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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
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eingestellt, daß er, ohne den Kopf zu bewegen, den Blick auf den Planeten richten konnte, dem sein Besuch galt. Es war dies der Planet mit der Bezeichnung SSW Sektor 20. Vermittels einer komplizierten Vorrichtung wurde ein Teleskop zwischengeschaltet, dessen Scharfeinstellung Enderby betätigte, bis Warren Halt gebot. Er sah den Planeten in aller Deutlichkeit: eine nebelumwobene Scheibe, deren Oberfläche sich in Hell und Dunkel teilte – Ozeane und Kontinente.
    Warren begann sich schläfrig zu fühlen. Die Stimmen der beiden Männer und die durch ihre Hantierungen verursachten Geräusche entfernten sich immer weiter, alle Gegenstände lösten sich auf und verloren ihre festen Konturen. Übrigblieb der Planet in Warrens Blickfeld, zu dem ihn eine geheimnisvolle Kraft zog. Das Empfinden, sich an zwei Orten zugleich aufzuhalten, ergriff Besitz von ihm, fremde, unbekannte Geräusche trafen sein Ohr. Plötzlich spürte er einen scharfen Schmerz. Das Gefühl eines ungeheuren Drucks drohte ihn zu überwältigen. In seinen Ohren erklang ein Brausen, dann wurde es dunkel um ihn.
    Langsam kehrte das Bewußtsein zurück, eine mit geschlossenen Augen ausgeführte Bewegung zeigte Alton, daß er noch immer gebunden war. Ein Gefühl der Enttäuschung überkam ihn. Er war sicher, daß das Experiment mißlungen war, obwohl in seinen Ohren noch immer das ferne Dröhnen klang. Er öffnete die Augen und erwartete, das Gesicht Enderbys oder Kensters über sich zu sehen.
    Aber da war kein Kenster und auch kein Dr. Enderby. Statt dessen sah Warren eine gewaltige, helleuchtende Kugel dicht vor sich in einem Meer völliger Schwärze. Der Planet! dachte er. Ich starre noch immer durch das Teleskop in das Universum. Er betrachtete den funkelnden Ball minutenlang und wurde sich bewußt, daß sein Bild zu gewaltig und zu klar sei, um durch eine teleskopische Vergrößerung hervorgerufen worden zu sein. Und plötzlich durchfuhr ihn die Erkenntnis, daß die Verwandlung doch gelungen sei, daß er sich nicht mehr in dem kleinen Anbau neben dem Observatorium befände. Wo aber war er?
    Er hob den Kopf und ließ seine Blicke wandern. Dicht neben und über sich sah er graugrün gestrichene Wände, die ihn wie eine Kapsel umschlossen. Er bewegte Hände und Füße und stellte fest, daß er nicht mehr gefesselt war. Nur über seine Brust spannte sich noch ein breiter Gurt, der ihn mit seinem hartgepolsterten Sitz verband. Er löste den Verschluß und richtete sich langsam auf. Das erste, worauf sein Blick fiel, war ein Brett mit zahlreichen Instrumenten, deren Nadeln zitternd über Skalen tanzten. Über Warrens Kopf summte etwas, aber er konnte die Ursache des Geräusches nicht entdecken. An den Wänden der winzigen Kapsel, die ihn umgab, waren Behälter angebracht, in deren Fächern sich verschiedenfarbige Pillen befanden, die offensichtlich Nahrung und Getränk ersetzen sollten. Unterhalb des Instrumentenbrettes zog sich ein breites Fenster hin, durch das der Blick ungehindert auf die gespenstische, eisbedeckte Oberfläche eines Mondes fiel.
    Dieser Anblick beseitigte die letzten Zweifel in Warren. Es gab keine Unklarheit mehr, er befand sich in der Pilotenkanzel einer durch Kernenergie angetriebenen Versuchsrakete, die eine erste Landung auf dem Mond unternehmen sollte. Eine Lampe auf dem Instrumentenbrett leuchtete plötzlich auf, und nach einem metallischen Klicken war eine Stimme zu hören.
    „Achtung – Achtung! Kontrollstation Versuchsgelände ruft Kommandant Dau in Rak Eins! Können Sie uns hören? Bitte melden, ob Sie uns verstanden haben!“
    Warren überlegte nicht. Ohne zu zögern, legte er einen kleinen Hebel um und räusperte sich. „Achtung – Kontrollstation! Hier meldet sich Kommandant Dau. Ich habe Sie verstanden. Fühle mich ausgezeichnet. An Bord ist alles wohl.“
    „Unseren Glückwunsch, Dau! Das Direktorium sendet Ihnen besondere Grüße. Wir verfolgen Ihren Weg und warten auf Ihre Rückkehr. Wie sieht es dort oben aus?“
    Warren beschrieb, was er sah, und während er sprach, erfüllte ihn Genugtuung, daß die Verwandlung gelungen war. Er fühlte sich eins mit der Person jenes Dau, der eine fremde Sprache sprach und von seinen Vorgesetzten dazu ausersehen worden war, den Kolumbus des Weltraums zu spielen, indem er für die Ratsdemokratie Souva auf dem Planeten Komar die erste Landung auf einem fremden Planeten unternahm.
    Er erinnerte sich der langen hinter ihm liegenden Jahre, in denen die Rakete entwickelt wurde, der

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