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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
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Worten spricht!“
    Das Gesicht des Astrophysikers verschwamm, und aus dem Nebel, der sich über die Kristallkugel gebreitet hatte, wuchs ein neues Gesicht hervor, das Gesicht einer Greisin mit scharfen Zügen und tief in den Höhlen liegenden Augen, die in dunklem Feuer glommen. Die Frau begann zu sprechen, monoton und doch mit seltener Eindringlichkeit, der sich niemand entziehen konnte. Sie sprach von einem kommenden Verhängnis, das darauf beruhte, daß ihr Universum seine größte Ausdehnung erreicht habe und nun wieder zusammenschrumpfen müsse, um sich eines Tages in ein Nichts aufzulösen. Sie erinnerte daran, daß es notwendig sei, sich auf diesen Tag vorzubereiten, gleichgültig, ob er morgen oder in tausend Jahren eintreten würde. „Verliert keine Zeit“, schloß sie, den hageren Arm zur Warnung erhebend, „und gebt euch nicht der falschen Hoffnung hin, jemand könne diesem Verhängnis entrinnen. Es kommt auf uns zu und ist unaufhaltsam, es verlangt von uns, daß wir einen Weg finden, der uns vor dem Untergang bewahrt!“
    Die Stimme verklang, und das Gesicht löste sich auf. Sekundenlang blieb die Kugel grau in grau, bis wieder das markante Gesicht des Wissenschaftlers zu erkennen war.
    „Wir haben uns mit dieser Prophezeiung beschäftigt, Freunde“, sagte er ernst. „Zweihundert Jahre lang haben wir nach Zeichen geforscht, die für oder gegen diese prophetischen Worte sprechen. Unsere Arbeit hat zu einem bitteren Ergebnis geführt – die Prophezeiung beruht auf Wahrheit! Unsere Messungen und Beobachtungen haben ergeben, daß die Grenzen unseres Universums erreicht sind, daß alle Bewegung von nun an im entgegengesetzten Sinne verlaufen wird. Schon hat die bisher rote Hülle unserer fernsten Sterne zu einem blassen Violett gewechselt – ein untrügliches Zeichen, daß unser Universum sich anschickt, zusammenzuschrumpfen. Das Orakel hat also die Wahrheit gesprochen, und um dieser Wahrheit willen soll es wieder das Wort ergreifen.“
    Noch einmal erschien das Gesicht der Greisin auf der spiegelnden Fläche, noch einmal erhob sie ihre mahnende Stimme, keine Zeit nutzlos verstreichen zu lassen und alles daran zu setzen, die Vernichtung allen Lebens zu verhindern.
    Warren ließ sich in den Sessel zurücksinken und legte die Hände gegen die pochenden Schläfen. Er begriff, wie ungeheuer die Szene war, die er eben erlebt hatte. Wie war es möglich, daß diese Frau Kenntnis von der Zukunft hatte? Wer war sie, daß ihr das Schicksal des Universums nicht verborgen blieb? Er hatte von dem Orakel des Weißen Sterns sprechen hören, hinter dem sich ein Wesen verbarg, das das Wissen von Jahrtausenden in sich aufgespeichert hatte und sich heute in dieser, morgen in jener Frau personifizierte, ein Rätsel, das es liebte, in Parabeln und Allegorien zu sprechen, zuweilen aber auch mit kühler Sachlichkeit Dinge zu sagen, die die Allgemeinheit ungern vernahm.
    Warrens Besuch in Dau dauerte lange genug, um ihm die Gewißheit zu geben, daß die Prophezeiung des Orakels ernstgenommen wurde. Je weiter die Zeit fortschritt, umso mehr wuchs die Erregung in der Stadt. Parteien bildeten sich, Meinungen standen sich gegenüber und führten zu hitzigen Diskussionen. Es war eine veränderte Stadt, die Warren nach einem Jahr verließ, um in dem kleinen Anbau neben dem Observatorium wieder in sein unterbrochenes irdisches Dasein zurückzukehren.
    Die Männer, die nach ihm von ihren Besuchen der fremden Welten zurückkamen, bestätigten seinen Bericht. In allen Teilen des Universums wurden Pläne erwogen und wieder verworfen, befanden sich alle Wissenschaftler in fieberhafter Tätigkeit, um den bedrohten Lebewesen den Weg zur Rettung zu weisen. Aber es schien, daß ihre Arbeit bisher keinen Erfolg gehabt hatte, und daß niemand imstande sein würde, das schreckliche Ende abzuwenden.
    Tief in Gedanken versunken, blickte Warren eines Abends auf den Mikrokosmos von der Galerie herab. Schon mit bloßem Auge glaubte er eine Veränderung feststellen zu können, eine winzige Schrumpfung, die auf der Oberfläche eine Andeutung der ersten Falten hervorrief. In der Frühe des nächsten Tages unterwarf er sich wieder der Verwandlung. Er kehrte nach Dau zurück und fand die Stadt seit seinem letzten Besuch verändert. Die Bevölkerung hatte sich in verschiedene Parteien geteilt, von denen jede ihr eigenes Motto hatte. Die erste Gruppe predigte Resignation und Unterwerfung unter das Unvermeidliche. Die zweite Gruppe hatte sich praktische

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