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TS 33: Projekt Mikrokosmos

TS 33: Projekt Mikrokosmos

Titel: TS 33: Projekt Mikrokosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grinnel
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Steiner hatte, von zwei Versuchen abgesehen, nicht an den Verwandlungen teilgenommen, die hauptsächlich den Gesprächsstoff während der gemeinsamen Mahlzeiten abgaben. Heute aber stand er im Mittelpunkt des Interesses, weil er Dinge zur Sprache brachte, die von äußerster Wichtigkeit für ihre Arbeit waren.
    Die Männer hatten schon aufgehorcht, als Steiner von Tatsachen zu sprechen begann, die bei allen als bekannt vorausgesetzt werden konnten – von der Erschaffung des Wasserstoffatoms, seinen Entwicklungsstufen, der Bildung von Sternen, Planeten und der mächtigen Milchstraße.
    „Wir alle wissen, daß unser Mikrokosmos“, so fuhr er fort, „genau wie unser eigenes Universum nie aufgehört hat sich zu vergrößern und auszudehnen, weil die ursprüngliche Atomexplosion sich in unendlichen schwächeren Kettenreaktionen fortsetzt. Was unser eigenes Universum betrifft, so besteht kein Grund zur Beunruhigung, denn es ist unendlich und bildet immer neue Materie, für die es gleichzeitig Raum schafft. Anders liegen die Dinge bei dem von uns geschaffenen Mikrokosmos. Dieser wird begrenzt durch unser Universum, das ihn wie eine Kapsel umgibt. Was geschieht nun, wenn die totale Energie des Mikrokosmos ihren Höchstwert erreicht hat, wie es in Kürze der Fall sein wird? Wir haben uns diese Frage oft vorgelegt und wissen, daß es nur eine Antwort geben kann – im gleichen Augenblick, da das Mikrouniversum seine höchste Ausdehnung erreicht hat, beginnt sein Zerfall, beginnt es wieder einzuschrumpfen.“
    Steiner machte eine Pause und ließ seine Blicke über die Tafelrunde wandern. Warren hatte sich in den Sessel zurückgelehnt und die Augen halb geschlossen. Er wußte, was Steiners Worte bedeuteten – das Ende des Experimentes stand nahe bevor. Die Wissenschaftler schienen von dieser Tatsache nicht sonderlich beeindruckt zu sein, wohl aber Marge McElroy.
    Sie richtete sich auf und funkelte Steiner aus ihren hellen Augen an. „Wollen Sie damit sagen, Mr. Steiner, daß jenes Universum der Vernichtung anheimfallen muß?“ fragte sie mit angehaltenem Atem.
    Steiner nickte und hob zugleich die Schultern. „Dieses Ende ist unabwendbar. Wie unmittelbar es nahegerückt ist, weiß ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Es dürfte interessant sein, dieses Ende eines Universums zu beobachten, meinen Sie nicht auch?“
    „Nein“, antwortete das Mädchen spröde. „Ich kann es nicht finden, obwohl mein Verstand begreift, daß etwas von Menschenhand Geschaffenes nicht ewig währen kann. Ich muß trotzdem an die Planeten denken, besonders an das Leben, das auf ihnen herrscht. Wie bald wird dieses Leben unter den vernichtenden Einfluß, von dem Sie sprachen, geraten?“
    Steiner machte eine ungeduldige Handbewegung. „Niemand weiß es. Klar ist nur, daß das planetarische Leben vom Untergang nicht ausgeschlossen ist. Wir haben die Bewegungen der Sterne, der Milchstraße und ihrer Sternenhaufen gemessen und festgestellt, daß ihre äußersten Ausläufer, nachdem sie die Grenzen des Universums berührten, in einen Drall geraten sind, der sie in gegenläufige Bewegung setzt, sie also zum Mittelpunkt zurückwirft. Dieser Vorgang, der nur langsam und kaum merkbar begann, ist bereits in vollem Gange. Mit der Rückbewegung dieser Massen erfolgt eine Konzentration von Gasen und Materie, die den Vorgang dort enden lassen wird, wo er begann – bei einem einzigen primitiven Uratom.
    Soweit es die Planeten betrifft, die im astrophysikalischen Sinne zur unbedeutendsten kosmischen Materie gehören, werden sich keine Möglichkeiten mehr für irgendeine Art von Leben, ausgenommen das der niedersten Formen, der Bakterien etwa, ergeben. Je fortgeschrittener die Form, umso eher wird sie kapitulieren müssen.“
    Steiner brach ab und ließ eine Reihe von Aufnahmen um den Tisch wandern, auf denen für das geschulte Auge die ersten Anzeichen für diese Vorgänge sichtbar waren. Warren betrachtete die Bilder lange und gab sie mit ernster Miene weiter.
    „Also ist das Ende des Universums gekommen“, sagte er düster. „Und es gibt keine Hoffnung für die Wesen, die in ihm leben?“
    Weidekind schüttelte den Kopf, ein wenig nachsichtig, wie es Marge schien. „Wie sollte es? Wir wissen, daß jede Welt einmal zugrunde geht. Für uns wird es sehr aufschlußreich sein, zu beobachten, wie die einzelnen Welten sich in dieser Situation verhalten, und mit welchen Mitteln sie versuchen werden, der Gefahr zu begegnen.“
    „Ein bedrückender Gedanke“,

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