TS 22: Terminus, der letzte Planet
nicht ganz zu gefallen. So blieb er den Rest des Weges nachdenklich und still.
Wenn Hardin sich am Nachmittag und dem darauffolgenden Abend auch langweilte, so hatte er doch die Genugtuung, daß Pirenne und haut Rodric sich gegenseitig nicht ausstehen konnten.
Haut Rodric hatte Pirennes Vortrag mit leeren Augen zugehört, als dieser ihn durch das Enzyklopädie-Gebäude führte. Er war höflich, aber geistig völlig abwesend gewesen, als sie durch die weiten Lagerhäuser mit Filmen und die zahllosen Projektionsräume gingen.
Erst als sie ein Stockwerk nach dem anderen besichtigt und die Redaktionen, die Schneideräume und die Entwicklungshallen hinter sich gebracht hatten, machte er eine Bemerkung.
„Das ist ja alles sehr interessant“, sagte er, „aber es scheint mir eine seltsame Beschäftigung für erwachsene Männer. Was bringt das alles für einen Nutzen?“
Das war eine Bemerkung, freute sich Hardin, auf die Pirenne keine Antwort fand, aber sein Gesicht sprach eine viel beredtere Sprache.
Beim Abendessen riß Rodric die ganze Unterhaltung an sich und beschrieb – mit allen Einzelheiten – seine eigenen Taten als Bataillonskommandant in dem soeben beendeten Krieg zwischen Anacreon und dem kürzlich proklamierten Königreich des benachbarten Planeten Smyrno.
Der Bericht war erst zu Ende, als die Reste des Diners abgetragen und die Gäste zum großen Teil schon gegangen waren. Der Schluß, eine triumphierende Beschreibung zerschossener Raumschiffe, kam, als er Pirenne und Hardin auf den Balkon hinausbegleitet hatte und sie alle die warme Luft des Sommerabends genossen.
„Und jetzt“, meinte er jovial, „zu ernsthaften Dingen.“
„Gott sei Dank“, murmelte Hardin und zündete sich eine lange Vegazigarre an – die sind auch bald zu Ende, dachte er dabei.
Die Milchstraße stand hoch am Himmel und spannte sich von Horizont zu Horizont. Die wenigen Sterne hier am Rande des Universums waren im Vergleich zu ihr nur unbedeutende Punkte.
„Natürlich“, sagte der Subpräfekt, „werden all die formellen Besprechungen – die Unterzeichnung der Verträge und die sonstigen langweiligen Formalitäten vor Ihrem – wie nennen Sie Ihren Rat?“
„Aufsichtsrat“, sagte Pirenne ruhig.
„Komischer Name! Jedenfalls, das hat Zeit bis morgen. Aber vielleicht können wir jetzt schon einige Dinge klären, von Mann zu Mann, verstehen Sie?“
„Und das bedeutet –“ bohrte Hardin.
„In der Situation hier außen in der Peripherie haben sich einige Veränderungen ergeben, und die Position Ihres Planeten ist daher etwas unsicher geworden. Es wäre sehr günstig, wenn wir uns bezüglich dieser Lage einigen können. Übrigens, Herr Bürgermeister, haben Sie noch eine von diesen Zigarren?“
Hardin gab ihm widerstrebend eine.
Anselm haut Rodric roch an der Zigarre und stieß einen Laut der Freude aus. „Vegatabak! Wo haben Sie denn den her?“
„Wir haben bei der letzten Sendung einigen bekommen. Aber jetzt ist er fast zu Ende. Ich möchte wissen, wann wir wieder welchen kriegen, wenn überhaupt.“
Pirenne blickte finster. Er rauchte nicht – und haßte den Geruch von Tabak. „Damit ich Sie richtig verstehe, Exzellenz, Ihr Besuch dient also nur der Klärung dieser Lage?“
Haut Rodric nickte.
„Dann werden wir das schnell haben. Die Situation in der Enzyklopädie-Stiftung Nummer Eins ist die gleiche wie immer.“
„Ah! Und wie war sie immer gewesen?“
„Ganz einfach: eine staatlich subventionierte, wissenschaftliche Institution unter der persönlichen Kontrolle Seiner erhabenen Majestät des Kaisers.“
Den Subpräfekten schien das nicht zu rühren. Er blies Rauchringe.
„Das ist eine hübsche Theorie, Dr. Pirenne. Ich kann mir vorstellen, daß Sie eine Charta mit dem kaiserlichen Siegel haben – aber wie ist die Situation wirklich? Wie stehen Sie mit Smyrno? Sie sind keine fünfzig Parsecs von Smyrnos Hauptstadt entfernt, müssen Sie wissen. Und wie ist es mit Konom und Daribow?“
Pirenne sagte: „Wir haben mit keiner Präfektur etwas zu tun. Als Teil der kaiserlichen …“
„Das sind keine Präfekturen“, erinnerte ihn haut Rodric, „das sind heute selbständige Königreiche.“
„Meinetwegen Königreiche. Wir haben nichts mit ihnen zu tun. Als wissenschaftliche Institution …“
„Ach, lassen Sie mich doch mit Ihrer Wissenschaft in Frieden!“ fuhr der Subpräfekt hoch und fluchte unbeherrscht. „Was, zum Teufel, hat das damit zu tun, daß Smyrno jederzeit Terminus
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