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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
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näherer Inspektion stellte sich heraus, daß der vordere Teil meiner Rakete funktionsfähig geblieben war, während das Schwanzstück der Tannokrakete nur unwesentliche Schäden aufwies. Wochen- und monatelang schufteten wir verbissen, sahen die neue Rakete ihrer Vollendung entgegengehen, und dann kam der Tag, an dem wir, Freunde geworden, gemeinsam in die Pilotenkanzel stiegen und das Aggregat einschalteten.“
    Warren Alton brach ab, seine Augen waren sinnend in die Ferne gerichtet, Schweigend verharrten die Männer um die Tafel. Sie hatten manche seltsame Geschichte gehört, keine aber hatte sie so gepackt wie die eben vernommene. Bewundernde Blicke trafen Warren, der, wenn auch im übertragenen Sinne, der erste Mensch war, der einen Weltraumflug durchgeführt und die Verhältnisse auf einem unbewohnbaren Himmelskörper studiert hatte. Aber es war nicht diese Tatsache, auf die Warren besonders stolz war, wie sie sogleich vernehmen sollten.
    „Als wir nach Komar zurückkehrten, wurden wir beide als Helden gefeiert“, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort. „Etwas Wunderbares war geschehen, etwas, das mir wertvoller erschien als alle wissenschaftlichen Erkenntnisse, die wir gewonnen hatten. Unser gemeinsames Abenteuer hatte alle politischen Gegensätze beseitigt, die Nationen hatten Frieden geschlossen, und wir lebten in einer Welt, die keine Feindschaft und keinen Neid mehr kannte. Es gab nicht mehr Souvaner und Tannoker, sondern nur noch Komarianer; aus zwei Völkern mit verschiedenen Sprachen war eine Nation geworden, die entdeckt hatte, daß das Glück nicht durch Raub und Kriege, sondern nur durch gemeinsame friedliche Taten errungen werden konnte. Ob sich diese Einheit bewährt hat, ob sie den Stürmen der Jahrzehnte standhielt – ich weiß es nicht, wenn ich es auch hoffe. Die Rückverwandlung setzte in der Festwoche ein, die uns zu Ehren veranstaltet wurde, und als ich erwachte und einen Blick auf meine Uhr warf, sah ich, daß sich diese Fülle bewegender Ereignisse in der lächerlichen Zeitspanne von siebzig irdischen Minuten abgespielt hatte.“
    Einige der Wissenschaftler hatten sich während Warrens Bericht Notizen gemacht, eine Diskussion lag in der Luft. Enderby bemerkte es und hob die Hand. „Morgen, meine Herren, heute wartet noch viel Arbeit auf Sie. Sie haben Mr. Altons Erzählung gehört, damit mag es für den Augenblick genug sein.“ Er wartete, bis die Männer den Raum verlassen hatten, dann streckte er Warren impulsiv die Hand entgegen. „Ich beneide Sie um Ihr Erlebnis, Mr. Alton!“ sagte er herzlich. „Wie weit sind Sie mit Ihren Aufzeichnungen gekommen? Haben Sie detaillierte Angaben über die Rakete machen können? Sie wissen, was uns interessiert – die Art des Antriebs, äußere Form des Geschosses, Treibstoff, Instrumentierung. Ihre Angaben dürften von großer Wichtigkeit für uns sein.“
    Warren nickte. „Die erste Niederschrift ist fertig, Doktor. Einzelheiten werde ich hinzufügen, bevor ich schlafen gehe. Ich bin selbst besorgt, daß Details in Vergessenheit geraten könnten, wenn ich zu lange warte.“
    Bis lange nach Mitternacht saß Alton in seinem Zimmer und vervollständigte seine Aufzeichnungen. Alle Einzelheiten standen noch in plastischer Deutlichkeit vor ihm. Es hatte drei volle Monate gedauert, um aus den beiden beschädigten Raketen eine neue zu bauen, und sie hatten jeden Handgriff selbst ausführen, jede Leitung selbst verlegen müssen. Es gab viele technische Daten, die den Ingenieuren auf der Erde völlig neue Wege weisen würden; allein die Zusammensetzung des Treibstoffes würde eine Sensation bedeuten.
    Als Warren seine Arbeit beendet hatte, fühlte er sich müde und erschöpft. Gähnend entkleidete er sich, ging zu Bett und schlief sofort ein. Stunden später erwachte er und öffnete die Augen. Der Raum lag in völliger Dunkelheit, kein Laut war zu vernehmen. Aber Warren wußte, daß ein Geräusch ihn geweckt haben mußte. Er blieb reglos liegen und lauschte in die Dunkelheit. Minuten später hörte er ein Geräusch. Es klang wie das Knarren von Dielenbrettern, und Alton begriff, daß jemand sich durch das Zimmer tastete. Trotz der Dunkelheit glaubte er einen Schatten zu erkennen. Er warf die Decke zurück und richtete sich auf.
    „Wer ist da?“ rief er. „Was suchen Sie in meinem Zimmer?“
    Der Schatten bewegte sich auf ihn zu, und Warren sprang aus dem Bett. In der gleichen Sekunde landete eine Faust krachend an seiner Stirn, er hörte ein Keuchen

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