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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
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zu schweben schienen. Dichte Strudel weißer Nebel waberten über die Mitte der Kugel und teilten sie in zwei Hälften. Je länger Marge und Alton auf das rätselhafte Bild starrten, umso mehr gewannen sie den Eindruck, daß die hellen Punkte sich in einer ständigen, harmonischen Bewegung befänden und die Nebel gegen die dunkle Schwärze kämpften, die wie der Ausdruck absoluten Nichts wirkte. Der Anblick war so ungeheuer, daß die Betrachter stumm blieben und mit dem Gefühl kämpften, vor einem Abgrund zu stehen, der kein Ende hatte.
    Obwohl das Blitzen der hellen Punkte ihren Augen weh tat, wagten sie doch nicht, den Blick abzuwenden, weil sie fürchteten, etwas Einmaliges, Wunderbares könnte ihnen entgehen.
    Enderby stand mit über der Brust verschränkten Armen neben ihnen. Er sprach nicht, weil er wußte, daß jedes Wort neben diesem Wunder klein und erbärmlich wirken mußte. Gelassen wartete er, bis Warren sich von dem Anblick losriß, während das Mädchen weiterhin reglos in seiner Stellung verharrte.
    „Mein Gott“, sagte Warren gepreßt. „Was ist das? Es ist wunderbar, einmalig und unbeschreiblich und auch erschreckend, wie alle Dinge, die unser Verstand nicht zu begreifen vermag.“
    Marge wandte sich um, ihre Augen waren geweitet. „Es ist, als blickte man in den Himmel“, flüsterte sie. „Wie ein Traum, den ich als Kind hatte – greifbar vor mir und doch unwirklich, weil er nicht wahr sein kann.“
    Enderby lächelte, Stolz und Genugtuung sprachen aus seinen Zügen.
    „Es ist ein Himmel, in den Sie blickten, Miß McElroy“, sagte er feierlich. „Was Sie sehen, ist der Mikrokosmos, ein richtiges kleines Universum. Die hellen Punkte sind Sterne, die Nebel Milchstraßen, alles unendlich verkleinert, und doch ist die dunkle Schwärze der gewaltige Raum eines anderen Universums.“
    Kopfschüttelnd blickte Warren noch einmal in die dunkle Tiefe. „Ein anderes Universum? Ich würde es für unmöglich halten, sähe ich es nicht selbst. Wie haben Sie das gemacht, Doktor Enderby? Was für eine wunderbar plastische Darstellung! Welch phantastisches Planetarium!“
    „Sie irren“, erwiderte Enderby schnell. „Ich begreife, was in Ihnen vorgeht. Sie können es noch nicht glauben. Es handelt sich weder um eine Darstellung noch um ein Planetarium. Was Sie sehen, ist tatsächlich ein existierendes Universum!“
    Warren schüttelte verständnislos den Kopf. „Wie sollte das möglich sein? Ein Universum, in einem kuppelartigen Gebäude untergebracht? Nein, verzeihen Sie meine Ungläubigkeil:, aber es muß sich um eine optische Täuschung, um eine raffiniert hervorgerufene Illusion handeln.“
    Die Stimme Steiners, der unbemerkt hinzugetreten war, erklang hinter ihnen. „Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, daß Sie einer Realität gegenüberstehen, Mr. Alton. Meine Schöpfung ist weder eine optische Täuschung, noch eine mit faulen Tricks hervorgerufene Spiegelung. Kommen Sie, sehen Sie durch eines dieser Teleskope und überzeugen Sie sich selbst!“
    Erst jetzt entdeckte Warren, daß an zahlreichen Stellen der Galerie wissenschaftliche Geräte installiert waren – Teleskope, Spektroskope und andere Instrumente, deren Zweck ihm unbekannt war.
    Steiner trat an eines der Teleskope, gefolgt von Warren und Marge, die ein traumhaftes, nachtwandlerisches Gefühl nicht loswurden. Es war unheimlich, sich in der Nähe des Mikroskopes zu bewegen. Geheimnisvolle Kräfte schienen nach ihnen zu greifen, rätselhafte Wellen sie zu durchdringen. Warren verhielt unschlüssig den Schritt, bis Dr. Enderby zu ihm aufgeschlossen hatte.
    „O“, sagte der Gelehrte und schlug sich die flache Hand gegen die Stirn, „ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Ich hätte Sie vorher auf gewisse Dinge aufmerksam machen sollen. Falls Sie eine Uhr bei sich tragen, so hoffe ich, daß es kein zu wertvolles Stück war, denn sie dürfte jetzt reif für den Schrotthaufen sein. Unser Experiment setzt die Einwirkung äußerst starker magnetischer Felder voraus, ohne die wir die Kontrolle über das von uns Geschaffene verlieren würden. Noch einmal, es tut mir leid, daß ich versäumte, Sie darauf aufmerksam zu machen.“
    Sie gingen weiter, bis sie vor dem Teleskop standen, einem starken Refraktor, der in einer schwenkbaren Halterung auf dem Geländer montiert war. Steiner preßte das Auge gegen das Objektiv, betätigte die Scharfeinstellung und trat zurück.
    „Sehen Sie hindurch, Mr. Alton!“ forderte er Warren auf. „Richten Sie

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