TS 32: Stunde der Roboter
Gegner seinen Plan nicht umstößt, schlägt er in drei Stunden los. Bis dahin müssen wir wissen, wieviel Roboter der Polizei unter gegnerischem Einfluß stehen. Auch .die Roboter in der Zentrale müssen untersucht werden. Können Sie es in der zur Verfügung stehenden kurzen Zeit schaffen?“
Der Beamte nickte. „Vor einer halben Stunde hätte ich Ihre Frage verneinen müssen, Sir. Jetzt wissen wir aber, an welcher Stelle wir zu suchen haben. Wir brauchen nur die linke Schulterklappe zu öffnen und …“
„Gut, fangen Sie an! Vergessen Sie die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen nicht! Jericks und Lietz sind tot, und ich möchte nicht, daß es noch mehr Opfer gibt.“
Eine Stunde später, als Russ die Vorbereitungen als abgeschlossen betrachtete und aufatmen wollte, kam eine neue Hiobsbotschaft. Ein Zweisternegeneral meldete eine Meuterei in der Armee und bat um die Entsendung von Experten des Amtes für Sicherheit, um die Isolierung der unter dem Einfluß des Gegners .stehenden Robotersoldaten vornehmen zu können. Sinclaire trommelte ein Dutzend Leute zusammen und setzte sie in Marsch.
Es war zehn Uhr, als er endlich mit seinen Begleitern in das Vernehmungszimmer im Keller hinabfuhr. Der Mann mit dem Namen John saß noch an den Psycho-Stuhl geschnallt; er war halb bewußtlos, Schweiß strömte über sein leichenblasses Gesicht.
„Was hat die Vernehmung ergeben?“ fragte Russ den Mann im weißen Kittel, der nicht weniger erschöpft als John schien.
„Nicht viel“, erwiderte der andere achselzuckend. „Wir haben uns alle Mühe gegeben. Vier Adressen, die bereits überprüft wurden, sind das Ergebnis. Alle vier Männer behaupteten, nur der Chef wisse Genaueres über den Umsturzplan. Festzustehen scheint nur der Zeitpunkt: Mitternacht.“
Schweigend wandte Sinclaire sich um und ging hinaus. Es gab für ihn nichts mehr zu tun – er mußte die Dinge an sich herankommen lassen.
14. Kapitel
Es war eine halbe Stunde vor Mitternacht. Minuten noch, dann mußte die Entscheidung fallen. Russ Sinclaire fühlte die Gefahr fast körperlich auf sich zukommen, und er ballte die Fäuste, bis die Knöchel weiß hervortraten.
Er hatte getan, was in seiner Macht stand. Innerhalb des Bereiches, der ihm unterstand, war die Gefahr, die von den unzuverlässig gewordenen Robotern ausging, gebannt; zweihundert loyale Polizeiroboter waren im Stadtzentrum zusammengezogen. Neunhundert menschliche Polizisten hatten an allen lebenswichtigen Punkten der Stadt die Befehlsgewalt übernommen. Die Nationalgarde war alarmiert worden, aber mit ihrem Eingreifen konnte nicht vor dem Morgengrauen gerechnet werden. Alle wichtigen Gebäude waren auf verborgene Sprengladungen untersucht worden, Sinclaire und Dave Talbert trugen ein ganzes Arsenal von Waffen bei sich.
Sinclaire hatte seinen Gefechtsstand im obersten Stockwerk des höchsten Gebäudes der Welt, des New York City Center, eingerichtet. Über ihm wölbte sich die riesige durchsichtige Kuppel des Energieschirmes, unzählige Sterne funkelten.
Sinclair« Blick wanderte über die langen Schaltbretter mit ihren Hunderten von blitzenden Hebeln und Knöpfen. Von diesem Raum aus wurde das Leben der Stadt dirigiert. Auf großen Übersichtskarten bewegten sich Hunderte von leuchtenden Punkten – Lufttaxis, die den Schnellverkehr in der großen Stadt vermittelten. Von einem Schaltbrett aus wurden Befehle an die Roboterpolizisten vermittelt, deren Meldungen und Beobachtungen registriert, Gefängnisse überwacht, ganze Fabriken geleitet. Soweit sich das Getriebe einer Millionenstadt mechanisieren ließ, um Arbeitskräfte zu sparen, war es in New York geschehen.
Das Privatleben der Menschen war nach wie vor tabu. Vor jeder Wohnungstür, an jeder Grundstücksumzäunung endete die Macht des Staates; die Würde des Einzelnen blieb unangreifbar, sofern er sich nicht gegen die im allgemeinen Interesse geschaffenen Gesetze verging.
Dreißig Personen, unter ihnen Norma Cummings und Myra Mars, überprüften sorgfältig die weitläufigen Schaltanlagen und Räume der Zentrale, um gegen unliebsame Überraschungen durch den Gegner gewappnet zu sein. Jede Gruppe unterstand einem Techniker, nach dessen Anweisungen gearbeitet wurde.
Russ, Dave und Terry unterhielten sich mit Fred Zilkman, dem Cheftechniker der Zentrale. Zilkman war ein Endvierziger, ein spindeldürrer Mann mit einer einzigen Haarsträhne, die ein einsames Dasein auf seinem sonst kahlen Schädel führte. Der Alarm hatte ihn aus
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