TS 33: Projekt Mikrokosmos
Gebrauch?“ fragte Alton. „Sie möchte auch eigene Erfahrungen sammeln und zum allgemeinen Wissen beitragen. Sie ist intelligent genug, um ihre Aufgabe selbständig durchzuführen.“
Enderby blickte sich fragend um. Steiner nickte zustimmend, Marco grinste. Weidekind, Williams, Rendell und Hyatt unterstützten Altons Vorschlag.
„Gut also“, nickte Enderby. „Rufen Sie das Mädchen herein!“
Marge kam, und ihre Freude war unverkennbar. „Mein Gott“, flüsterte sie Warren zu, „das ist wunderbar. Ich hatte fast die Hoffnung aufgegeben, in die Domäne der Männer einzubrechen. Wann soll es losgehen?“
„In zehn Minuten im kleinen Anbau“, sagte Warren und drückte dem Mädchen die Hand. „Ich werde auch da sein und dafür sorgen, daß Sie möglichst schnell in das Land der Träume gelangen.“
Enderby erklärte die Versammlung für beendet, und die Männer verließen den Raum. Williams und Warren verschwanden in dem kleinen Anbau, wo das Mädchen bereits wartete. Sie versuchte, ihre Aufregung zu verbergen, aber es gelang ihr nicht ganz. Tapfer streckte sie sich auf der gepolsterten Bank aus und ließ sich festschnallen. Kein Muskel zuckte in ihrem Gesicht, als Williams ihr die Injektion verabreichte.
„Wohin wird meine Reise gehen?“ fragte Marge, während sie die Vorbereitungen aufmerksam beobachtete. „Erfahre ich nichts über das Ziel? Ich weiß doch, daß ihr Männer euch immer wie Studenten vor dem Examen vorbereitet habt.“
„Eben das wollen wir Ihnen ersparen“, versetzte Williams lächelnd. „Ihre Fahrt wird ein Schuß ins Blaue. Konzentrieren Sie sich einfach auf die Zusammenballung im Mittelpunkt der mikrokosmischen Milchstraße, die Sie gleich durch das Teleskop sehen werden. Niemand von uns ist bisher in diesem Teil des Universums gewesen. Sie bekommen also eine ganze Welt für sich allein.“ Er stellte das Teleskop ein und schob das Objektiv dicht vor Marges Auge. Dann nahm er neben Warren am Fußende der Bank Platz.
Sekunden später war das Mädchen in tiefe Bewußtlosigkeit gefallen. Die beiden Männer musterten sie gespannt. Einmal murmelte sie Worte, die keiner verstand. Ihr Gesicht wirkte bleich und abgespannt.
Wenige Minuten später steckte Jack Quem seinen Schädel in den Raum, sah das Mädchen und begann zu brummen. „Was macht ihr mit ihr?“ fragte er unwillig. „Sie ist ein nettes Mädchen, viel zu hübsch für solche Sachen. Warum laßt ihr sie nicht in Ruhe?“
„Wir tun ihr doch nichts“, wehrte Warren ab. „Sie wollte es ja selbst. Lassen Sie ihr das Vergnügen. Wenn sie erwacht, wird sie Ihnen eine Menge zu erzählen haben.“
„In Ordnung“, grinste Jack. „Kann sie heute abend tun. Wir haben eine kleine Verabredung. Romantischer Spaziergang bei Mondschein.“
Die Tür war kaum hinter Jack Quem zugefallen, als Marge erwachte. „Welch Jammer, ich werde die Feier verpassen!“ waren ihre ersten Worte. Sie richtete sich auf und blickte sich enttäuscht um. „Schade“, flüsterte sie leise, „schade, daß es schon vorüber ist. Es wäre bestimmt eine tolle Sache geworden. Wir haben uns einen ganzen Monat lang auf den Abend vorbereitet. Bidra bekam zwar die Hauptrolle, aber meine Rolle war auch nicht schlecht.“
„Kommen Sie, Marge“, sagte Warren und half dem Mädchen auf die Füße. „Dort drüben liegen Papier und Bleistift. Schreiben Sie schnell nieder, was Sie erlebt haben. Zuvor aber eine neugierige Frage. Hatte die Welt, in der Sie lebten, Raumschiffe?“
Das Mädchen nickte. „Natürlich, Warren. Wie hätte es anders sein können, mit den unendlich vielen Sternen ringsum.“ Sie setzte sich und begann zu schreiben, hob noch einmal den Kopf. „Ein Himmel, wie ich ihn noch nie sah, Warren! Immer hell und leuchtend, ein ewiges Funkeln voller Leben. Gegen diesen Himmel erscheinen mir unsere Gestirne blaß und unendlich weit entfernt.“
Warren hätte gern mehr gehört, aber die Zeit für seine Verwandlung war gekommen. Diesmal wurde das Teleskop nicht direkt auf Komar gerichtet, sondern zielte nur in seine allgemeine Richtung. Warren schloß die Augen und konzentrierte sich. Es war erstaunlich, wie es immer kürzerer Wartefristen bedurfte, um ihn zu verwandeln.
Stimmen umschwirrten ihn, Räder kreischten, unaufhörliches Kommen und Gehen herrschte. Die Nebel vor seinen Augen verschwammen, und er fand sich auf einem Tisch sitzend wieder. In der Linken hielt er eine lange Liste, von der er laufend neue Positionen abstrich. Der Tisch
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