TS 23: Planet YB23
Wüste versteckt halten konnte. Wie erklären Sie sich das, Held?“
Der Physiker kaute nervös an seiner Lippe herum. Es schien, als sei er mit einem Problem beschäftigt, welches sehr gut die Antwort auf alle Fragen sein konnte. Fast geistesabwesend nickte er, ohne die Frage richtig begriffen zu haben. Der Kommandant wiederholte sie, diesmal in drängenderem Tonfall.
Held riß sich gewaltsam aus seinem Grübeln.
„Sie hielten sich überhaupt nicht versteckt, Carnell. Wenigstens nicht räumlich. Sie müssen sogar hier in der Wüste vor uns gestanden haben, bevor sie sich zeigten. Der Angriff war gut vorbereitet.“
Jane stand hinter ihm. Sie zitterte, als sie sagte:
„Ich glaube zu begreifen, Held. Sie meinen, die Angreifer hatten die feste Absicht, uns zu überfallen. Und sie brauchten sich nicht zu verstecken, weil wir sie nicht sehen konnten. Sie kommen …“
Er nickte ihr zu.
„Ganz richtig – sie kommen aus der Vergangenheit. Ich sagte es schon gestern: diese fremde Rasse kann uns noch schaden, obwohl sie seit Jahrtausenden ausgestorben ist. Sie kann uns solange schaden, wie der Zeitprojektor damals in die Zukunft reichte. Diese Zeitspanne herauszufinden, ist unsere Aufgabe. Eher darf YB 23 nicht besiedelt werden, denn wir würden immer und immer wieder angegriffen werden. Die fremde Rasse duldet keinen Nachfolger. Sie beherrscht ihre Welt auch nach ihrem Tod.“
Carnell warf Jules Beaux einen verzweifelten Blick zu.
„Ich verstehe das alles nicht mehr! Selbst dann, wenn sie in die Zukunft reisen konnten – wollen wir es einmal so nennen – muß doch einmal Schluß damit sein. Wo bleibt denn da die Logik?“
Jules Beaux gab ein befriedigtes Grunzen von sich, als ein weiteres Feindfahrzeug im Energiefinger zerschmolz. Dann sagte er ohne aufzublicken:
„Wer verlangt auf YB 23 noch Logik? Der einzige von uns, der hier überhaupt noch an Logik und Vernunft glaubt, scheint mir Held zu sein, obwohl ich zugeben muß, die Ereignisse ebenfalls nicht vollständig zu begreifen. Dieser Gegner da vor uns ist echt und leibhaftig vorhanden. Und doch sollte es mich nicht wundern, wenn er von einer Sekunde zur anderen spurlos verschwindet.“
„Ich erwartetes sogar“, murmelte Held, schon wieder in Nachdenken versunken. „Ich erwarte es. Denn sie haben keine Chance und werden sich umstellen müssen, wollen sie Erfolg haben. Sie spielen Schicksal, das ist es. Wenigstens versuchen sie es.“
Ein Geschoß explodierte dicht neben den Teleskopstützen der STAR und warf Steine und Dreck gegen die Sichtkuppel. Beaux erfaßte den zu nahe gekommenen Panzer im Kegel und erledigte ihn mit zwei gutgezielten Schüssen.
Der Angriff stockte. Nur noch wenige Fahrzeuge befanden sich in größerer Entfernung. Sie schienen abwarten zu wollen.
„Was meinten Sie mit ,Schicksal spielen’?“ fragte Jane in das augenblickliche Schweigen hinein. Held sah sie mit schräggestelltem Kopf an, und ein feines Lächeln stahl sich auf seine Züge, das so gar nicht zu dem Ernst der Situation paßte.
„Ich betonte schon einmal, daß aus dem eigentlichen Vergnügen allmählich Ernst wurde. Zuerst benutzten die Fremden – ich nenne sie bei mir einfach immer die Treeks und YB 23 habe ich Treek getauft – den Zeitprojektor dazu, ihre Langeweile zu bekämpfen. Dann aber erkannten sie die ungeheueren Möglichkeiten ihrer Erfindung. Sie konnten ihre eigene Zukunft verändern, wenn sie das wollten. Wozu gab es denn die verschiedenen Dimensionsmöglichkeiten? Wo gewissermaßen die Auswahl dessen vorhanden war, was geschehen konnte oder würde? Und so reiste man in die Zukunft, suchte die beste Möglichkeit aus und praktizierte das Schicksal. Und bei einem solchen Versuch müssen die Treeks untergegangen sein. Denn eins ist sicher, auch wenn draußen der Angriff rollt: heute existieren die Treeks nicht mehr!“
Niemand konnte sagen, ob Held recht hatte oder nicht, in einem Punkt jedenfalls irrte er sich gewaltig.
Im gleichen Augenblick nämlich, da er von dem rollenden Angriff sprach, verschwand dieser aus der Gegenwartsebene. Von einer Sekunde zur anderen – wie Minuten früher allerdings von Held vorausgesagt – verschwanden die Panzer.
Eben standen sie noch da – jetzt aber war draußen nichts als die leere und schweigende Wüste.
Jules Beaux war so erschrocken, daß er noch einige Schuß blindlings ins Dunkle abgab, ehe er begriff. Zumindest jedoch erfaßte er, daß niemand mehr vorhanden war, auf den zu schießen sich
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