TS 33: Projekt Mikrokosmos
Ankündigung betraf den ersten Flug in die Sternenwelt, an dem gemessen der erste Flug zum Eismond nicht mehr als ein zaghaftes Tasten in die Weite des Universums darstellte.
Fod machte eine pathetische Pause, während er mit einem weißen Tuch die Schweißtropfen von seiner Stirn tupfte. Dann breitete er die Arme aus, als sei er imstande, die ganze Welt zu umfassen, und gab bekannt, daß das Sternschiff startbereit sei und Komar in drei Tagen verlassen würde.
Warren-Lo stand auf und schaltete das Gerät ab. Er konnte die Stimme des Mannes nicht mehr ertragen. Was wußte Fod von der intensiven Arbeit, die dem neuen Versuch vorausgegangen war! Wie konnte man in banale Worte kleiden, was die Wissenschaft an Unerhörtem geleistet hatte, um die Voraussetzungen für das neue Experiment zu schaffen! Mit dem neuentwickelten kosmischen Antrieb ausgestattet, sollte das Raumschiff jenseits des letzten Planeten in den Raum hinausgeschleudert werden, um den nächsten, gut sechs Lichtjahre entfernten Stern anzusteuern. Dort war eine Landung vorgesehen, und die Rückkehr sollte erst nach Durchführung einer Reihe wichtiger wissenschaftlicher Beobachtungen erfolgen. Die Besatzung war mit ganz besonderer Sorgfalt ausgewählt worden, weil die Rückkehr erst nach vierzig Jahren zu erwarten war. Während des Fluges sollten die Besatzungsmitglieder in einen Zustand suspendierter Animation versetzt werden.
Lo, der als Raumflieger mit großer Erfahrung galt, war zum Kommandanten der aus zwölf Mann bestehenden Besatzung bestimmt worden. Es war ein eigenartiges Gefühl für ihn, zu wissen, daß seine Kinder, wenn er je zurückkam, erwachsen sein würden. Zum Glück hatte er wenig Gelegenheit, seinen Gedanken nachzuhängen. Die fieberhafte Tätigkeit während der nächsten drei Tage nahm ihn vom Morgen bis spät in die Nacht in Anspruch; immer wieder galt es, den komplizierten Mechanismus des Schiffes zu überprüfen und alle für die Sicherheit der Besatzung erforderlichen Maßnahmen zu treffen.
Zehntausende begeisterter Menschen hatten sich auf dem Startplatz eingefunden. Mit stoischer Miene ließ Lo die unvermeidlichen Ansprachen über sich ergehen, noch einmal brauste der Jubel der Menge auf, dann hob sich das Schiff in die Luft und entschwand in wenigen Sekunden den Blicken der Neugierigen.
Vorerst angetrieben von mächtigen Raketen, jagte das Schiff dahin, passierte das Observatorium auf dem künstlichen Planeten, den letzten Vorposten des Reiches Komar. Ein Lichtsignal wünschte gute Fahrt und glückliche Rückkehr und erlosch, während das Schiff in das Nichts hinausraste. Warren-Lo legte den kleinen Hebel um, der die kosmischen Segel ausfuhr – riesige Kraftfelder auf submagnetischer Grundlage, die die kosmischen Partikelströme einfangen sollten. Gespannt warteten die Besatzungsmitglieder, ob die Segel auf kosmische Strömungen ansprechen würden. Warren-Lo steuerte nach den Karten, auf denen die kosmischen Felder eingezeichnet waren, aber er wußte, daß diese Felder ihre Lage zu verändern pflegten. Erleichtert atmete er auf, als die Nadeln der Instrumente auszuschlagen begannen und sich den roten Marken näherten. Kosmische Partikelchen hatten die Segel getroffen und beschleunigten ruckhaft die Geschwindigkeit, bis das Schiff mit Lichtgeschwindigkeit seinem fernen Ziel entgegenschoß, das als winziger heller Punkt, sechs Lichtjahre entfernt, zu erkennen war.
Eine grüne Lampe am Instrumentenbrett leuchtete auf, zugleich erklang ein heller Summton – das Signal für die Besatzungsmitglieder, sich in die Quartiere zurückzuziehen, um sich während des weiteren Fluges dem künstlichen Tiefschlaf zu überlassen, der sie über Entfernungen und Zeitspannen hinwegtragen würde, ohne daß sie sich dessen bewußt wurden.
Warren-Lo verließ seinen Platz in der Pilotenkanzel und betrat die schmale, kärglich eingerichtete Kammer, die für ihn bestimmt war. Ein leise schaukelndes Gebilde, einem übergroßen Kokon ähnlich, erwartete ihn. Er zwängte sich hinein, berührte den an der Innenwand angebrachten phosphoreszierenden Knopf. Surrend schloß sich die Öffnung, durch die er geschlüpft war. Die Stille und Dunkelheit um ihn waren vollkommen, beruhigend und unheimlich zugleich. Warren-Lo schloß die Augen. Für Sekunden hatte er das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, dann durchzuckte ihn ein leiser Schmerz, dem tiefe, alles verlöschende Bewußtlosigkeit folgte.
Alton öffnete die Augen und blickte sich um. Er war auf die
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