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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
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neben sich. Er versuchte, den Unbekannten zu packen, aber ein erneuter Stoß gegen die Brust warf ihn hintenüber. Als er wieder hochgekommen war, fiel die Tür ins Schloß, und hastige Schritte entfernten sich auf dem Gang. Als Warren auf den Gang hinaustrat, war es zu spät. Niemand war zu sehen, das Haus lag in tiefer nächtlicher Stille.
    Er kehrte in das Zimmer zurück und ließ das Licht aufflammen. Dann atmete er auf. Die Blätter mit seinen Aufzeichnungen, denen der Besuch des Unbekannten offensichtlich gegolten hatte, lagen im ganzen Zimmer verstreut, als habe jemand sie in der Eile verloren. Warren sammelte sie auf und ordnete sie – nichts fehlte. Er schob die Aufzeichnungen unter das Kopfkissen und blieb nachdenklich auf der Bettkante sitzen. Es gab keinen Zweifel mehr, daß sich ein Spion unter ihnen befand. Er mußte sogar zu den engsten Mitarbeitern gehören, denn nur die Angehörigen des Stabes konnten wissen, daß Warren noch in dieser Nacht seinen Bericht fertigstellen wollte. Zum Glück war der Anschlag mißlungen. Warren schauderte bei dem Gedanken, daß seine Notizen in die Hände einer gewissenlosen Militärmacht hätten fallen können.
    Er ging noch einmal zur Tür, prüfte das Schloß und schob die Lehne eines Stuhles unter den Türgriff. Dann ging er zu Bett, um die unterbrochene Nachtruhe fortzusetzen.
    Am Morgen suchte er sofort Enderby auf und berichtete von seinem nächtlichen Erlebnis. Der Wissenschaftler machte ein düsteres Gesicht und versprach, dafür zu sorgen, daß die Sicherheitsmaßnahmen auf dem gesamten Gelände verstärkt würden. Am Nachmittag gab er eine Reihe neuer Anweisungen bekannt, deren wichtigste besagte, daß jede Notiz über neue Entdeckungen und Erfahrungen ihm persönlich sofort nach der Niederschrift abzuliefern, sei, um im Safe deponiert zu werden. Der Safe sollte Tag und Nacht unter Bewachung stehen. Außerdem ordnete Enderby an, daß die Sicherheitsschlösser aller Räume, die wichtiges Material enthielten, auszuwechseln seien.
    Im Anschluß an diese Instruktionen begann eine Beratung über den weiteren Verlauf der Arbeiten. Enderby schlug, unterstützt von Steiner und Marco, vor, jedem Mitarbeiter die Beobachtung eines bestimmten Gebietes des Mikrouniversums zu übertragen. Warren erhielt den Auftrag, sich nur noch mit der Welt von Komar zu befassen, über die er bereits so ausgezeichnete Kenntnisse besaß. Auch Hyatt, Williams und Rendell erhielten ihre Gebiete zugeteilt. Enderby bestimmte ferner, daß jeder Mitarbeiter seinem Abschnitt des Universums dreimal wöchentlich einen Besuch abzustatten habe, da es nur so möglich sei, ein fast lückenloses Bild der Entwicklung zu bekommen. Alle zwei Wochen sollte eine Zusammenkunft stattfinden, die dem Austausch der Erkenntnisse und Erfahrungen diente und einen Überblick über die Gesamtentwicklung des Mikrokosmos vermittelte.
    Schon am nächsten Morgen war Warren zur Wiederholung des Experimentes bereit. Er hatte selbst darauf gedrängt, keine lange Wartefrist einzulegen. In der Welt von Komar war das Zeitalter der Raumfahrt angebrochen, es schien wichtig, keine der Entwicklungsphasen zu versäumen.
    Wieder wurde er auf der gepolsterten Bank festgebunden, erhielt die beruhigende Injektion, blickte durch das Teleskop auf die ihm so vertraute Welt von Komar. Überraschend schnell setzte das Stadium des Überganges ein. Schon nach wenigen Sekunden hatte Warren das Gefühl zu schweben, die Umgebung versank, die Spanne völliger Bewußtlosigkeit übermannte ihn. Als er, noch mit geschlossenen Augen, daraus emportauchte, vernahm er Worte, die in seine Ohren dröhnten. Ein Gefühl des Unbehagens beschlich ihn, denn die Rede, der er zu lauschen gezwungen war, strotzte von falschem Pathos und bestand aus hohlen Phrasen, in denen die Erwähnung einer glorreichen Tradition zu oft wiederkehrte.
    Unwillig öffnete er die Augen und sah sich in einem behaglich eingerichteten Raum sitzen. Eine grelle, unsympathische Stimme hämmerte auf ihn ein, und als er den Kopf wandte, erblickte er den Redner auf dem Schirm des großen Fernsehgerätes, vor dem seine Frau und seine beiden Jungen saßen. Hingegeben lauschten diese drei den Worten des Redners, der von einem neuen Abschnitt der Entwicklung sprach.
    Warren-Lo kannte den Sprecher mit dem feisten Gesicht. Er hieß Fod und sprach in seiner Eigenschaft als Ministerpräsident des Vereinigten Reiches von Komar. Anlaß seiner Rede war der 500. Jahrestag der ersten Raumfahrt, und seine

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