TS 22: Terminus, der letzte Planet
der ihn bei seiner Arbeit störte, absichtlich ignorierte. Er ließ sich tief in den Sessel auf der anderen Seite des Schreibtisches fallen und wartete.
Pirennes Feder kratzte leise, während sie über das Papier eilte. Sonst war es totenstill im Raum. Hardin nahm eine Zweikredit-Münze aus der Westentasche. Er warf sie hoch, und der glatte Stahl der Münze spiegelte den Schein der Lampe wider, während sie durch die Luft flog. Er fing sie auf, warf sie wieder hoch und beobachtete geduldig das Spiel der Reflexe. Edelstahl war ein guter Münzstandard auf einem Planeten, der sämtliches Metall importieren mußte.
Pirenne sah auf. „Hören Sie doch auf!“ sagte er ärgerlich.
„Oh.“ Hardin steckte die Metallscheibe wieder ein. „Dann sagen Sie mir doch bitte, wann Sie fertig sind. Ich habe versprochen, daß ich wieder im Stadtrat sein würde, bevor über die neue Wasserleitung abgestimmt wird.“
Pirenne seufzte und schob seinen Stuhl zurück. „Ich bin fertig. Aber ich hoffe, daß Sie mich nicht mit Verwaltungsangelegenheiten belästigen werden. Bitte kümmern Sie sich selbst darum. Die Enzyklopädie nimmt meine ganze Zeit in Anspruch.“
„Haben Sie die Neuigkeit schon gehört?“ fragte Hardin phlegmatisch.
„Welche Neuigkeit?“
„Die Neuigkeit, die die Ultrawellenstation von Terminus vor zwei Stunden empfing. Der Kaiserliche Gouverneur der Präfektur Anacreon hat sich den Königstitel zugelegt.“
„Na und? Was hat das zu bedeuten?“
„Das hat zu bedeuten“, antwortete Hardin, „daß wir von den inneren Regionen des Imperiums abgeschnitten sind. Wir haben das zwar schon lange erwartet, aber das macht es nicht angenehmer. Anacreon versperrt die letzte uns bisher verbliebene Handelsroute nach Santanni, Trantor und Vega. Woher soll unser Metall kommen? Wir haben schon sechs Monate lang keinen Transport mehr durchgebracht, und jetzt werden wir überhaupt nichts mehr bekommen, es sei denn, der König von Anacreon genehmigt es gnädigst.“
Pirenne schnalzte ungeduldig mit der Zunge. „Na schön, dann kriegen wir es eben von ihm.“
„Aber können wir das? Hören Sie zu, Pirenne: Gemäß den Satzungen hat der Aufsichtsrat des Enzyklopädie-Komitees sämtliche administrativen Vollmachten. Ich, als Bürgermeister von Terminus City, habe gerade noch das Recht, zu niesen und – wenn Sie eine Genehmigung gegenzeichnen – vielleicht auch noch, mich zu schneuzen. Deshalb fordere ich Sie im Namen der Stadt auf, deren Wohlstand von einem reibungslosen Handel mit der Galaxis abhängt, eine außerordentliche Sitzung einzuberufen und …“
„Hören Sie auf! Ich will jetzt keine Wahlrede hören. Hardin, ich will Ihnen einmal etwas sagen. Der Aufsichtsrat hat die Einrichtung einer Stadtregierung genehmigt. Wir haben die Notwendigkeit für die Existenz einer solchen Regierung auf Terminus eingesehen, da die Bevölkerung seit der Gründung der Stiftung vor fünfzig Jahren stark angewachsen ist, und wir heute eine Menge Leute hier haben, die mit der Enzyklopädie als solcher nichts zu tun haben. Aber das bedeutet nicht, daß das erste und einzige Ziel der Stiftung nicht nach wie vor die Veröffentlichung einer Enzyklopädie des gesamten menschlichen Wissens sei. Wir sind eine staatlich subventionierte, wissenschaftliche Institution, Hardin. Wir können, dürfen und werden uns nicht in die Lokalpolitik einmischen.“
„Lokalpolitik! Bei der linken großen Zehe des Kaisers, Pirenne, das ist eine Sache auf Leben und Tod. Der Planet Terminus, auf sich allein gestellt, kann keine mechanisierte Zivilisation aufrechterhalten. Er hat keine Metalle. Das wissen Sie auch. Was glauben Sie denn, was aus der Enzyklopädie wird, wenn dieser sogenannte König von Anacreon uns verschlucken will?“
„Uns? Sie vergessen wohl, daß wir der direkten Kontrolle des Kaisers unterstellt sind? Wir sind nicht Teil einer Präfektur, weder von Anacreon noch irgendeiner anderen. Merken Sie sich das! Wir sind dem Kaiser persönlich unterstellt, und niemand hat uns etwas zu sagen. Das Imperium wird seine Bürger schützen.“
„Warum hat es dann nicht verhindert, daß der Gouverneur von Anacreon über die Stränge schlug? Und überhaupt, Anacreon steht ja nicht allein da. Wenigstens zwanzig der äußersten Präfekturen der Galaxis, praktisch die ganze Peripherie, haben ihre Geschicke in eigene Hände genommen. Ich kann Ihnen nur sagen, daß ich mich im Schutze des Imperiums verdammt unsicher fühle.“
„Ach, Unsinn!
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