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TS 22: Terminus, der letzte Planet

TS 22: Terminus, der letzte Planet

Titel: TS 22: Terminus, der letzte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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richtig verstanden.“
    „Würde es Sie überraschen, wenn ich Ihnen sage, daß ich in den letzten drei Wochen oft darüber nachgedacht habe?“
    „Sehr schmeichelhaft. Und mit welchem Ergebnis?“
    „Mit dem Ergebnis, daß Ihren Überlegungen jede Spur von Logik fehlt, auch hier bedarf es wieder des gesunden Menschenverstandes.“
    „Zum Beispiel?“
    „Zum Beispiel, wenn er die Situation auf Anacreon vorhergesehen hat, warum brachte er uns dann nicht auf irgendeinen Planeten in der Nähe des galaktischen Zentrums? Es ist doch allgemein bekannt, daß Seldon die Kommissare von Trantor dahingehend beeinflußt hat, daß man die Stiftung schließlich auf Terminus einrichtete. Aber warum das? Warum sollte er uns hierherbringen, wenn er von vornherein wußte, daß die Verbindung zum Rest der Galaxis bald abreißen würde, wenn er die Drohungen unserer Nachbarn kannte und dazu wußte, wie hilflos wir sein würden, weil es auf Terminus keine Metalle gibt? Und wenn er all das vorhergesehen hat, warum hat er dann nicht die ersten Siedler gewarnt, damit sie sich vorbereiten konnten? Warum hat er dann gewartet, das zu tun, bis wir am Rande des Abgrundes standen?
    Und dann vergessen Sie eines nicht: Wenn er auch das Problem damals schon sehen konnte, dann sehen wir es zumindest jetzt ebenso gut. Wenn er also damals eine Lösung finden konnte, dann können wir das heute auch. Schließlich war Seldon ein Psychologe und kein Zauberkünstler. Es gibt keine Tricks, mit denen man einem solchen Dilemma entkommt, die er kannte und wir nicht.“
    „Aber, Hardin“, erinnerte ihn Fara, „wir haben doch keine Lösung.“
    „Aber Sie haben es ja gar nicht versucht. Sie haben es kein einziges Mal versucht. Zuerst wollten Sie nicht wahrhaben, daß überhaupt eine Gefahr bestand! Dann verließen Sie sich in völlig blindem Glauben auf die Hilfe des Kaisers. Und nun auf Hari Seldon. Sie haben sich bis jetzt immer auf irgend jemand anderen verlassen – nie auf sich selbst.“
    Seine Fäuste ballten sich. „Das ist krankhaft – wie ein Reflex, der Ihr eigenes Denken immer dann ausschaltet, wenn es darum geht, sich gegen die Autorität eines anderen aufzulehnen. Sie zweifeln keine Sekunde daran, daß der Kaiser mächtiger und daß Hari Seldon klüger ist als Sie. Und das ist falsch, sehen Sie das denn nicht ein?“
    Keiner antwortete.
    Hardin fuhr fort: „Aber nicht nur Sie denken so. Die ganze Galaxis tut es. Pirenne hat Lord Dorwins Meinung über archäologische Forschungen gehört. Lord Dorwin meinte, ein guter Archäologe müsse alle Bücher gelesen haben, die über sein Fach geschrieben wurden – und zwar von Männern, die schon seit Jahrhunderten tot sind. Er glaubte, die Lösung von archäologischen Problemen könne man dadurch finden, daß man die verschiedenen Meinungen der alten Archäologen gegeneinander abwägt. Und Pirenne stand dabei und machte keine Einwände. Sehen Sie denn nicht, daß daran etwas nicht stimmt?“
    Wieder klang seine Stimme bittend. Und wieder kam keine Antwort.
    „Und Sie und halb Terminus sind ganz genauso. Wir sitzen hier und halten die Enzyklopädie für den Endzweck aller Dinge. Wir glauben, die höchste aller Wissenschaften sei das Klassifizieren und Sammeln von Daten. Es ist wichtig, aber gibt es denn sonst nichts zu tun? Wir gleiten ab und vergessen, sehen Sie das denn nicht? Hier in der Peripherie ist die Atomkraft schon verlorengegangen. In Gamma Andromeda ist ein Atomkraftwerk in die Luft geflogen, weil man es nicht richtig repariert hat, und der Kanzler des Imperiums beklagt sich, daß es zu wenig Atomtechniker gibt. Und die Lösung? Neue ausbilden? Nein! Man wird den Gebrauch der Atomkraft einschränken.“
    Und zum dritten Mal: „Sehen Sie das denn nicht? Es umfaßt die ganze Galaxis. Wir verehren nur mehr die Vergangenheit. Wir sinken ab – wir stagnieren .“
    Er sah einen nach dem anderen an, und sie starrten mit leerem Blick zurück.
    Fara fand seine Fassung als erster wieder. „Mit mystischer Philosophie kommen wir hier nicht weiter. Wollen wir doch von Tatsachen sprechen. Sie leugnen also, daß Hari Seldon die historischen Trends der Zukunft durch einfache psychologische Techniken im vorhinein erkennen konnte?“
    „Nein, natürlich nicht“, schrie Hardin, „aber wir können uns nicht darauf verlassen, daß er uns eine Lösung bringen wird. Er kann uns bestenfalls sagen, wo das Problem liegt, aber wenn es einen Ausweg gibt, müssen wir ihn selbst finden. Das kann er uns nicht

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