TS 29: Die Zeitbombe
vermute, daß auch die Frau nicht über Vierzig war?“
„Kaum.“
Mr. Ramseys kaum wahrnehmbares Nicken war das einzige Zeichen, daß er anderer Meinung war.
„Ich möchte Gilbert und Shirley Nash wirklich gerne kennenlernen, und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich vorstellten.“
„Vielleicht wollen die beiden aber Sie nicht kennenlernen – Sie haben ihnen gegenüber schließlich einen großen Vorteil.“
„Richtig. Es wäre am besten, wenn Sie sich vorher darüber erkundigten.“
„Das kann ich tun. Wann?“
„Sobald Sie Zeit haben. Was haben Sie für Pläne?“
Danforth schielte zur Wanduhr hinüber. „Mein erster Plan heißt nach Hause gehen und schlafen. Ich war schon gestern wegen der Angelegenheit im Kongreßgebäude die ganze Nacht auf.“
„Der Schlaf wird Ihnen guttun“, sagte Mr. Ramsey. „Gestatten Sie mir zu sagen, daß es mir leid tut. Ich wollte, Sie wären bei uns geblieben.“
In Danforths Blick stand offener Unglaube.
„Ihre vorgesetzten Offiziere“, fuhr Mr. Ramsey fort, „waren sich in ihrem Entschluß einig. Sie standen natürlich unter starkem politischem Druck. Sie suchten einen Sündenbock und wählten Sie dazu. Ich gab meine Zustimmung, um weiterhin gefügig zu erscheinen. Und nun möchte ich Ihnen sagen, daß – obwohl es mir persönlich leid tut – ich es als Vorteil für uns betrachte, daß es so gekommen ist.“
„Erklären Sie mir das bitte“, forderte Danforth. Er beobachtete den Telepathen gespannt und versuchte herauszufinden, worauf er abzielte.
„Sie werden sich außerhalb der Polizeitruppe als viel wertvoller erweisen als innerhalb.“
„In Zivilkleidung?“ fragte Danforth. „Auf eigene Faust?“
„Ja.“
„Und meine Informationen nur an Sie weitergeben?“
„Ja. Der erste wunde Punkt bei unsern Gegnern hat sich bereits gezeigt.“
Danforth überlegte einen Moment lang, dann entsann er sich der Geschichte, die ihm der Nachrichtenoffizier erzählt hatte.
„Sie meinen den Fernsehkomiker? Was hat er getan?“
„Seine Nummer an diesem Abend war eine erschreckende, aber durchaus glaubhafte Parodie auf eine Zeitmaschine. Der Komiker wurde ermordet, und die Art, wie es geschah, verriet umsichtige Planung.“
„Ich sehe aber keinen Zusammenhang zwischen den sechs Bombenanschlägen und der Ermordung des Komikers.“
„Doch. Eine fanatische Partei steuert die Führung der Nation an. Inzwischen suchen eine oder mehrere genau so fanatische Parteien fieberhaft nach einer wirksamen Zeitmaschine. Die erste Partei hat tödliche Furcht vor der Maschine, weil diese ihr Ende bedeuten könnte. Erinnern Sie sich an die Attentate und den in der Öffentlichkeit vorherrschenden Verdacht, und denken Sie an den Mann, der die Maschine auf der Bühne erwähnte und dafür sein Leben verlor!“
„Sie sind also immer noch überzeugt, daß es keine Zeitreisenden gibt?“
„Ich bin überzeugt, daß kein Zeitreisender in der vergangenen Nacht in der Nähe von Außenminister Olivers Haus war. Ich glaube auch nicht, daß einer in der Stadt war oder hier ,vorbeifuhr’.“ Mr. Ramsey faltete die Hände. „Aber ich weiß auch, daß mir nur wenige glauben werden, weil man mir nicht glauben will. Die Söhne Amerikas sind überzeugt, von einem derartigen Zeitreisenden umgebracht zu werden.“
Sie saßen in nachdenklichem Schweigen.
Nach einiger Zeit stellte Danforth eine Frage, die ihn beschäftigte, seit er die Aufnahme der Chronokameras gesehen hatte.
„Haben Sie gesehen, wie eine Sekunde vor der Implosion die Hunde auf das Haus zurannten? Sie waren aufgeregt.“
„Ich glaube, ja.“
„Messen Sie dem irgendwelche Bedeutung bei?“
„Eigentlich nicht. Ohne ein Urteil über den Wert des Aberglaubens zu fällen, dürfen wir doch annehmen, daß sie den Tod herannahen fühlten.“
„Vielleicht“, sagte Danforth zögernd. „Oder sie bemerkten plötzlich, daß dort oben etwas nicht in Ordnung war.“ Er blickte den Telepathen an. „Haben Sie den Ort unter Kontrolle gehalten? Was taten jene Männer in den letzten paar Sekunden?“
„Ich folgte Captain Redmon andauernd, seit er das Hauptquartier verließ“, antwortete Mr. Ramsey ruhig. „Er nahm einen Whisky von einem der Bediensteten entgegen und setzte sich, um der Unterhaltung zuzuhören. Er beantwortete die Fragen, die an ihn gerichtet wurden, beteiligte sich jedoch sonst nicht an den Gesprächen. Nach einigen Minuten begab er sich zur Bar. Er füllte sein Glas nach, nahm ein kleines
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