TS 36: Die Waffenschmiede von Isher
habe ich mir überlegt, ob ich nicht öfter heiraten sollte. Vielleicht könnte auf diese Weise doch einmal ein unsterbliches Kind geboren werden. Das ist erst meine dreizehnte Ehe. Ich – habe es nicht öfter übers Herz gebracht, wenn ich auch eine Methode entwickelt habe, um nach außen hin zu altern, was auf die Menschen, die die Wahrheit kennen, eine günstige psychologische Wirkung hat.“
Als er Gonish’ Blick sah, verengten sich seine Augen, und er fragte: „Was ist denn?“
Der Weise sagte: „Sie liebt Sie, denke ich, und das erschwert die Sache, denn sehen Sie, sie kann keine Kinder bekommen.“
Hedrock sprang auf und trat auf den Weisen zu, als wolle er ihn schlagen. „Ist das Ihr Ernst? Aber sie hat doch gesagt …“
Gonish nickte langsam. „Ja, wir haben die Kaiserin seit ihrer frühesten Jugend genau studiert, und mir sind natürlich alle Aufzeichnungen über sie bekannt. Ich kann mich nicht täuschen.“ Er fixierte Hedrock durchdringend. „Ich weiß, was das für Ihre Pläne bedeutet, aber nehmen Sie es nicht so schwer. Prinz del Curtin ist der nächste in der Erbfolge und dürfte meines Erachtens die Dynastie fortsetzen. In ein paar Generationen wird es wieder eine Kaiserin geben, und die können Sie dann heiraten.“
Hedrock blieb stehen. „Seien Sie doch nicht so kalt und nüchtern“, sagte er mit bebender Stimme. „Ich denke nicht an mich. Ich kenne diese Isher Frauen zu gut. Innelda wird nicht auf das Kind verzichten wollen, und das macht mir Sorge.“ Er wirbelte herum und packte den Weisen am Arm. „Sie irren sich bestimmt nicht, Gonish?“
Der Weise schüttelte den Kopf. „Nein, Hedrock, ich irre mich nicht. Die Kaiserin wird bei der Geburt des Kindes sterben, und …“
Er hielt ein, und seine Augen saugten sich an einem Punkt hinter Hedrock fest.
Hedrock drehte sich langsam um und sah die Frau, die dort stand. Sie sagte mit schleppender Stimme: „Captain Hedrock, Sie werden innerhalb einer Stunde mit Ihrem Freund den Palast verlassen und …“
Sie hielt inne und stand wie eine Gestalt aus Stein da. „… nie nie wiederkehren“, fuhr sie mit erstickender Stimme fort. „Ich könnte es nicht ertragen. Gehen Sie jetzt!“
„Warte!“ schrie Hedrock. „Innelda, du darfst das Kind nicht zur Welt bringen.“
Aber seine Worte prallten von der geschlossenen Tür ab.
*
Del Curtin war es, der Hedrock am letzten Tag in den Palast brachte. „Wir müssen jemand in ihre Nähe bringen. Sie muß der Vernunft gehorchen. Meine Freunde werden diesen neuen Arzt, diesen Trelinger, davon unterrichten, daß Sie hier sind. Bleiben Sie in Ihren Räumen, bis man Sie ruft.“
Das Warten war furchtbar. Hedrock schritt auf dem Teppich auf und ab und gedachte der Monate, die vergangen waren, seit man ihn aus dem Palast verbannt hatte. Am schlimmsten waren die letzten Tage gewesen. Die Gerüchte hatten sich verstärkt. Hedrock hörte sie überall. Sie kamen nicht über das Video. Offizielle Verlautbarungen wurden keine gemacht, und wie die Gerüchte in die Öffentlichkeit gelangt waren, ließ sich nicht feststellen. Aber er hörte sie in den Restaurants, und sie verfolgten ihn auf den Straßen. Die Gerüchte waren nicht bösartig, sie sagten einfach, daß man jeden Tag mit einem Isher-Erben rechnen könne, und die aufgeregte Isher-Welt wartete auf eine offizielle Ankündigung. Niemand wußte es, aber heute war der Tag.
Die Krise kam um zehn Uhr nachts. Eine Botschaft Dr. Trelingers riß Hedrock aus seinem Arbeitsraum heraus und ließ ihn die Stufen zum Gemach der Kaiserin hinaufeilen.
Dr. Trelinger hatte keine andere Schuld als seine Schwäche. Man hatte ihn als Nachfolger für Dr. Snow an den Hof berufen, der nach dreißigjähriger Dienstzeit für das Haus Isher kurzerhand entlassen worden war. Hedrock erinnerte sich noch gut, wie Innelda einmal bei Tisch gegen Dr. Snow losgezogen hatte und ihn einen alten unfähigen Mann genannt hatte, der nur bei Hof sei, weil er sie einmal zur Welt gebracht habe.
Es bestand kein Zweifel, daß Dr. Snow ihr die Tatsachen geschildert hatte, wie sie waren, aber die hatten Innelda nicht gepaßt. Und wenn Hedrock jetzt Dr. Trelinger zuhörte, dann hatte er nicht den geringsten Zweifel, daß diesem Arzt noch keine gründliche Untersuchung gestattet worden war. Sie hatte eine gute Wahl getroffen. Das war genau der Typ von Arzt, den die Ehrfurcht vor dem Kaiserhaus daran hindern würde, den Widerstand seiner kaiserlichen Patientin zu
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