TS 26: Der Mutant
Garten mit winzigen Menschen darin, die zum Klang leiser Musik einen Reigen der Freude um sie tanzten.
Ein flimmerndes Wogen von Schneeflocken, Eisblumen in strahlendem Blau, dann wieder ein Wasserfall in schimmernden Kaskaden.
Dann – ein zögerndes Summen. Die wogenden Farben zogen sich wieder zu einer Kugel zusammen, schrumpften – und waren verschwunden.
Die Jalousien öffneten sich und ließen wieder das Licht einer prosaischen Sonne ins Zimmer.
Magnificos Hände hielten den Visi-Sonor fest umspannt, wie um ihn vor jedem Zugriff zu verteidigen.
„Mylady“, keuchte er. „Er ist von einer Vollendung, derer ich nicht würdig bin. Hat Ihnen meine Komposition gefallen?“
„Deine eigene Komposition?“ staunte Bayta.
Sein schmales Gesicht war bis zur Nasenspitze in tiefes Rot getaucht. „Meine eigene, Mylady. Dem Mutanten hat sie nicht gefallen, aber ich habe sie oft für mich allein gespielt. Es ist nur ein armseliges Machwerk eines Dilettanten, aber zu mehr ist mein armer kleiner Verstand nicht fähig. Ich nenne sie ,Das entschwundene Paradies’.“
Mis war inzwischen aus seinen Träumen erwacht. „Magnifico“, sagte er, „würdest du das auch für andere Menschen tun wollen?“
Der Clown war verwirrt. „Für andere?“ fragte er ungläubig.
„Für Tausende“, rief Mis, „in den großen Hallen der Stiftung. Möchtest du nicht dein eigener Herr sein, reich und …“ Seine Phantasie ließ ihn im Stich, „und all das? Hm? Was meinst du?“
„Wie soll ich das sein, edler Herr? Ich bin nur ein armer Clown, der mit den Gütern dieser Welt nicht gesegnet ist.“
Der Psychologe fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Aberdein Spiel, Mann! Die Welt gehört dir, wenn du so für den Bürgermeister und seine Minister spielst. Möchtest du das nicht?“
Der Clown blickte schnell auf Bayta. „Würde sie bei mir bleiben?“
Bayta lachte. „Natürlich, du Dummer. Meinst du, daß ich dich jetzt verlasse, wo du reich und berühmt wirst?“
„Alles würde Ihnen gehören“, antwortete er ernsthaft. „Doch selbst alle Reichtümer der Galaxis könnten meine Schuld an Sie nicht abtragen.“
7. Kapitel
In der Zeitgruft herrschte eine Atmosphäre gespannter Erwartung. Der fast schon legendäre Glaswürfel beherrschte den Raum. Viermal in drei Jahrhunderten hatte das lebende Bild Hari Seldons in ihm gesessen. Zweimal hatte er keine Zuhörer gehabt.
Durch drei Jahrhunderte und neun Generationen hatte sich der alte Mann projiziert, der die großen Tage des allumspannenden Universalreiches noch erlebt hatte und doch mehr von der Galaxis seiner Urururenkel verstand als diese selbst.
Der leere Glaswürfel wartete geduldig.
Als erster erschien Bürgermeister Indbur III in seinem Prunkwagen. Gleichzeitig wurde sein Stuhl gebracht, der alle anderen Stühle in der Gruft überragte. Der Sessel wurde vor den Sitzreihen aufgestellt, und so dominierte Indbur über allen außer dem Glaswürfel, der schweigend vor ihm aufragte.
Es war zwanzig Minuten vor zwölf.
Eine auserwählte Gruppe der Großen des Staates – die Spitzen der großen Handelsorganisationen – erschien, jeder mit dem Pomp, der seinem finanziellen Rang und seiner Gunst beim Hofe des Bürgermeisters entsprach.
Unter all dem Gepränge war Randu von Haven klein und unbedeutend. Er drängte sich zum Bürgermeister durch und verbeugte sich mit einem gemurmelten „Exzellenz“ vor ihm.
Indbur runzelte die Stirn. „Man hat Ihnen keine Audienz gewährt.“
„Exzellenz, ich bitte seit einer Woche darum.“
„Ich bedauere, daß Staatsgeschäfte, die mit dem heutigen Erscheinen Hari Seldons ver…“
„Exzellenz, das bedauere ich auch zutiefst, aber ich muß Sie dennoch dringend bitten, Ihren Befehl zu widerrufen, demzufolge dieSchiffe der Unabhängigen Händler unter die Flotten der Stiftung verteilt werden sollen.“
Indbur lief rot an. Er ärgerte sich darüber, daß man ihn unterbrochen hatte. „Jetzt ist keine Zeit für Diskussionen.“
„Exzellenz, jetzt ist die letzte Gelegenheit dazu“, flüsterte Randu drängend. „Als Vertreter der Unabhängigen Handelswelten sage ich Ihnen, daß ein solcher Befehl nicht ausgeführt werden wird. Sie müssen ihn widerrufen, bevor Seldon unser Problem für uns löst. Wenn die Notlage einmal vorbei ist, wird es zu spät sein, noch einmal einzulenken, und unsere mühsam gewonnene Einheit ist wieder dahin.“
Indbur warf Randu einen vernichtenden Blick zu. „Es ist Ihnen doch klar, daß
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