TS 23: Planet YB23
den roten Alarmknopf zu drücken. Mit einem Menschen wurde er immer fertig, und er atmete auf, keinem Ungeheuer gegenübergestellt au sein.
Erst sein zweiter Blick klärte ihn darüber auf, daß zwischen einem normalen Menschen und der Gestalt, die wie erstarrt und vollkommen reglos in der nächtlichen Wüste stand, einige Unterschiede vorhanden waren.
Die Umrisse waren die eines Menschen, aber das hell angestrahlte Gesicht unterschied sich wesentlich von dem, was Kranz als menschlich bezeichnet hätte. Die Augen waren auf die weite Entfernung hin kaum erkennbar, aber immerhin verrieten die geschlossenen Lider eine Schrägstellung, die genau so abnormal schien wie die unförmige Nase, die mehr einem Rüssel glich. Der Mund, weit aufgerissen, als wolle er etwas sagen, entblößte lange und scharfe Zähne. Kranz wunderte sich unwillkürlich, daß er dies zu erkennen vermochte, denn immerhin war der Fremde fast fünfzig Meter entfernt.
Der Hals erschien kurz und dick, unbeweglich. Und als sich derFremde dann mit einer unbeholfenen Bewegung abwandte, erwies sich Kranz’ Vermutung als richtig. Der Kopf saß steif auf dem Hals und vollführte die Bewegung des Körpers genau mit.
Dann erst setzte sich der Fremde in Bewegung und versuchte damit zweifellos, dem grellen Licht zu entrinnen.
Das jedoch wollte Kranz auf keinen Fall gelingen lassen.
In der Zentrale befand sich in Verbindung mit dem Scheinwerfer das Maschinengewehr, dessen Magazin mit normalen – an sich völlig überholten – Patronen angefüllt war, deren Stahlmantelgeschosse zwar töten, aber sonst keinen Schaden anrichten konnten. Diese Munition ließ sich jederzeit selbstverständlich gegen Sprenggeschosse austauschen.
Die Mitte des Lichtkegels war identisch mit einem hypothetischen Fadenkreuz.
Erneut zögerte Kranz eine Sekunde.
Immer und immer wieder war ihm eingeimpft worden, daß jeder Mord an einem intelligenten Lebewesen verboten war und sein mußte. Ganz abgesehen davon, daß man niemals wissen konnte, welche Vergeltungsmaßnahmen eine unbekannte Rasse ergriff, sollte der Mensch die friedlichen Absichten des terranischen Reiches offen zur Schau tragen.
Kranz focht einen inneren Kampf aus, bei dem ihm die Ereignisse jegliche Entscheidung abnahmen.
Der Fremde erreichte nämlich seine beiden bisher im Dunkel verbliebenen Gefährten, den Lichtkegel des Scheinwerfers mit sich ziehend. Nun befanden sich alle drei im grellen Licht des Suchers. Kranz vermochte nicht, den Feuerknopf zu drücken.
Doch einer der drei Männer – im Grunde genommen hielt Kranz die drei Fremden nur deshalb für Männer, weil sie eine Art Hosen trugen, die unten zugebunden schienen – zog aus seinem Gürtel einen mattschimmernden Stab und richtete ihn genau gegen die Kuppel der Zentrale der STAR.
Die Raumschulen der irdischen Expeditionsflotte besaßen ein Hauptfach, das sich mit der ersten Begegnung mit fremden Intelligenzen befaßte und sämtliche Eventualitäten in Betracht zog. Es gab .Tausende von Möglichkeiten einer solchen Begegnung, aber noch viel mehr Möglichkeiten, ihnen zu begegnen.
Die bekannteste jedoch war und blieb die Aussicht auf einen Angriff derjenigen, denen man begegnete.
Darauf hatte jeder Angehörige der irdischen Raumflotte, und besonders der Expeditionsabteilung, mit einem blitzartigen Gegenangriff zu reagieren.
Jener Fremde hob den silberschimmernden Stab und richtete ihn gegen Kranz – wenigstens sah es so aus. In Wirklichkeit richtete er den Stab – oder seine Waffe? – gegen die Quelle des Lichtkegels.
Vielleicht handelte es sich um einen Strahler mit unvorstellbarer Kraftentfaltung. Die weit vorgeschrittene Technik der Fremden ließ darauf schließen, daß es sich kaum um einen harmlosen Wärmestrahler handeln konnte.
Kranz’ Gehirn verarbeitete im Bruchteil einer Sekunde alle Informationen, die es besaß. Es reagierte derart schlagartig, daß sein Besitzer nicht mehr zum eigentlichen Nachdenken kam.
Die Hand schoß vor und drückte den Feuerknopf nieder.
Der Fremde befand sich genau in der Mitte des Lichtkegels und die Projektile zerrissen seine Brust. Einen Augenblick blieb er noch reglos stehen, dann aber sackte er wie ein Lappen in sich zusammen, dabei den schimmernden Stab fallen lassend.
Kranz starrte mit innerlichem Schauder auf die entsetzliche Szene. Irgendwas in ihm wehrte sich gegen die Vorstellung, die Ursache dieses Ereignisses zu sein, aber die harte Realität ließ sich nicht abstreiten.
Man hatte ihn
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