TS 29: Die Zeitbombe
werden sie sich an gewisse Tatsachen und Beweise halten, die von Leutnant Danforth diesen Abend zusammengetragen wurden.“
„Beweise? Was für Beweise?“
Mr. Ramsey schlug höflich vor, daß der Leutnant die Einzelheiten selber erzähle. Er wollte sie nicht aus Danforths Gehirn entnehmen und danach laut wiedergeben. Danforth erzählte ihnen alles und wies zum Schluß darauf hin, daß bis heute alle Anschläge auf das Gebiet von Illinois beschränkt waren, obwohl auch in benachbarten Staaten mögliche Opfer lebten. Dann erinnerte er sie nochmals an die Aufnahme, die sie soeben angesehen hatten und in der ein Haus durch eine Implosion zerstört worden war.
„Und? Was ist damit? Und mit der Strahlung, die Sie erwähnten?“
„Ich bin noch nicht dazu gekommen, darüber nachzudenken, Oberleutnant. Außerdem, erinnern Sie sich noch daran, wie wir vor ein paar Jahren jene Atombomben erwischten, welche die Chinesen auf Vorrat gelegt hatten? Und erinnern Sie sich, daß gewisse technische Daten über diese Bomben für die Öffentlichkeit freigegeben wurden?“
„Natürlich. Aber Sie meinen doch nicht, die Chinesen –“
„Nein. Ich weise bloß darauf hin, daß die Auslösevorrichtung einen Implosionseffekt zur Folge hatte. Die Bombe wurde durch eine Implosion ausgelöst, erst dann explodierte sie auf normale Weise.“
„Nun, es scheint, daß wir langsam zu einem Ziel kommen. Besteht irgendein Zusammenhang zwischen der Implosion und der von Ihnen entdeckten radioaktiven Ausstrahlung?“
„Ich weiß es nicht. Es könnte sein. Bis heute haben wir noch nichts von der Sorte.“ Er legte besondere Betonung auf das Wort „heute“. Mr. Ramsey blickte ihn mit einem Anflug von Lächeln an. Niemand bemerkte es.
„Redmon hat bestimmt nichts in das Haus mitgenommen?“
„Nein, Sir. Auch niemand von den übrigen Anwesenden, es sei denn, die Suchstrahlen wurden abgeschaltet. Aber das ist unwahrscheinlich.“
Der Beamte blickte ihn mit kalten Augen durchdringend an. „Und wie wäre es mit einer Zeitbombe, die vor einigen Tagen dort eingeschmuggelt wurde?“
„Diese Frage liegt außerhalb meiner Urteilsfähigkeit“, sagte Danforth mit Nachdruck.
„Ich habe keinerlei Hinweise auf einen Zeitreisenden oder eine Zeitmaschine gefunden“, warf Mr. Ramsey ruhig ein. „Keine Spur. Ich nehme an, das beantwortet Ihre Frage, Oberleutnant?“
„Es muß wohl! Aber ich würde gerne die wirkliche Antwort auf diese Frage kennen.“ Er stand auf. „Implosionen und Strahlung, aber doch soll es keine Atombombe sein. Wir kommen mit niemand in Berührung außer mit den Leuten, die wir unsere Freunde nennen, und Sie sagen, es sei kein Zeitreiserader gewesen. Dann, wer zum Teufel, tat es eigentlich? Und wie?“
„Vergessen Sie auch nicht: warum?“ sagte Danforth.
Die Mienen der Söhne Amerikas wurden frostig.
4. Kapitel
Sie saßen allein und musterten einander gegenseitig.
Mr. Ramsey war ein junger Mann. Vielleicht knapp über Dreißig, vielleicht etwas weniger. Es war schwierig, sein Alter einfach zu erraten, indem man seine Gesichtszüge und sein Haar betrachtete und seine Haltung. Er war ruhig und beherrscht, lächelte selten, ging nie aus sich heraus, redete nur, wenn es nötig war und schloß keine Freundschaften.
Weil er ein Telepath war, hatte er die eiserne Regel aufgestellt, daß alle Unterhaltungen in seiner Gegenwart laut geführt wurden. Er bestand darauf und erlaubte es nicht, daß ihm irgendwelche Berichte aus zeitsparenden Gründen auf rein gedanklichem Weg übermittelt wurden. Es war eine weise Regel und hatte zum Erfolg, daß der Verdacht und das Mißtrauen, die gewöhnliche Sterbliche einem Telepathen gegenüber nun einmal hegten, herabgemindert wurden.
Heute war es das erste Mal – soweit Danforth wußte – daß diese Regel gebrochen worden war.
Sie mochten ungefähr das gleiche Alter haben, Danforth und der Telepath. Auf alle Fälle war der Unterschied nicht groß. Danforth war größer, schlanker, sportlicher. Er trug sein Haar in einem Bürstenschnitt aus dem einzigen Grund, weil es so einfacher zu zähmen war. Er besaß ein Durchschnittsgesicht – eine erste Bedingung für einen Beamten, der gelegentlich in Zivil arbeitet. Und da er weitsichtig war, trug er zum Lesen eine Brille.
Er war der Sicherheitspolizei von Illinois beigetreten, weil er die Jagd liebte.
Er verließ sie wieder, weil er in seiner Jagd versagt hatte.
„Es tut mir leid“, sagte Mr. Ramsey
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