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TS 22: Terminus, der letzte Planet

TS 22: Terminus, der letzte Planet

Titel: TS 22: Terminus, der letzte Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Rollstuhl!
    Ein paar Augenblicke lang sagte die Gestalt nichts, aber sie schloß das Buch, das vor ihr lag. Und dann lächelte sie, und das Gesicht schien plötzlich zu leben.
    Sie sagte: „Ich bin Hari Seldon.“ Die Stimme war alt und weich.
    Hardin hätte sich fast erhoben, um sich ebenfalls vorzustellen, hielt jedoch im letzten Augenblick inne.
    Die Stimme fuhr fort: „Wie Sie sehen, bin ich an diesen Stuhl gefesselt und kann mich nicht erheben, um Sie zu begrüßen. Ihre Großeltern reisten vor ein paar Monaten – in meiner Zeit – nach Terminus ab, und ich habe in der Zwischenzeit einen Schlag erlitten und kann Sie deshalb nicht richtig begrüßen. Ich weiß nicht einmal, wieviele von Ihnen hier sind, wir müssen das alles also formlos tun. Falls einige von Ihnen stehen sollten, bitte setzen Sie sich, falls Sie rauchen wollen, bitte genieren Sie sich nicht.“ Er lächelte. „Was sollte mir das ausmachen? Ich bin ja nicht wirklich da.“
    Er lächelte wieder und fuhr dann fort: „Fünfzig Jahre sind nun vergangen, seit die Stiftung gegründet wurde – fünfzig Jahre, in denen die Mitglieder der Stiftung nicht wußten, worauf sie hinarbeiteten. Sie mußten notwendigerweise unwissend bleiben, aber jetzt besteht diese Notwendigkeit nicht mehr.
    Zunächst einmal: die Enzyklopädie-Stiftung ist ein glatter Betrug und war nie etwas anderes!“
    Hinter Hardin wurde es unruhig, und ein oder zwei unterdrückte Ausrufe wurden laut, aber er wandte sich nicht um.
    Hari Seldon machte das natürlich nichts aus. Er fuhr fort: „Sie ist ein Betrug in dem Sinne, daß weder ich noch meine Kollegen das geringste Interesse daran haben, ob je auch nur ein Band der Enzyklopädie erscheint oder nicht. Sie hat ihren Zweck erfüllt, denn mit ihrer Hilfe fanden wir die hunderttausend Menschen, die wir für unsere Zwecke benötigten, mit ihrer Hilfe hielten wir sie beschäftigt, während das Rad der Geschichte weiterrollte.
    In den fünfzig Jahren, in denen Sie an diesem betrügerischen Projekt gearbeitet haben – es hat gar keinen Sinn, das irgendwie beschönigen zu wollen – ist Ihnen der Rückzug abgeschnitten worden, und Sie haben jetzt gar keine andere Wahl, als das unendlich wichtigere Projekt zu betreiben, das unser eigentlicher Plan war und ist.
    Aus diesem Grunde haben wir Sie auf einen Planeten gebracht, der in fünfzig Jahren in eine Lage kommen würde, die ihnen die Freiheit des Handelns nimmt. Von jetzt an ist Ihr Weg für Jahrhunderte vorherbestimmt. Sie werden einer Reihe von Krisen entgegentreten müssen, wie das zum Beispiel jetzt der Fall ist, und in jedem einzelnen Fall wird Ihre Handlungsfreiheit so eingeschränkt sein, daß Sie nur einen Weg beschreiten können.
    Diesen Weg hat unsere Psychologie ausgearbeitet, und zwar aus folgendem Grund:
    Seit Jahrhunderten stagniert die galaktische Zivilisation, ja zerfällt – wenn das bis heute auch nur wenige bemerkt haben. Aber jetzt löst sich endlich die Peripherie vom Reich, und die politische Einheit des Imperiums ist erschüttert. Irgendwo in den vergangenen fünfzig Jahren liegt der Punkt, den zukünftige Historiker einmal als den „Anfang vom Ende“ bezeichnen werden, vom Ende des Imperiums.
    Und sie werden recht haben, wenn auch für die nächsten paar hundert Jahre noch niemand an einen Zusammenbruch des Reiches denken wird.
    Und dann wird die Barbarei kommen, eine Periode, die nach den Postulaten der Psychohistorik dreißigtausend Jahre dauern wird. Wir können den Verfall nicht aufhalten. Wir wollen es auch nicht, denn die Kultur des Imperiums hat jede Kraft und jeden Wert verloren, den sie einmal gehabt hat. Aber wir können diese barbarische Periode verkürzen – und zwar auf ein einziges Jahrtausend.
    Wie das gemacht wird, können wir Ihnen nicht sagen, genauso wie wir Ihnen vor fünfzig Jahren nicht sagen konnten, was es mit der Stiftung wirklich auf sich hatte. Gäben wir Ihnen das bekannt, so würde unser Plan scheitern, genauso wie er gescheitert wäre, hätten wir Ihnen schon früher gesagt, daß die Enzyklopädie ein Betrug war; denn dann hätte sich durch Ihr Wissen ihre Handlungsfreiheit erweitert, und die psychohistorische Gleichung wäre durch eine Anzahl weiterer Variabeln unlösbar geworden.
    Aber wir werden es Ihnen nicht sagen, und auf Terminus gibt eskeine Psychologen und gab es auch außer Alurin keine, und er war einer von uns.
    Das eine kann ich Ihnen jedoch sagen: Terminus und seine Schwesterstiftung am anderen Ende der Galaxis

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