TS 23: Planet YB23
Phantasie – kam er nicht davon ab, immer und immer wieder den nahen Hügel zu beobachten. Aber wenn er auch versuchte, sich mit aller Gewalt einzureden, jener Hügel dort drüben sei nichts anderes als eben ein ganz gewöhnlicher Hügel, so vermeinte er doch immer, eine schwache Bewegung des fast unförmigen Gebildes bemerken zu können.
Oder vielleicht eine Bewegung am Hügel …?
Er wunde mit einem Mal sehr aufmerksam.
Der Eingang zum Reich unter der Erde konnte sich schlecht in ein lebendes Wesen gleich welcher Art verwandeln, aber warum sollte es nicht möglich sein, daß jemand anders – irgend jemand – dort im Schutz des Hügels lauerte und das Schiff beobachtete?
Ein Tier etwa. Oder gar – ein Mensch?
Kranz schalt sich halblaut einen Narren, um jedoch danach den dunklen Fleck in der diffusen Wüste noch aufmerksamer zu betrachten.
Er zuckte unwillkürlich zusammen, als er die Bewegung allzu deutlich erkannte.
Zweifellos hatte sich am Hügel etwas verändert, denn er besaß nun eine ganz andere Form als zuvor. Zuerst fast rechteckig, erschien er nun viel mehr als unregelmäßiges Fünfeck.
Das konnte auf keinen Fall eine optische Täuschung sein!
Kranz fühlte, wie seine Haare sich allmählich zu sträuben begannen. Natürlich, hier im Schiff konnte ihm ein wildes Tier – oder was immer es auch sein mochte – nichts anhaben. Aber allein der Gedanke daran, daß auf diesem toten Planeten plötzlich etwas lebte, ließ ihm das Blut in den Adern gerinnen.
Seine Hand schnellte vor und verharrte dicht vor dem roten Alarmknopf, der in Sekunden die STAR zu einer waffenstarrenden Festung werden lassen konnte. Aber noch zögerte er, diesen Knopf niederzudrücken. Er dachte an die Verantwortung, die auf ihm lastete. Bin blinder Alarm war das Ärgerlichste, was einem Mann auf Wache passieren konnte.
Angestrengt versuchte er, das Halbdunkel zu durchdringen. Die Sterne gaben zu wenig Licht, ihn Einzelheiten erkennen zu lassen, aber sie erhellten die Nacht genug, um die Formveränderung des Hügels erfassen zu können.
Und jetzt – Kranz erkannte es mit einem Schauder, der kalt seinen Rücken herabrann – erfolgte eine neuerliche Bewegung. Ganz deutlich sichtbar löste sich ein Schatten von dem Hügel und kam näher. Ein zweiter und dritter Schatten folgte.
Immer noch zögerte Kranz, den Knopf zu drücken, obwohl kein Zweifel an seiner Beobachtung mehr bestand.
Atemlos beobachtete er die näherkommenden Schatten.
Sollte es doch Menschen auf dieser Welt geben, die sie für tot, gehalten hatten? Und wenn ja, um was für Wesen handelte es sich? Waren es wirklich Menschen, wie sie auf dem Bildschirm sichtbar geworden waren? Kamen sie in böser Absicht? Ihr Erscheinen mitten in der Nacht ließ fast darauf schließen.
Kranz zog seine Hand vom Alarmknopf zurück.
Ihm war eine viel bessere Idee gekommen.
Wenn er jetzt den Alarm auslöste, würde sofort die Einsatzmaschinerie des Schiffes anlaufen. Licht würde aufflammen und die Näherkommenden zweifellos vertreiben. Das aber wollte er verhindern, denn nichts interessierte Kranz jetzt mehr, als einen ungehinderten Blick auf die Fremden zu werfen.
Wozu besaß die STAR einen Scheinwerfer?
Er machte sich daran, die Suchvorrichtung genau einzustellen, ehe er den Strom einschaltete. Zwar bot diese Methode keine hundertprozentige Sicherheit, aber immerhin erschien sie ihm besser, als zuerst das Licht einzuschalten und es dann auf das zu beobachtende Objekt zu richten.
Jetzt glaubte er, die ungefähre Richtung gefunden zu haben. Wenn er nun den Strom zuführte, grellte das starke Licht auf und würde in Sekundenschnelle sein Opfer im breiten Kegel gefunden haben.
Kranz zitterte vor Erregung.
Dann wagte er es.
Mit einer raschen Bewegung schaltete er den Strom ein. Der Lichtkegel flammte auf und prallte gegen den steinigen Boden der Wüste. Kranz schnellte zum Regulator und bewegte den Kegel im fieberhafter Schnelligkeit.
Er hatte sich nicht verkalkuliert.
Hell angestrahlt stand der Mann im Glanz der künstlichen Sonne.
Der Hügel als Ausgangspunkt des ganzen Erlebnisses lag im plötzlichen Dunkel und war nicht mehr erkennbar, ebenfalls die zwei Gestalten, die der ersten gefolgt waren.
Diese aber wurde schonungslos dem blendenden Lichtmeer ausgesetzt und hatte somit keine Möglichkeit mehr, sich zu verbergen.
Wahrhaftig, es war ein Mann!
Kranz fühlte, wie seine Erregung in eiskalte Ruhe und Überlegung überglitt. Noch einmal widerstand er dem Impuls,
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