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TS 38: Planet der Amazonen

TS 38: Planet der Amazonen

Titel: TS 38: Planet der Amazonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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hatte. Elinor war sogar zu benommen, um sich viel zu beschweren.
    Davis übte mit der automatischen Schleuder, die als ein Teil seiner Ausrüstung am Sattelknauf hing; sie war ein geschickt ausgeklügeltes Stück Arbeit. Ein Magazin, das sechs kurze, eisenbeschlagene Geschosse enthielt, spuckte diese automatisch in Abschußlage, und eine enggewundene Feder lieferte genügend Energie, um den kleinen Bogen mehrere Male anzuspannen. Es war eine treffsichere, schnellfeuernde Waffe, und Davis verstand genügend von der Schießkunst, um sich rasch damit zurechtzufinden.
    Die Bergkette erhob sich steil und schreckenerregend vor ihnen, ein langer, unfruchtbarer Streifen lag oberhalb der Waldgrenze, der tief verschneit und von Gletschern kahlgeschliffen war. Es gab keine Wege, und die Whitleys mußten sich einen Pfad über den Paß suchen, von dem sie nur vom Hörensagen etwas wußten.
    Langsam paßte sich sein Organismus an, und Davis begann sogar überschüssige Energien zu verspüren, so daß er sich erbot, eine Nachtwache zu übernehmen. Sie beabsichtigten, die ganze Nacht über zu lagern, um Kräfte zu sammeln für die Paßüberquerung.
    „Nun“, meinte Valeria zweifelnd. „Nein, es geht nicht. Bei dir könnte sich alles und jeder anschleichen.“
    Barbara runzelte die Stirn. „Davis mag an dieses Land nicht gewöhnt sein, aber er ist stärker als wir. Ich könnte gut etwas zusätzlichen Schlaf gebrauchen.“
    „Oh, sehr gut.“ Ihre Kusine lachte. „Gut. Soll er seinen Spaß haben.“
    Davis war Barbara dankbar. Er war aber nicht ganz sicher, ob sie wirklich meinte, was sie sagte. Vielleicht hatte sie es nur gesagt, um Valeria zu widersprechen.
    Die Frauen rollten sich in ihre Decken ein und schickten sich an zu schlafen. Davis zog den groben Wams an, den ihm Barbara zusammengestichelt hatte, legte seinen Umhang darüber und streckte seine Füße gegen das Feuer zu aus. Seine Sandalen fielen auseinander, und Schuhe gab es keine.
    Es war eine wolkenreiche Nacht. Ein paar trockene Schneeflocken wirbelten an ihm vorüber. Dichtes Gebüsch umgab den Lagerplatz, irgend etwas in weiter Ferne verursachte ein Geräusch wie das Lachen eines Irren.
    Das fahle Licht schien auf Barbaras Gesicht – oder war es das von Valeria? Nein, die linke Hand schaute unter der Decke hervor, und sie zeigte keine Spur einer verheilenden Narbe. Barbara also. Sie sah eigenartig unschuldig aus, während sie schlief. Elinor hingegen wirkte sogar durch den Schlafsack hindurch noch begehrenswert, aber sie schnarchte.
    „Pieps!“ sagte eine Stimme.
    „Hallo“, sagte Davis. Er griff nach seinem Bogen.
    Der Pieper kam trippelnd zum Vorschein. Er war ein flaumiger, kleiner Vogel, rund wie eine Butterkugel, mit einem Papageienschnabel und großen, traurigen Augen. Davis dachte flüchtig daran, ihn zu erlagen, aber sie hatten bereits genügend Fleischvorräte, und der Vogel ließ sich zufrieden neben ihm nieder. Davis wagte es, ihn zu streicheln, und der Pieper zitterte vor Behagen.
    „Gewiß, mach es dir nur bequem“, flüsterte Davis. „Du bist ein hübscher Vogel. Ich brauche jemanden zum Sprechen. Ich fühle mich einsam.“
    „Piep“, sagte der Pieper teilnahmsvoll.
    Davis plauderte mit ihm, bis ihn der Schlaf unwiderstehlich zu übermannen drohte. Er streckte den Fuß über die glimmenden Kohlen und stupfte Valeria mit boshaftem Vergnügen wach.
    Das Mädchen gähnte und wickelte sich aus ihrer Decke. „Nicht gerade viel – oh!“ Sie erstarrte, wo sie stand.
    „Ach, der da?“ Davis streichelte den Pieper, der sich in seinen Schoß kuschelte.
    Valeria war ganz weiß. „Keine Bewegung!“ stieß sie zwischen zusammengepreßten Lippen hervor. „Bewege dich nicht, wenn dir dein Leben lieb ist!“
    Ihre Hand stahl sich zu ihrem Gürtel; ganz langsam zog sie einen Pfeil daraus hervor. „Wenn ich ihn getötet habe, rollst du dich weg. Verstanden? Jetzt!“
    Das Geschoß sprang aus ihrer Hand und durchbohrte den Pieper. Davis strampelte, um von den Todeszuckungen des Piepers freizukommen.
    „Was zum …?“ schrie er.
    Barbara und Elinor richteten sich auf. Elinor schrie auf.
    Valeria stieß ein rasselndes Lachen aus. „Sein Biß enthält genügend Gift, um zehn Leute zu töten!“
    Davis erwiderte nichts.
    „Du bist von weiterer Wachepflicht entbunden“, schnarrte Valeria. „Geh jetzt schlafen – wenn du kannst!“
    „Ist schon gut“, sagte Barbara, als er zu seinem Schlafsack kroch. „Du konntest es schließlich nicht wissen,

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