sieben Meilen umgaben, hinter ihm. Etwa zehn Meilen von Regn entfernt setzte er den Hubschrauber in einer Lichtung an einem Berghang auf und stieg aus.
    Es war einer dieser Tage, den man in jenem Teil der Erde, in dem Chaan seine Jugend verbracht hatte, „Indianersommer“ genannt hätte. Die violetten Dunstschleier des frühen Morgens hingen über der fernen Stadt und umhüllten sie mit einem Zaubermantel. Die Luft war zwar frisch, erwärmte sich aber mit dem erwachenden Tag. Der Schnee, der vor zwei Tagen gefallen war, war geschmolzen, und nur noch hie und da waren an schattigen Stellen weiße Flecken übriggeblieben. Das Gras war noch nicht verdorrt, und die Blätter waren vor dem herannahenden Winter noch nicht abgefallen, hatten sich jedoch von ihrer sommerlichen blaugrauen Farbe zu einer bläulich roten Tönung verfärbt. Der Himmel erstrahlte tiefblau wie ein Ozean, in dem der glühendrote Ball von Wolf 359 seine Morgenbahn pflügte.
    Chaan schnallte seinen Gurt mit dem Pistolenhalfter fester, lockerte die Strahlenpistole, und ging in den Wald hinein. Der Tau leuchtete auf seinen Stiefeln und auf seiner blauen und silbernen Uniform. Die Strahlen der Sonne, die zwischen den Bäumen durchdrangen, spielten auf seinem Haar und kosten seine Wangen.
    Chaan nahm mit nachdenklichen Augen den Frieden des ihn umgebenden Waldes in sich auf und fragte sich, weshalb er sich noch eine Gnadenfrist von einem Tag ausbedungen hatte. Es schien ihm jetzt, daß die Entscheidung bereits gestern gefallen war. Er wollte sich heute nicht erneut mit all den Problemen abquälen, deren Für und Wider er schon am Vortag eingebend abgewogen hatte.
    „Heute“, sagte er laut, „bin ich ein Verräter.“
    Der erste Verräter in der langen und ruhmvollen Geschichte der Raum-Scouts: Chaan Fritag von der Erde. Der erste Bruch in jenem glänzendenSchild, der so lange das große Sternenreich der Menschen vor den Eroberungsgelüsten

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