TS 33: Projekt Mikrokosmos
ohne peinliche Untersuchungen anzustellen.“
Enderby blickte auf. Man sah ihm an, daß er den Vorschlag Kensters nicht einen Augenblick erwogen hatte. „Sagten Sie Carlyle?“ fragte er mit sichtlichem Interesse.
Warren nickte wortlos.
„Was hat Carlyle mit Ihrer Anwesenheit hier zu tun? Hat er Ihnen persönlich diesen Auftrag erteilt?“
Als Warren bejahte, rieb sich Enderby das Kinn. „Warten Sie einen Augenblick“, sagte er und ging auf das Telefon am Ende des Raumes zu. „Ich werde das Präsidium der Stiftung anrufen. Sollen sie dort sehen, einen Ausweg zu finden.“
Während Enderby telefonierte, unterhielten sich die drei Bewacher flüsternd, ohne Warren und das Mädchen aus den Augen zu lassen.
Warren ließ sich achselzuckend in einen Sessel fallen, zog sein Notizbuch und begann eifrig darin zu schreiben.
Kurz darauf kam Weidekind, begleitet von mehreren anderen Männern, wieder herein. Während seine Begleiter sich der weißen Mäntel entledigten und in den Sesseln am Kamin Platz nahmen, trat Weidekind auf Warren zu.
„Es tut mir leid“, murmelte er. „Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Ich hatte keine Ahnung, daß Sie sich mit Dr. Enderby in einer dienstlichen Besprechung befanden.“
„Schon gut“, wehrte Warren ab und schob sein Notizbuch in die Tasche. „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Die Arbeit hat natürlich immer Vorrang. Außerdem handelte es sich, streng genommen, auch nicht um eine dienstliche Unterredung.“ Er stand auf und benutzte die Gelegenheit, sich und Marge bekanntzumachen.
Weidekind deutete eine leichte Verbeugung an. „Sehr erfreut“, sagte er. „Hübsche, junge Damen bekommen wir in unserer Einsiedelei nicht oft zu sehen. Die einzigen Angehörigen des schönen Geschlechtes, die hier oben arbeiten, sind alles andere als jung und knusprig.“
Marge mußte lachen. „Um Gottes willen! Wie halten Sie das nur aus? Sind Sie Tag und Nacht nur damit beschäftigt, die Taten unserer Freunde vom Mars zu verfolgen?“
Weidekind hob die Brauen. „Hm, Freunde vom Mars ist nicht ganz der richtige Ausdruck. Immerhin …“ Er wurde von einem dunkelhaarigen Mann in den Dreißigern unterbrochen.
„Wollen Sie uns nicht bekannt machen, Hans? Sie wissen doch, daß wir alle uns über jedes neue Gesicht freuen, das hier oben auftaucht.“
Weidekind übernahm die Vorstellung. Namen schwirrten durch die Luft, jeder fing sie nur mit halbem Ohr auf, wie das bei Vorstellungen üblich ist.
Warren musterte die Männer neugierig. „Wenn mich nicht alles täuscht, sind Sie Ingenieure, Männer der Wissenschaft jedenfalls“, stellte er fest. „Oder irre ich mich? Habe ich das Vergnügen mit Beamten des Landwirtschaftsministeriums?“
Allgemeines Gelächter beantwortete seine scherzhafte Frage. Der Mann mit dem Namen Leopold Steiner zwinkerte seinem dunkelhaarigen Kollegen zu. Stanhope, offenbar der jüngste der Gruppe, fing den Blick auf.
„Sagen Ihnen denn die Namen Steiner und Marco nichts?“ fragte er Warren verwundert. „Sie sind doch Journalist, und als Reporter des „Star“ dürften Sie eine solche Bildungslücke nicht aufweisen. Erinnern Sie sich nicht an die mit diesen Namen verbundenen aufsehenerregenden Veröffentlichungen, die vor genau einem Jahr durch die Presse gingen?“
Warren überlegte schnell und konzentriert. Zu diesem Zeitpunkt hatte ihn ein Auftrag nach Japan geführt. Man konnte, auch als Journalist, nicht überall zur gleichen Zeit sein. Bevor er verneinend den Kopf schütteln konnte, schaltete sich Marge zu seiner Überraschung ein.
„Ich glaube, die Fotos der beiden Herren sogar im „Star“ gesehen zu haben“, sagte sie. „Zur Vorbereitung auf meinen Auftrag ging ich die beiden letzten Jahrgänge durch. Betrafen die Arbeiten nicht neue Theorien über die Milchstraßensysteme?“
Steiner nickte geschmeichelt.
„Dann sind Sie also Astrophysiker“, sagte Warren schnell. „Und der Kuppelbau, den wir bemerkten, enthält das Observatorium. Nun wird mir manches klar.“
Bevor jemand antworten konnte, legte Enderby den Hörer auf und kam schnell auf die Gruppe zu.
„Bitte halten Sie sich in Ihren Äußerungen zurück, meine Herren“, sagte er warnend, um sich sofort Warren zuzuwenden. „Habe ich Sie recht verstanden, Mr. Alton? Ist C. B. Carlyle der Mann, in dessen. Auftrag Sie und Ihre Begleiterin sich hier befinden?“
Warren nickte.
„Dann möchte ich Sie bitten, sich umgehend telefonisch mit Mr. Carlyle in Verbindung zu
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